TV-Archiv Ökologische Ausgleichsflächen sind begehrt

Bernkastel-Wittlich · Wenn neue Baugebiete erschlossen werden, braucht es Ausgleichsflächen. Viele Orte haben in ihren Bebauungsplänen eigene, aber die Stadt Wittlich geht regelmäßig auf die Suche nach ökologischen Ausgleichflächen – bei anderen Gemeinden oder Privatpersonen.

 Wenn wie hier im Industriegebiet Wengerohr gebaut wird, werden Ausgleichsflächen benötigt. Und die sind begehrt.

Wenn wie hier im Industriegebiet Wengerohr gebaut wird, werden Ausgleichsflächen benötigt. Und die sind begehrt.

Foto: Christian Moeris

Bruch kann sein Bürgerhaus anbauen. Der Gemeindeanteil für den Bau liegt bei etwa 600 000 Euro (der TV berichtete). Wie kann sich die Gemeinde, die keine nennenswerten Einnahmen, etwa durch große Betriebe, die dort angesiedelt sind, oder viel Tourismus hat, das leisten? Der ehemalige Ortsbürgermeister Fritz Kohl erklärt: „Wir haben als Gemeinde in den vergangenen Jahren sehr gut gehaushaltet und haben den Gemeinden Sehlem und Salmtal sowie der Stadt Wittlich Ausgleichsflächen für 30 Jahre abgegeben.“

Das Gebiet, von dem Fritz Kohl spricht, ist ein Bereich an einem Gewässer zweiter und dritter Ordnung. „Wir haben der Landwirtschaft nichts weggenommen“, betont er. Es muss in den kommenden Jahrzehnten aber aufgepasst werden, dass keine neuen Fichten nachwachsen. Darüber wacht der Forst.  In diesem Fall haben sich die ökologischen Ausgleichsflächen für Bruch gerechnet.

In Plein kann Ortsbürgermeister Bernd Rehm aus den Erlösen der Ausgleichsflächen, die der Gemeinde immer noch gehören, die aber an die Stadt Wittlich, ähnlich einem Erbpachtvertrag, für die nächsten 20 Jahre überschrieben sind, sein Bürgerhaus weder renovieren noch anbauen. Bernd Rehm sagt: „Nein, die Summen, die wir bekommen haben, damit können wir die Bürgerhalle nicht umbauen. Wir können damit höchstens unseren Forsthaushalt ausgleichen.“ Eine konkrete Summe oder Fläche nennt er nicht. Fritz Kohl erklärt zu konkreten Beträgen: „Es war schon eine sechsstellige Summe, die Ausgleichsflächen sind eine begehrte Ware.“

Die Stadt Wittlich, die in beiden Orten ökologische Ausgleichsflächen gekauft hat, hält sich, was Flächenangaben und Finanzen angeht, zurück und verweist auf die Bodenrichtwerte, die für jede Gemeinde festgelegt sind. Sebastian Klein von der Stadt Wittlich erklärt: „Der im Einzelfall konkret bezahlte Preis wird in nichtöffentlicher Sitzung der zuständigen Gremien beschlossen. Aufgrund der schützenswerten Interessen der Vertragspartner können hierzu keine näheren Angaben gemacht werden.“

Auch bei der Kreisverwaltung gibt es keine konkreten Zahlen. „Zu den Konditionen und Kosten kann von Seiten der Kreisverwaltung keine Aussage gemacht werden. Das verhandelt die Gemeinde, die den Bebauungsplan aufstellt mit dem oder den Eigentümern der für die Ausgleichsmaßnahmen geeigneten Flächen. Das können Gemeinden oder Privatpersonen sein“, so Mike Winter, Pressesprecher der Kreisverwaltung.

Für viele Gemeinden ist der Verkauf von ökologischen Ausgleichsflächen aber keine große Einnahmequelle. Denn die Fläche muss auf Dauer in dem Zustand gehalten werden, indem sie sich befindet.

Das bedeutet eine Reihe von Pflegemaßnahmen über die Jahre.  Bei Streuobstwiesen etwa muss man jemanden finden, der die Bäume schneidet und die Wiese mäht, was wiederum Kosten verursacht. Zudem könnte auch der Fall eintreten, dass die Gemeinde selbst ein Baugebiet ausweisen will und dann die Flächen benötige.

Die Stadt Wittlich hat insbesondere für das Industriegebiet III, Nord und die Erweiterung des Industriegebiets Wengerohr-Süd Flächen gebraucht.

Aktiv zur Verfügung gestellt wurden die Flächen  von den Gemeinden Bruch und Plein über das jeweilige Ökokonto der Gemeinde. Zudem ist die Stadt im Alftal fündig geworden und hat von weiteren Orten sowie von Privatanbietern Flächen erworben.

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