Aufmerksamkeit für Kinder psychisch kranker Eltern

Die Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich bietet eine kostenfreie Elterninformation über die Entwicklung von Kindern und Fragen zur Erziehung an. Die Broschüre kann speziell für verschiedene Altersbereiche bezogen werden.

Wittlich. Mehr als 1,6 Millionen Minderjährige in Deutschland sind von einer psychischen Erkrankung eines oder beider Elternteile betroffen. Das Risiko, in der weiteren Entwicklung einmal selbst an einer psychischen Krankheit zu leiden oder psycho-soziale Auffälligkeiten zu entwickeln, ist für Kinder, deren Eltern psychisch erkrankt sind, oft vielfach höher als bisher angenommen.

Dabei werden Kinder oft über eine bekannte psychische Erkrankung der Eltern nicht richtig informiert. Psychische Erkrankungen sind ein Tabuthema. Damit Kinder in solchen Lebenslagen, die insgesamt zunehmen, sich altersgemäß entwickeln können, ist eine kindgerechte Aufklärung über die Situation der erkrankten Eltern wichtig sowie weitere Bezugspersonen, die es den Kindern ermöglichen, Kind zu bleiben. Ansonsten kommt es oft zum Rollentausch: Kinder übernehmen dann Aufgaben der erkrankten Eltern und müssen damit ihre eigene, kindgerechte Entwicklung verzögern. Mit nur wenigen Schritten kann Kindern geholfen werden. Die Kooperation von Jugendhilfe und Psychiatrie muss weiter verbessert werden. Einen solchen Ansatz bildete der Fachaustausch im Rahmen der dritten Kinderschutz-Netzwerkkonferenz in Wittlich.

Professor Dr. med. Eva Möhler (SHG-Kliniken) und Diplom-Pädagogin Birgit Lattschar (ISM Mainz) haben ihre Forschungsergebnisse zu Kindern psychisch erkrankter Eltern vorgestellt. In einer anschließenden Expertenrunde wurde diskutiert, wie sich die Situation für Kinder in der Praxis verbessern kann.

Einen Überblick über die Angebote und Maßnahmen im Kinderschutz stellte der Netzwerkkoordinator, der Diplom-Pädagoge Stephan Rother, für die Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich vor.

Junge und werdende Eltern erhalten kostenfrei eine Broschüre mit wichtigen Informationen. Mit Gesprächskreisen in Kindertagesstätten informieren das Gesundheitsamt und das Jugendamt gemeinsam über die Früherkennungsuntersuchungen für Kinder und die Angebote des Jugendamtes für Familien.

Beratung für alle Kindergärten



Das Netzwerk Kinderschutz der Initiative "Guter Start ins Kinderleben - Erziehungskompetenz stärken!" im Landkreis Bernkastel-Wittlich arbeitet koordiniert. Im vergangenen Jahr wurde im Altersbereich Kleinkinder und Vorschulphase der Austausch zwischen verschiedenen Berufsgruppen, die mit und für Kinder arbeiten, besonders intensiviert. Es ist gelungen, ein Beratungssystem für alle Kindertagesstätten im Landkreis Bernkastel-Wittlich einzurichten, wenn Unsicherheiten bei der Einschätzung einer Kindeswohlgefährdung bestehen. Außerdem wurde eine Arbeitshilfe mit einem Einschätzungsbogen für alle Kindertagesstätten im Landkreis zur Verfügung gestellt. In diesem Jahr liegt der Schwerpunkt der "Runden Tische" auf dem Altersbereich der sechs- bis zwölfjährigen Kinder im Schulalter.

Die Erkenntnisse aus dem landesweiten Modellprojekt zur Qualitätssicherung im Kinderschutz zeigen eindeutig, wie wichtig das Zusammenwirken verschiedener Berufsgruppen und Organisationen ist. redAnsprechpartner für das Kinderschutz-Netzwerk ist Diplom-Pädagoge Stephan Rother, Telefon 06571/14-2220, E-Mail: stephan.rother@bernkastel-wittlich.de

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