Aus nichts eine Firma gemacht

NEUMAGEN-DHRON. Mit Flexibilität und Individualität behauptet sich die in Dhron ansässige Automaten-Stickerei von Birgit Thomé gegen konkurrierende Anbieter.

Die erste Zeit war nicht einfach. "Ich habe wochenlang nicht geschlafen", sagt Birgit Thomé zu den Anfängen ihrer Automaten-Stickerei. Gut vier Jahre ist es her, dass sie mit dem Besticken von T-Shirts, Sweatshirts und Mützen sowie Handtüchern, Tisch- oder Bettwäsche begann. Als Modedesignerin und Schneidermeisterin hatte Thomé sich damit an eine nicht völlig fremde Tätigkeit gewagt, doch hatte sie mit einigen Hürden zu kämpfen. Zuallererst mit den Finanzen. Die 49-Jährige, seit sieben Jahren allein erziehende Mutter von zwei Kindern, hatte bei Null anfangen müssen.Die erste Maschine war geleast

Ihre erste Stickerei-Maschine, einschließlich der benötigten Programme, eine Investition von rund 30 000 Euro, war geleast. Nach einer jeweils eintägigen Unterweisung an Maschine und Computer-Programm war die gebürtige Dhronerin auf sich selbst gestellt. "Ich habe nächtelang hier gesessen, um die Stickereikarten-Erstellung zu erlernen", erzählt sie von den Mühen beim Testen und Optimieren. Mittlerweile zahlt sich dieser Einsatz jedoch aus. Denn da Thomé diese Vorarbeiten selbst macht, ist sie unabhängig von entsprechenden Dienstleistern und kann schnell und flexibel auf die Wünsche der Kunden eingehen. Ernstzunehmende Konkurrenz kennt sie daher nur von größeren Aufträgen. Bei kleinen Stückzahlen, berechnet nach Anzahl der Stiche plus Karten-Erstellungskosten, hat die Unternehmerin dagegen die Nase vorn. Hinzu kommt, dass das Besticken mancher Einzelteile für sie eine Herausforderung ist. Sehr viel Spaß machte ihr zum Beispiel eine auf Kundenwunsch mit einem Familienwappen bestickte Fahne. Statt der üblichen 2000 bis 6000 Stiche waren dafür 90 000 erforderlich, wofür die Maschine vier Stunden benötige. Ein weiteres Vorzeigestück der Thoméschen Werkstatt ist die Standarte der historischen Krieger-Gruppe Neumagen-Dhron, die sie mit dem römischen Weinsschiff bestickte. Der größte Teil des Kundenkreises setzt sich aus kleineren Firmen und Sportgeschäften sowie Vereinen zusammen. Die Entfernung zwischen Kunde und Stickerei-Standort spielt laut Thomé kaum eine Rolle. Die meisten Interessenten würden per Internet nach Anbietern suchen, die es zwar überall in Deutschland, aber kaum in der Region gebe. Kunden in der näheren wie weiteren Umgebung hatte sie durch Klinkenputzen auf sich aufmerksam gemacht: "Ich bin raus gefahren zu den Firmen und habe meinen Flyer da gelassen.""Als Mitvierzigerin nicht mehr alle Möglichkeiten"

Bei Gewerbeschauen, Messen oder Märkten war die Automaten-Stickerin dagegen eher selten präsent. Die Motivation für ihr Engagement schöpfte Thomé aus der Überzeugung, als Mittvierzigerin nicht mehr allzu viele Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt zu haben. In der Stickerei sah sie dagegen eine Chance, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Wie schwierig das ist, hatte sie in den 80er Jahren erfahren, als sie eine eigene Modekollektion wegen des Preisdrucks ausländischer Produkte nach wenigen Jahren wieder aufgab. "Modemachen ist so eine Sache", spricht Thomé aus Erfahrung. Statt eigene Ideen verwirklichen zu können, würde es dabei überwiegend ums Kopieren gehen und darum, herauszufinden, was sich gut verkaufen lässt. Die Stickerei erlaube ihr dagegen Kreativität. Sogar eine Durststrecke blieb ihr erspart. Die Aufträge seien von Anfang an kontinuierlich eingegangen, so dass ihr die zur Einarbeitung benötigte Zeit blieb.

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