Ausgezeichnet im Kampf gegen Rassismus

Bernkastel-Kues · Das Bündnis für Menschlichkeit und Zivilcourage hat den pensionierten Arzt Yaghoub Khoschlessan zu seinem Ehrenvorsitzenden ernannt. Khoschlessan hat jahrelang gegen Rassismus und Antisemitismus in der Region gekämpft.

Der Vereinsvorstand und sein Ehrenvorsitzender: Andrea Lukas, Hans Peter Kuhn, Lothar Zirbes, Annelie Zenz, Yaghoub Khoschlessan, Jörg Melcher, Barbara Zirbes, Petra Goertz (von links). TV-Foto: Sebastian Gubernator

Der Vereinsvorstand und sein Ehrenvorsitzender: Andrea Lukas, Hans Peter Kuhn, Lothar Zirbes, Annelie Zenz, Yaghoub Khoschlessan, Jörg Melcher, Barbara Zirbes, Petra Goertz (von links). TV-Foto: Sebastian Gubernator

Bernkastel-Kues. Es gibt Menschen, die müssen nicht überpünktlich sein. Yaghoub Khoschlessan zum Beispiel. Er sollte am Mittwoch zum Ehrenvorsitzenden des Bündnisses für Menschlichkeit und Zivilcourage ernannt werden. Treffpunkt: das Hotel Burg Landshut in Bernkastel-Kues, 19 Uhr. Die Vorstandsmitglieder waren da, die Urkunde und eine vergoldete Ehrennadel lagen bereit. Nur Khoschlessan fehlte noch. Kein Problem; auf einen wie ihn wartet man gern auch etwas länger.
Ein paar Minuten später kam er, 75 Jahre alt, Brille, gestreiftes Hemd. Mehr als elf Jahre ist er Vorsitzender des Bündnisses für Menschlichkeit und Zivilcourage gewesen, eines Vereins, der Rassismus und Antisemitismus im Kreis Bernkastel-Wittlich bekämpft. Im März hat er den Vorsitz an Lothar Zirbes aus Wintrich abgegeben. Der ernannte ihn nun zum Ehrenvorsitzenden.
"Es ist eine Anerkennung für deine großen Leistungen", sagte Zirbes im Hotel Burg Landshut. "Außerdem wollen wir auch weiterhin nicht auf deinen Rat und deine Erfahrung verzichten. Wir brauchen auch in Zukunft deine Hilfe."
Mit sozialer Unerschrockenheit


Zirbes lobte Khoschlessan für seine Kreativität, seinen Charme und seine Chuzpe, ein jiddisches Wort, das "ich für uns Nichtjuden mit ,sozialer Unerschrockenheit`\' übersetzen möchte."
Khoschlessan, ein im Iran geborener Jude, hatte das Bündnis im Jahr 2000 mitgegründet. Es bietet unter anderem kostenlosen Deutschunterricht für Ausländer an und sorgt dafür, dass sich Menschen aus verschiedenen Kulturen kennenlernen - etwa bei Länderabenden wie dem Mali-Abend im November 2006: Der Longkamper Mali-Experte Peter Brucker sprach über das westafrikanische Land, die Besucher probierten Bananenküchlein und andere landestypische Speisen. Nur eines der vielen erfolgreichen Projekte von Yaghoub Khoschlessan, so Zirbes.
Khoschlessan sagte, er bereue keine Sekunde, das Bündnis geleitet zu haben. Mit Blick auf die Ziele des Vereins stellte er fest: "Es gibt kaum Ausländerfeindlichkeit im Kreis Bernkastel-Wittlich, von wenigen winzigen Ausnahmen abgesehen. Ausländer werden nicht mehr als Aussätzige, sondern als Mitbürger betrachtet." Auch über Antisemitismus könne er nicht klagen: "Ich bin Jude und habe hier nie ein Wort des Antisemitismus gehört." gub

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