Aus der Szene-Kneipe in den Schwimmbad-Kiosk

Morbach · Nachdem Sammy Hackländer seine zwei Gaststätten aufgegeben hat, fragten sich alle Bernkasteler: Was mag Sammy jetzt machen? Antwort: Er betreibt den Kiosk im Morbacher Freibad.

 Zweimal Pommes mit Curry-Wurst: Sammy Hackländer reicht Badegast Eckhard Kaufmann die bestellten Speisen. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Zweimal Pommes mit Curry-Wurst: Sammy Hackländer reicht Badegast Eckhard Kaufmann die bestellten Speisen. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Morbach. In Bernkastel-Kues ist Sammy Hackländer stadtbekannt. 2011 gab der Wirt seine Kneipe Sammys Bierkeller auf, die er 32 Jahre lang betrieben hatte. Im April dieses Jahres machte er nach 17 Jahren sein zweites Lokal Station Kues dicht, weil das ehemalige Bahnhofsgebäude, in dem sich sein Lokal befunden hat, umgebaut und neu verpachtet wird.
Im Frühjahr bewarb er sich um den Kiosk im Morbacher Freibad und erhielt von der Verwaltung den Zuschlag. Jetzt verkauft er Pommes, Würstchen, Lutscher und Eis an die Badegäste.
"Zunächst mache ich das mal eine Saison, damit ich Arbeit und Einkommen habe", sagt er. Bei zweifelhaftem Wetter hält er telefonisch Rücksprache mit Bademeister Axel Rathay, bevor er sich auf den Weg von der Mosel auf den Hunsrück macht.
"Wenn schlechtes Wetter ist, verfahre ich sonst mehr Benzin, als ich Umsatz habe." Trotz der ganz anderen Kunden, als er es bisher gewöhnt war, fühlt er sich im Morbacher Freibad wohl. "Egal, ob Verwaltung, Kollegen im Bad oder Gäste, ich fühle mich gut angenommen", sagt Hackländer. Das einzige, was ihn bisher stört, ist der Dreck, den einige meist jugendliche Badegäste hinterlassen. Denn zu Hackländers Aufgabe gehört auch die Reinigung der Liegewiesen. "Einige sind zu bequem, um zwei Meter zum Mülleimer zu laufen", ärgert er sich.
Doch im Kiosk spürt man Sammys Handschrift: Den Kaffee gibt es in fair gehandelter Bioqualität. Außerdem verkauft er auch Biolimonade. Biosnacks sollen folgen. Badegäste können selbst eingelegten Schafskäse oder Calamares essen. Dazu gibt es preisgekrönten Wein: Im Vorjahr hat Sammy mit einem Riesling lieblich Bernkasteler Kurfürstlay 2011 den Wettbewerb um den besten Schoppen gewonnen.
Außerdem bastelt Hackländer an einem Freizeitprogramm: "Wir überlegen, Freiluftveranstaltungen im Schwimmbad zu organisieren". Das könnte ein Abend mit Bluesmusik oder ein Jazzfrühstück sein, sagt er.
Musikgruppen hätten bereits zugesagt. Allerdings seien wegen der Modalitäten noch Abstimmungen mit der Gemeinde erforderlich, so Hackländer. Eine weitere Einschränkung: "Das geht natürlich nur bei gutem Wetter".
Hackländer macht aber klar, dass er weiter nach einem Lokal sucht, das er ganzjährig bewirtschaften kann. Allerdings kommt nur eins in Frage, das zu ihm passt. "Als Gastronom arbeitet man 80 Stunden die Woche, und dann muss daran auch Spaß haben."
Bis dahin betreibt er den Kiosk im Morbacher Schwimmbad mit der Hilfe seiner Verlobten Katrin Sonnemann. Verlobte? "Ja, wir wollen heiraten, aber über die Badesaison wird das wohl nichts", lacht er. cst

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort