Aus für Dorfladen-Projekt in Haag

In Haag wird es auch in Zukunft keinen Dorfladen geben. Ein Versuch der Gemeinde Morbach und des Ortsbezirks Haag, ein solches Projekt unter Beteiligung der Bevölkerung auf die Beine zu stellen, ist definitiv gescheitert.

Haag. Der Dorfladen in Haag wird nicht eingerichtet. Das sagen übereinstimmend der Haager Ortsvorsteher Norbert Schemer sowie Ralf Becker von der Gemeindeverwaltung Morbach. "Wir mussten das Projekt abblasen, es haben sich nicht genug Leute gemeldet", bedauert Schemer.

Mit dem alten Pfarrhaus war schon ein Gebäude ausgesucht worden, in dem man den Dorfladen hätte einrichten können. Die Pfarrbibliothek, die derzeit in den Räumen untergebracht ist, hätte im ersten Stock des Gebäudes einen neuen Platz gefunden. Angedacht war ein Dorfladen unter der Mitwirkung der Bevölkerung. Bei einem ähnlichen Projekt in Klausen hatten die Bürger Anteilsscheine erworben, mit deren Hilfe dort der Laden eingerichtet wurde.

Bei zwei Fragebogenaktionen hatten zu wenige Haager die Bereitschaft zur Mitfinanzierung erkennen lassen. Lediglich 3350 Euro wären so zusammengekommen, bis zu 30 000 Euro hätten die Haager für die Einrichtung eines Geschäfts benötigt. Die Frage sollte vor allem als Gradmesser für das Interesse der Bürger an der Einrichtung dienen, sagt Ralf Becker vom Standortmarketing Morbach. Die Haager hätten nicht die komplette Summe aufbringen sollen. Bei der Investition hätte man mit Fördergeld und finanzieller Beteiligung der Gemeinde kalkuliert.

Becker hatte sich eingehend mit den Zahlen befasst. Ein jährlicher Umsatz von 230 000 Euro sei für den Betrieb des Ladens notwendig. Nach Umfragen hätte man aber lediglich mit 142 000 Euro rechnen können.

Sollte sich noch ein privater Investor für einen Dorfladen finden, so würde die Verwaltung diesen unterstützen, beispielsweise bei der Frage, welche Fördermittel es gebe, versichert Becker.

Gemeinde Morbach würde Investor unterstützen



Ein Dorfladen, der nach dem Klausener Modell mit Anteilsscheinen der Bürger oder mit Hilfe eines Vereins eingerichtet wird, sei aber nicht mehr aktuell.

"Ich wäre froh gewesen, wenn wir es geschafft hätten, den Laden zu realisieren. Es wäre für das Dorf und die Anwohner gut gewesen", bedauert Schemer.

Damit ist bereits der zweite Versuch in der Einheitsgemeinde Morbach gescheitert, einen Dorfladen einzurichten. Vor einigen Jahren habe es in Hundheim eine Befragung der Bürger in der Angelegenheit gegeben. Dort hatte sich die Nähe zum Einkaufsort Morbach als Hemmnis erwiesen.

Die 45-jährige Christa Nisius aus Haag hat sich mit dem Projekt intensiv auseinandergesetzt. Die Rechtsanwaltsgehilfin, die sich selbst bei der Befragung für einen Dorfladen ausgesprochen hat, bedauert, dass der Dorfladen nicht zustandegekommen ist.

"Das hätte das Dorf attraktiver gemacht", sagt sie. Haag habe kein Geschäft und keine Gaststätte mehr. Mit dem Dorfladen und eventuell einem Bistro, wo man sich trifft, wäre Haag wieder lukrativer für andere Leute geworden. Sie hätte alles im Dorfladen gekauft, was sie in dem Geschäft für ihren Bedarf erhalten hätte. Bekannte aus ihrem Umfeld hatten Bedenken geäußert, dass die Produkte im Dorfladen zu teuer wären.

"Es ist klar, dass man die Sachen dort nicht zu Supermarktspreisen hätte kaufen können. Aber der Dorfladen wäre eine Chance gewesen, dass wir wieder ein Geschäft ins Dorf kriegen", bedauert die Haagerin.

Meinung

Richtige Idee, falsche Zeit

Die Kommunalpolitiker und die Rathausspitze haben die Rechnung ohne die Bürger gemacht. Der 500-Einwohner-Ort sollte mit einem Dorfladen eine bessere Infrastruktur bekommen. Der Ort bot sich dafür an. Haag ist bekannt für sein intaktes Dorfleben. Eigentlich ist das eine gute Voraussetzung für die Schaffung eines Dorfladens, an dem sich die Bürger beteiligen sollten. Dennoch fehlte die notwendige Bereitschaft, sich am Startkapital zu beteiligen und auch im erforderlichen Umfang dort einzukaufen. Vielleicht ist Haag zu klein. Aber womöglich kamen die Bemühungen einfach zu früh. Die demografische Entwicklung geht auch an Haag nicht spurlos vorüber. Die Zahl der älteren Menschen wird zunehmen, die nicht motorisiert sind und die keine Familienangehörigen in der Nähe haben, die für sie einkaufen können. Es ist durchaus denkbar, dass man das Konzept später noch mal aus der Schublade holen muss. Doch auf absehbare Zeit ist eine Chance vertan worden. i.rosenschild@volksfreund.de

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