Ausruhen unter dem Auge des Gesetzes

Das Weinfest der Mittelmosel ist zu Ende. Mit circa 200 000 Besuchern wies es wieder eine enorme Resonanz auf. Und das Beste daran: Trotz der Menschenmassen blieb es weitgehend friedlich.

Bernkastel-Kues. Vier Tage lang hatte sich der Wettergott als wahrer Freund der Winzer und Schausteller gezeigt. Am Montagmorgen öffnete der Himmel doch noch seine Schleusen — ausgerechnet an dem Tag, an dem sich traditionell die Einheimischen zum Abschluss des Festes noch einmal auf der Weinstraße treffen und für gute Umsätze sorgen. Einige Standbetreiber blieben aber optimistisch. "Wir machen jetzt auf, und in einer halben Stunde bessert sich das Wetter", hieß es beispielsweise um die Mittagszeit am Lieserer Weinstand. Am Nachmittag wurde es tatsächlich immer heller. Und sofort füllte sich die Weinstraße. Zeitweise kam sogar die Sonne zum Vorschein.Sylvia Westermann, Leiterin des Mosel-Gäste-Zentrums, zog zu dieser Stunde bereits ein positives Fazit des Festes. Ideales Wetter habe allerorten für zufriedene Mienen gesorgt, sagte sie. Ausgezahlt habe sich auch, dass der Ausschank der Weine beim Festzug auf 100 Flaschen pro Gemeinde begrenzt worden sei. In den Vorjahren waren nicht wenige Umzugbesucher nach dem Spektakel bereits "abgefüllt". Auch mit der Lautstärke der Musik, im Vorfeld ein Thema, habe es keine Probleme gegeben. Positiv hob die Tourismus-Chefin hervor, dass viele Weinstände schöner geschmückt gewesen seien als in den Vorjahren. Nicht zu verhindern gewesen sei, dass manche Musikkapellen doch in der Altstadt gespielt und dabei einige Geschäfte blockiert hätten. Allerdings sei der Auftritt der "Juxkapellen" im Rahmen geblieben. Positiv hob Westermann hervor, dass sich am Sonntagabend einige Kapellen spontan zu einem Konzert am Bärenbrunnen zusammentaten. Weniger erfreut zeigte sie sich, dass es immer noch an einheitlichen Öffnungszeiten fehlt. Das wurde besonders am Freitag spürbar. Einige Weinstände hatten bereits um 12 Uhr geöffnet, andere um 17 Uhr immer noch nicht. Auch die Polizei zog eine positive Bilanz. "Angesichts der Menschenmassen kann man noch von einem ruhigen Weinfest sprechen", sagte Helmut Kaspar, Leiter der Polizeiinspektion Bernkastel-Kues. Es wurde nur ein Führerschein sichergestellt, und es kam nur zu wenigen Diebstählen und Schlägereien. Der schwerste Vorfall ereignete sich am Samstagmorgen gegen 4 Uhr. Vier junge Männer aus dem Raum Bitburg, die mit ihrem Wagen die Weinstraße überquerten, stiegen aus und schlugen auf Weinfestbesucher ein. Die Täter wurden ermittelt. Am Sonntagmorgen kam es zwischen polizeibekannten Leuten zu einer Schlägerei. Ein Beteiligter erlitt eine Nasenbeinfraktur. Eher zum Schmunzeln: Zwei niederländische Motorradfahrer, die zu viel getrunken hatten, einen Schlafplatz suchten aber um Helme und Barschaft fürchteten, legten sich neben dem Eingang zur Polizeiinspektion zur Ruhe — unter dem wachsamen Auge der Obrigkeit.Das Deutsche Rote Kreuz war über das Weinfest mit 106 Helfern sowie vier Ärzten im Einsatz. Besonders am Samstagabend sei viel zu tun gewesen, so Ortsvereins-Vorsitzende Hiltrud Kola. Mit Erschrecken stellte sie fest, dass die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die nach Alkoholgenuss nicht mehr Herr ihrer Sinne ist, zunimmt. Jüngstes Opfer war ein elfjähriges Mädchen.Heute, Dienstag, ist der Rummelplatz am Kueser Moselufer ab 12 Uhr zum Familientag geöffnet. Viele Einheimische nehmen erst dann Abschied vom Weinfest.

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