Autofahrer sind froh über kurze Wege

Wittlich · Wegen der großen Fläche gibt es im Kreis Bernkastel-Wittlich drei KFZ-Zulassungsstellen. Der Rechnungshof ist wie berichtet aus Kostengründen für eine Konzen tration auf den Standort Wittlich. Doch er beißt mit diesem Wunsch auf Granit.

 Kurze Wege: David Foth (Heistergruppe Wittlich) wird weiter mit der Wittlicher Zulassungsstelle zu tun haben. Die Kollegen von Mosel und Hunsrück können Autos weiter in Bernkastel-Kues und Morbach an- und abmelden. TV-Foto: Klaus Kimmling

Kurze Wege: David Foth (Heistergruppe Wittlich) wird weiter mit der Wittlicher Zulassungsstelle zu tun haben. Die Kollegen von Mosel und Hunsrück können Autos weiter in Bernkastel-Kues und Morbach an- und abmelden. TV-Foto: Klaus Kimmling

Wittlich. Kaum eine Kommune verfügt noch über Geld. Gerade deshalb ist es ständig Thema. Denn immer wieder wird zum Sparen aufgefordert. Auch der Rechnungshof des Landes tut dies regelmäßig. Der TV hat im Frühjahr mehrfach berichtet, wo die Behörde für den Kreis Bernkastel-Wittlich Einsparpotenziale sieht. Ein Objekt ist die Kraftfahrzeugzulassungsstelle. Sie ist wegen der großen Fläche des Kreises in drei Orten angesiedelt: in Wittlich, Bernkastel-Kues und Morbach.
Der Rechnungshof regte eine Konzentration auf die Stelle im Wittlicher Kreishaus an. Das Sparpotenzial beziffert er auf 13 600 Euro pro Jahr.
Protest der Handwerkerschaft


Nach derzeitigem Stand wird es aber keine Zusammenlegung geben. Landrat Gregor Eibes hat mehrfach bekräftigt, dass alleine wegen der Kundenfreundlichkeit drei Standorte gerechtfertigt seien. Käme es anders, müssten beispielsweise Bürger aus dem Hunsrück weite und zeitraubende Wege nach Wittlich in Kauf nehmen.
Damals hatten sich auch einige KFZ-Händler für den Verbleib an den bisherigen Orten starkgemacht und angekündigt, den Kreis in diesem Streben zu bestärken. Diese Aufgabe übernahm die Kreishandwerkerschaft in Person von Geschäftsführer Dirk Kleis.
Er hat unter anderem das vom Rechnungshof errechnete Einsparpotenzial den mehr als 59 000 Vorgängen (An- und Abmeldungen im Jahr 2012) bei den Zulassungsstellen gegenübergestellt. "Das sind 23 Cent pro Vorgang", sagt Kleis. Die könnten beispielsweise durch eine geringfügige Erhöhung der Gebühren aufgefangen werden.
Der KFZ-Innung gehören nach seinen Angaben im Kreis Bernkastel-Wittlich 160 Betriebe an. Viele von ihnen seien regelmäßig Kunde bei einer der drei Stellen. Für viele von ihnen und viele Bürger, die ihr Gefährt selbst an- und abmelden, bringe eine Konzentration auf Wittlich einen erheblichen Mehraufwand an Zeit und Kosten mit sich.
Zu den Händlern, die sich damals äußerten, gehört Ludwig Steinmetz (Autohaus Steinmetz, Bernkastel-Kues). Reaktionen der Kunden habe es kaum gegeben, weil er, wie die anderen Händler auch, normalerweise die An- und Abmeldung von Autos übernehme. Das sei der übliche Service.
Steinmetz hatte vorgerechnet, dass er durchschnittlich drei Mal pro Woche zur Zulassungsstelle nach Bernkastel-Kues fährt. Sei Wittlich Zielort, müsse er jeweils halbe Tage investieren. Schließlich gebe es auch Wartezeiten.
Deswegen sind er, seine Kollegen und Dirk Kleis froh über die Aussagen von Gregor Eibes, die er in der Antwort an die Kreishandwerkerschaft und in einem Schreiben an den Rechnungshof formulierte. Danach werden die Standorte Bernkastel-Kues und Morbach nicht geschlossen.Meinung

Es geht nicht um Vergnügungsfahrten
Nichts gegen den Rechnungshof. Er hat seine Berechtigung und schon viele überflüssige Ausgaben zu Recht beanstandet. Natürlich könnte auch mit der Zusammenlegung der Zulassungsstellen im hoch verschuldeten Kreis Bernkastel-Wittlich Geld gespart werden. Aber es geht auch um die Verhältnismäßigkeit. Von Morbach nach Wittlich sind es knapp 40 Kilometer, von Thalfang in die Kreisstadt sogar noch etwa fünf Kilometer mehr. Wer diese Strecken mehrfach pro Woche hin- und zurückfahren müsste, um ein Auto an- oder abzumelden, würde zu viel Zeit in seinem Gefährt verbringen. Das sind keine Vergnügungsfahrten. Wirtschaftlich wäre das im von der Fläche her zweitgrößten Landkreis in Rheinland-Pfalz wahrlich nicht. Sparen ja, aber bitte nicht bei der Zulassungsstelle. c.beckmann@volksfreund.de

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