Aufbruchstimmung in Alt-Kues

Bernkastel-Kues · Neue Ideen für Alt-Kues: Nachdem auf der anderen Moselseite Stadtentwicklungsprojekte angegangen werden, sind die Kueser Bürger entschlossen, nun auch ihren Stadtteil voranzubringen.

Bernkastel-Kues. Es braucht kein Expertenauge, um die Probleme in Alt-Kues zu sehen. Marode Altbauten reihen sich aneinander und bieten mit ihren bröckelnden Fassaden ein trostloses Bild, das nichts gemein hat mit den Werbefotos aus Bernkastel. Dabei hat Alt-Kues seinen eigenen Charme, wie ein Rundgang mit anschließender Diskussion zur Stadtteilentwicklung deutlich machte.
Das geplante Neubaugebiet Kueser Lieschberg in Richtung Lieser sorgt für Unmut. Gegner befürchten mehr Verkehr, mehr Abgase und mehr Lärm (der TV berichtete am 12. November). Berthold Mertz, einer der Kritiker, möchte die Enge in Kues nicht missen. Er liebe "die verwinkelten Straßen, die sich in keinster Weise dem Verkehr angepasst haben" und die Entschleunigung bietende Atmosphäre. Vieles gehöre weiterentwickelt - aber behutsam mit einem attraktiven Konzept. "Ecken und Kanten", die nicht verschwinden dürften, sollten ins rechte Licht gerückt werden.
Eine von vielen Besonderheiten ist laut Ralf Horstmann, Hotelier aus der Goethestraße, die Steintreppe hoch zum Plateau. Er sehe da kaum Leute hochgehen. Das wäre mit wenig Aufwand zu ändern, etwa, indem man sie als sportliche "Himmelsleiter" vermarktet. Doch für Kues brauche es viel mehr: "Ich wünsche mir ein neues, zweites touristisches Zentrum - einen nicht von geprägten Lebensraum mit kleinen Ecken und süßen Cafés." Für die alte Schule mit ihrem "tollen Keller" hat Horstmann gleich drei Vorschläge: Sie könnte weinkulturelles Zentrum, Cusanus Hochschule oder ein gesundheitstouristisches Zentrum werden.
Paul Adams aus der Balduinstraße wünscht sich, dass Alt-Kues für die dort lebenden Bürger und auch für Touristen attraktiv bleibt oder wird. Wichtig sei, dass die Bausubstanz nicht verfalle. Für den in Neu-Kues lebenden Guido Lotz gilt es daher vorrangig, die Wohnqualität zu erhalten, zu steigern und "ans moderne Leben" anzupassen. "Ich kann Haus oder Wohnung nur vermieten, wenn sie einen gewissen Standard aufweisen." Daher sollte der Bestand optimiert werden. So etwa durch das Zusammenlegen zweier Häuser oder auch einen Abriss zugunsten neu gestalteter Flächen.
Eine "Bestandsreduzierung" hält auch der Stadt- und Landschaftsplaner Andreas Hartenfels für erforderlich. Er moderierte auf Einladung von Stadtratsmitglied Jutta Blatzheim-Roegler (Bündnis 90/Die Grünen).
Enge, schlechte Lichtverhältnisse und fehlende Parkplätze seien die Hauptprobleme. Für ein attraktiveres Wohnen sollten mehr Licht und mehr Grün rein - aber behutsam. Selbst brachliegende Gärten, von denen es etliche gebe, seien erhaltenswert in der Stadt mit ihrem tollen Potenzial für Familien wie Ältere.Extra

Die Präsentation von Stadt- und Landschaftsplaner Andreas Hartenfels schloss sich an einen Rundgang durch Kues an. Mit dabei waren auch Stadtbürgermeister Wolfgang Port, Vertreter der Fraktionen und eines örtlichen Architekturbüros. Auch andere Stadtratsfraktionen setzten sich für Verbesserungen in Alt-Kues ein. Die FDP regt ein Sanierungskonzept mithilfe von Städtebau-Fördertöpfen von Bund und Land an, die CDU ein Konzept für die im 18. Jahrhundert erbaute alte Schule. Das Gebäude mit seinem unter Denkmalschutz stehenden Gewölbekeller dominiert ein ganzes Viertel zwischen Weingarten- und Kardinalstraße. Eine Anschubfinanzierung in Höhe von 25 000 Euro hat der Stadtrat in seiner Sitzung Ende November genehmigt (der TV berichtete). Der Betrag wird im Haushalt 2015 eingestellt und kann für die Kosten der Planung oder für eine Dorfmoderation verwendet werden. urs

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