Außenbewirtung: Stadt langt kräftig zu

Bernkastel-Kues · Gastronomen, die Tische und Stühle auf öffentliche Straßen und Plätze stellen, müssen dafür eine Gebühr bezahlen. Der Stadtrat Bernkastel-Kues hat beschlossen, diese Gebühr um 20 Prozent zu erhöhen. Das stößt erwartungsgemäß bei den betroffenen Geschäftsleuten auf Kritik.

Bernkastel-Kues. Claus Conrad betreibt am Marktplatz die Gaststätte "Bitchen". Von Anfang April bis Ende Oktober stellt er sechs Tische à vier Stühle ins Freie. Sie sind an sonnigen und warmen Tagen in der Hauptsaison fast immer belegt. Für jeden Quadratmeter, den Conrad auf der städtischen Fläche nutzt, muss er zahlen. Bislang waren es elf Euro pro Quadratmeter im Monat, in Zukunft verlangt die Stadt 13,20 Euro. Das sind exakt 20 Prozent mehr.
Stadt soll besser sparen


Conrad ist verärgert. "Die Gewerbesteuer wurde angehoben, ebenso der Fremdenverkehrsbeitrag, jetzt also noch die Gebühren für die Sondernutzung. Wer soll das alles noch aufbringen?" Conrad weiß sich nur einen Rat, er wird wohl die Preise erhöhen müssen. Der Gastronom fühlt sich benachteiligt. "Uns Geschäftsleuten in der Altstadt wird sehr viel aufgebürdet. Die Stadt sollte besser überlegen, wo sie einsparen kann." Norbert Hansen, Betreiber des Café Hansen und Café Michels, ist ebenfalls nicht begeistert. Ihn stört vor allem, dass die Stadt auf einen Schlag diese Sondernutzungsgebühr so drastisch erhöht. Hansen: "Es wäre doch besser, jedes oder alle zwei Jahre die Gebühren maßvoll anzuheben, als alle sechs oder sieben Jahre so radikal. Gastronomen können ja auch nicht auf einen Schlag die Getränke oder den Kuchen von heute auf morgen 20 Prozent teurer machen."
31 Betriebe stellen Stühle raus


Laut VG-Verwaltung haben in der Stadt 31 Gastronomiebetriebe Außenbewirtung, 30 allein im Stadtteil Bernkastel.
Zuletzt wurden die Sondernutzungsgebühren in Bernkastel-Kues vor fünf Jahren angepasst. Betroffen sind neben den Gastronomen auch Ladenbesitzer, die zum Beispiel Kleiderständer vor die Tür stellen. Für solche "ambulanten Verkaufsstände" müssen sie in Zukunft je angefangenen Quadratmeter beanspruchter Verkehrsfläche 8,40 Euro statt 7 Euro pro Monat zahlen. Insgesamt kassiert die Stadt von den Gastronomen und Einzelhändlern rund 40 000 Euro an Sondernutzungsgebühren pro Jahr, nach der 20-prozentigen Erhöhung sind es 48 000 Euro.
Der Stadtrat debattierte kontrovers über das Thema. Die große Mehrheit war sich einig, dass eine Gebührenerhöhung notwendig sei. In Zukunft solle aber die Anpassung in kürzeren Abständen und dann jeweils moderat erfolgen.Meinung

Viele kleine Schritte sind besser
Der Standort Bernkasteler Altstadt ist Gold wert. Wer dort als Gastronom während der Touristensaison kein gutes Geld verdient, muss sich schon ziemlich blöd anstellen. Gold wert sind vor allem die Flächen im Freien. Sie gehören der Stadt und somit der Allgemeinheit. Wer diese Flächen gewerblich nutzen will, muss dafür zahlen. Die Gebühren in der Top-Lage Bernkastel-Kues sind angemessen und nicht zu hoch. Viele Jahre waren die Gebühren für diese Sondernutzung konstant, jetzt langt die Stadt auf einen Schlag kräftig zu. Das ist unklug, denn so provoziert man Ärger. w.simon@volksfreund.deExtra

Gebühren im Vergleich: Teurer als in Bernkastel-Kues ist die Außenbewirtung mit Stühlen und Tischen auf öffentlichen Verkehrsflächen in Cochem. Dort verlangt die Stadt pro Quadratmeter und Monat 18,87 Euro, Warenständer kosten 9,44 Euro pro Quadratmeter im Monat. Wesentlich billiger ist es in Traben-Trarbach und Zell. Die Stadt Traben-Trarbach verlangt für die Außenbewirtung auf öffentlichen Flächen 3 Euro pro Quadratmeter im Monat, für Warenständer und Werbeanlagen 8 Euro im Monat. In Zell müssen die Gastronomen für die Bestuhlung im Freien eine jährliche Grundgebühr in Höhe von 30 Euro zahlen, hinzu kommen fünf Euro pro Quadratmeter - und das nicht monatlich, sondern nur einmal im Jahr. sim

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