Aufklären statt einsitzen

Wittlich. Großes Interesse herrschte bei der türkisch-islamischen Gemeinde am Infonachmittag der Polizei in den Räumen der Moschee Wittlich. Entstehung der Sucht, Drogen, Möglichkeiten der Vorbeugung und rechtliche Aspekte wurden erklärt. Die Gemeinde möchte mit gezielten Maßnahmen zur Prävention beitragen.

"Die Kinder von heute sind die Großen von morgen", so eröffnete der Imam der türkisch- islamischen Gemeinde den Infonachmittag zum Thema Drogen. Eingeladen hatten die Gemeinde und die Polizei Wittlich. Über 70 Männer, Frauen, Jugendliche und Kinder waren der Einladung gefolgt, ebenso der Kontaktbeamte der Polizei Wittlich, Wolfgang Labusch, der der Ansprechpartner für die türkische Gemeinde ist. Dass es kein alltägliches Ereignis ist, wenn die Mitglieder der türkisch-islamischen Gemeinde und der Polizei über Drogen aufklären, zeigt das Interesse einer türkischen Zeitung mit Sitz in Frankfurt, "Zaman", die über die Aktion in Wittlich berichten wird. Anlass für das Seminar war die hohe Quote an Drogenvergehen, wegen der viele türkische Jugendliche im Gefängnis sind. "Einmal im Monat besuche ich mit unserem Imam die türkischen Inhaftierten in der Justizvollzugsanstalt Wittlich. Fast 80 Prozent sind wegen Drogendelikten inhaftiert", berichtet Yilmaz Yildiz, Vorsitzender der türkisch- islamischen Gemeinde. Hubert Lenz stellt als Beauftragter für Jugend bei der Kriminalpolizei die polizeiliche Sicht dar: "Drogen sind bei allen Nationalitäten ein Problem. Ich möchte Hintergrundwissen vermitteln." Denn bereits sieben Prozent der Zwölfjährigen rauchen regelmäßig, fünf Prozent der Zwölfjährigen trinken regelmäßig Alkohol und knapp 24 Prozent der 15-Jährigen haben Erfahrung mit Cannabis, erklärt Lenz. In Wittlich hat die Polizei es am häufigsten mit Cannabis, Amphetaminen, Heroin und Kokain zu tun. Bis jemand süchtig wird, braucht es allerdings mehr als die Verfügbarkeit der Droge. Die Persönlichkeit des Konsumenten und das soziale Umfeld tragen entscheidend zur Sucht bei. Ob jemand süchtig ist oder nicht, sei für außen Stehende schwer festzustellen, sagen die Polizisten. "Eindeutige Hinweise gibt es nicht, aber einige Merkmale, die jedoch nicht als Checkliste zu verstehen sind", sagt Lenz. Dazu gehören Utensilien wie Spritzen, Aufbewahrungsbehältnisse, Tabletten unbekannter Herkunft, Schulden, Cannabisgeruch, Augenrötungen oder Einstichstellen. Verhaltensänderungen wie Leistungsabfall, verringerte Konzentrationsfähigkeit, Apathie und Gefühlsschwankungen könnten ebenfalls Indizien einer Sucht sein, erklärt Lenz. Jeder macht sich strafbar, der verbotene Stoffe besitzt oder anderen die Gelegenheit verschafft, sie zu konsumieren. Wer zur Tataufklärung oder Verhinderung beiträgt, dem wird eine Strafmilderung in Aussicht gestellt. Der Vorsitzende der türkisch-islamischen Gemeinde nahm die Informationen dankend an. "Wir wollen nun weiterüberlegen, was wir von Gemeindeseite konkret tun können, um die Jugendlichen zu stärken und zu schützen. Eine Fußballmannschaft haben wir schon, einen Jugendraum wollen wir jetzt zur Verfügung stellen", berichtet Yilmaz Yildiz.

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