Außen historisch, drinnen total närrisch

Bernkastel-Kues · Das Haus Kölsches Eck gehört zu den schönsten Fachwerkhäusern in der Altstadt von Bernkastel. Doch nicht nur seine prächtige Fassade lässt Passanten staunen. Denn wer drinnen die Kneipe von Daniela Weinand betritt, steht unter 1111 Karnevalsorden, die von der Decke baumeln - und das nicht nur zur Karnevalszeit.

 Wirtin Daniela Weinand hütet 1111 Karnevalsorden in der Kneipe. TV-Foto: Marita Blahak

Wirtin Daniela Weinand hütet 1111 Karnevalsorden in der Kneipe. TV-Foto: Marita Blahak

Bernkastel-Kues. Närrisch dekoriert bis unter die Decke ist der Kneipenraum im "Kölschen Eck". Orden über Orden hängen über den Köpfen der Gäste, die sich nicht satt sehen können an so viel farbenfrohen, filigranen und extravaganten karnevalistischen Auszeichnungen am Bande. Ein Narr ist, wer sich hier nicht närrisch wohlfühlt. Selbst waschechte Kölner haben Wirtin Daniela schon fast ein wenig neidisch bestätigt: Diese Sammlung ist einzigartig". Weinand ist stolz auf ihre glänzende Kollektion. Angefangen hat die Leidenschaft 2003, als sie die Kneipe "Kölsches Eck" eröffnete. Bis 1987 führte sie im Erdgeschoss mit ihrem Ehemann die "Brunnenstuben".
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Das Fachwerkhaus von 1583 ist eines der ältesten nahe des Marktplatzes und blickt auf eine lange Geschichte zurück. Es steht in der Moselstraße, die früher der einzige Durchgang von der Stadtmitte zum Flussufer war. Diese enge Gasse war viele jahrhundertelang, als der Wasserweg die einzige Verkehrslinie des Moseltales war, der wichtigste Straßenzug in der Stadt. Anlässlich der 400-Jahr-Feier Historischer Marktplatz im Jahr 1983 erschien in der damaligen Festschrift auch eine Beschreibung dieser Straße mit ihren Häusern von Heimatschriftsteller Peter Kremer (1901 bis 1989). "Am Moseltor beginnend erschloss die Straße mit ihrer Fortsetzung der Alten Römerstraße die Verbindung zum Marktplatz und in den Hunsrück. Jeglicher Verkehr führte damals durch diese Enge. Darum hat hier fast jedes Haus noch heute seine Prellsteine, darum sind auch hier noch heute die Metzgereien beisammen. Das Eckhaus Nummer 5, das 1583 erbaut wurde, zeigt sein Balkengefüge und seine Schnitzkunst in voller Schönheit. Da sind die leicht vorkragenden Obergeschosse mit Holzschuppen, Rosetten und Zahnornamenten geziert", beschreibt Kremer das herrliche Gebäude. Die Historie dieses Hauses ist eng verknüpft mit der Geschichte der Stadt und seiner Menschen. Es überstand unbeschadet mehrere Jahrhunderte. Wie viele der Häuser in dieser bedeutsamen Straße war es lange Zeit ein Geschäftshaus. Bis 1967 befand sich hier die Metzgerei von Paul Huwer. Mit der Neugestaltung des alten Bauernmarktplatzes am Alten Pütz und der Einweihung des neuen Bärenbrunnens von Hans Scherl im Jahre 1968 erlebte das Haus Nummer 5 eine Neugestaltung. In Anlehnung an den neuen Brunnen wurde hier die Gaststätte "Brunnenstuben" eröffnet. Nach den vorherigen Besitzern führte Familie Weinand von 1987 bis 2003 das Steakhaus. Seinen Hausspruch trägt das Gebäude zu Recht: "Altes Haus im neuen Kleid, schirm dich Gott zu jeder Zeit". Doch nicht nur die Fachwerkfassade ist eine Augenweide, denn auch die 1111 glänzenden Prunkstücke drinnen in der Kneipe warten darauf, bewundert zu werden.
"Es sind alles Orden aus dem Köln-Bonner Raum", verrät die stolze Besitzerin. Und was dem Kölner "sing Pappnas", sind der Wirtin "sing Orden". Und die schätzt sie alle - angefangen beim ältesten aus der Zeit direkt nach dem Krieg bis zu ihrem Lieblingsorden des Karnevalsvereins "Jan van Werth", einem beweglichen Riesenrad-Orden. "Von diesem Verein hätte ich gerne noch einen Damenorden", sagt sie. Denn Damenorden sind immer noch eine Rarität. Einige Exemplare besitzt Weinand bereits und hat ihnen im staubgeschützten Glaskasten einen Ehrenplatz gegeben. An Platz für weitere "Metallschätzchen" mangelt es nicht: "Wenn hoffentlich neue dazukommen, müssen die alten näher zusammenrücken", lacht die Ordensammlerin.

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