Aufforderung zum Tanz auf Russisch

Wittlich · Ein Jahr nach seiner Eröffnung wirbt der Musikpark in Wittlich damit, eine deutsch-russische Diskothek zu sein - und zwar die größte in Rheinland-Pfalz. Mit der ehemaligen "Russendisko" Colosseum, die sich bis Juli 2010 an gleichem Ort befand, sei der Musikpark jedoch nicht zu vergleichen, sagen sowohl die Betreiber als auch die Polizei.

Wittlich. "Russendisko" hieß das Colosseum im Volksmund, weil es vor allem ein Publikum osteuropäischer Herkunft angezogen hatte. Im Juli vergangenen Jahres wurde diese Wittlicher Disco geschlossen. Jahrelang hatte sie mit ihrem schlechten Ruf zu kämpfen, immer wieder hatte es beispielsweise Gerüchte über Drogenhandel gegeben. Nach der Schließung stand das Gebäude einige Zeit leer. Es stand zum Verkauf, wurde zwangsversteigert. Der Inhaber einer Wittlicher Gebäudereinigungsfirma kaufte die 6002 Quadratmeter Grundstück plus Gebäude mit rund 1000 Quadratmetern im Erdgeschoss und 690 Quadratmetern im Obergeschoss (der TV berichtete).
Vor einem Jahr öffnete dann der Musikpark: alte Adresse, ein neuer Name, ein neuer Besitzer, ein neues Konzept. Im Gegensatz zum Colosseum sollte die neue Disco nicht auf eine bestimmte Zielgruppe oder Nationalität ausgerichtet sein.
Doch seit Juli wirbt der Musikpark auf seiner Homepage damit, die "größte deutsch-russische Diskothek in Rheinland-Pfalz" zu sein. Nach der Eröffnung wurde das Programm der Disco umgestellt, neben bekannten Chartshits läuft dort jetzt auch russische Musik.
Geschäftsführer des Musikparks ist Sergiy Kasyanov. Seine Frau sprach stellvertretend für ihn mit dem TV.
"Nach der Eröffnung sind zunächst zu wenige Leute gekommen", sagt sie. "Um das Geschäft anzukurbeln, wollten wir eine weitere Zielgruppe ansprechen: Das mit der deutsch-russischen Disco ist dazu gedacht, das russische Publikum anzulocken." Die Betreiber legen jedoch großen Wert darauf, ein internationales Publikum zu erreichen. Der Musikpark sei eine "Disco für jedermann und jede Nation", hieß es vor einigen Monaten auf Facebook, als das neue deutsch-russische Programm angekündigt wurde.
Wenig Kriminalität


Tatsächlich läuft im Musikpark nicht nur russische Musik, sondern auch viele Lieder aus den internationalen Charts. Trotzdem schätzt ein Mitarbeiter der Disko, dass etwa 80 Prozent der Besucher einen russischen Migrationshintergrund haben. Mit dem schlechten Ruf des Colosseums wollen Sergiy Kasyanov und seine Frau jedoch nichts zu tun haben: "Auf keinen Fall kann man den Musikpark mit dem Colosseum vergleichen."
Das sagt auch Hans-Jürgen Riemann von der Polizei Wittlich. Er hat genaue Zahlen darüber, wie oft es im Musikpark bisher zu Krawallen gekommen ist: Sieben Körperverletzungen und vier Alkohol- und Drogendelikte hat die Polizei seit der Eröffnung festgestellt. Besonders alarmierend sind diese Zahlen nicht. Riemann: "Im Vergleich zur Disco Kajüte in Binsfeld gibt es keine auffälligen Werte." Beide Discos seien in der Polizeistatistik nicht besonders auffällig.
Die Jugendlichen in Wittlich sind geteilter Meinung über den Musikpark. "Die Musik ist da recht gut", sagt ein 19-Jähriger aus Kinderbeuern, "und Spaß hat man da eigentlich immer."
Ein anderer Jugendlicher kann sich dagegen nicht mit dem Konzept anfreunden: "Im Gegensatz zu anderen Discos finde ich den Musikpark befremdlich. Das gibt einem ein mulmiges Gefühl."
Für die Betreiber scheint die Idee mit der deutsch-russischen Disco jedenfalls aufzugehen. "Die Disco ist jetzt besser besucht als vorher", sagt die Frau des Inhabers. Trotzdem könnte das Geschäft besser laufen: Ein Insider schätzt, dass pro Abend 300 bis 400 Leute kommen. Platz bietet die Disko für 1300 bis 1400 Besucher.
1994 war das "Colo" die erste Großraumdisco im Kreis Bernkastel-Wittlich. Bekannte DJs wie Dr. Motte alias Matthias Roeingh und Erfinder der Loveparade, legten auf, die "Fantastischen Vier" spielten vor 2000 Fans. Neben dem Musikpark gibt es in Rheinland-Pfalz einige andere deutsch-russische Discos, zum Beispiel den "Dance Palast" in Koblenz und das "Rasputin" in Andernach.

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