Geschichte Autopionier rettet Moselburg

ALKEN · Der Wahl-Moselaner Robert Allmers (1872-1951) war eine bedeutende Person der Automobilgeschichte. Der Gründer der Automarke Hansa und einstige Präsident des deutschen Reichsverbandes der Automobilindustrie residierte lange auf einer Burg an der Mosel.

 Die Werbepostkarte aus dem Jahr 1915 zeigt einen Teil der weitläufigen Hansa-Automobilfabrik in Varel (links). Eine historische Reklamemarke bewirbt die im Moselort Alken beheimatete Burg Thurant (rechts).

Die Werbepostkarte aus dem Jahr 1915 zeigt einen Teil der weitläufigen Hansa-Automobilfabrik in Varel (links). Eine historische Reklamemarke bewirbt die im Moselort Alken beheimatete Burg Thurant (rechts).

Foto: TV/Markus Philipps

„Kampf um Thurant. Ein Roman aus dem XIII. Jahrhundert.“ So lautet der Titel einer im Jahr 1930 erschienenen Erzählung, die von dem renommierten Automobilpionier Robert Allmers auf der Alkener Burg Thurant verfasst wurde. Der langjährige Besitzer der einst vom Verfall bedrohten Ruine an der Untermosel bemühte sich zeitlebens mit großer Leidenschaft um den baulichen Erhalt der historischen Festungsanlage.

Als er die malerisch gelegene Moselburg um 1913 kaufte, bekleidete Allmers den Posten des kaufmännischen Direktors der im friesischen Varel ansässigen Hansa-Automobil GmbH. Das von ihm in Kooperation mit seinem Schwiegervater Franz Koppen und dem technischen Direktor August Sporkhorst ins Leben gerufene Unternehmen entwickelte sich nach der Gründung im Jahr 1905/1906 zu einem der bekanntesten Kraftfahrzeughersteller Deutschlands.

Der politisch engagierte Automobilfabrikant kam am 10. März 1872 als Sohn des Landwirts Adolf Allmers und dessen Ehefrau Anna in Absen, einem heutigen Stadtteil der niedersächsischen Gemeinde Stadland (Rodenkirchen), auf die Welt. Seine höhere Schulbildung erhielt er an den Gymnasien der Städte Idar im Hunsrück, Quakenbrück und Bützow bei Rostock.

Als erfolgreicher Absolvent eines Volkswirtschafts- und Jurastudiums promovierte der gebürtige Norddeutsche 1896 mit einer wirtschaftshistorischen Arbeit über das Thema „Die Unfreiheit der Friesen zwischen Weser und Jade“. Im Anschluss an seine einjährige Militärzeit stieg Allmers in den elterlichen Zeitungsverlag und Druckereibetrieb ein, dessen Leitung er später übernahm.

Am Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der technikaffine Verleger durch das Aufkommen des Kraftwagens zu einer beruflichen Neuorientierung animiert. Mit der Gründung einer eigenen Automobilfabrik verfolgte der vielseitige Unternehmer das hochgesetzte Ziel, günstige und leistungsfähige Motorfahrzeuge für eine breite Käuferschicht herzustellen. So begann Allmers in Zusammenarbeit mit dem versierten Ingenieur August Sporkhorst zunächst mit der Konstruktion einfacher Kleinwagen mit Einzylinder-Antrieb.

Bereits 1906 konnten die Vareler Autobauer zudem zwei größere Vierzylinder-Modelle auf der Internationalen Automobilausstellung in Berlin präsentieren. Auch im frühen Motorsport waren Hansa-Wagen bei großen Zuverlässigkeitsfahrten erfolgreich vertreten, darunter bei der Österreichischen Alpenfahrt von 1912. Nach der späteren Umwandlung der Hansa-Automobil GmbH in eine Aktiengesellschaft fusionierte das Unternehmen im Jahr 1914 mit der Norddeutschen Automobil- und Motoren-AG zur Hansa-Lloyd-Werke AG, einem Vorgängerbetrieb des Bremer Borgward-Konzerns.

Aufgrund seiner großen Fachkompetenz wurde Allmers 1915 in den Vorstand des Vereins Deutscher Motorfahrzeug-Industrieller (VDMI) gewählt. 1919 koordinierte er die Vereinigung der Bremer Hansa-Lloyd-Werke AG mit den in Berlin ansässigen Autofirmen Nationale Automobilgesellschaft (NAG) und Brennabor Werke zum PKW- und Nutzfahrzeugkartell „Gemeinschaft Deutscher Automobilfabriken“ (GDA).

Einen weiteren wichtigen Meilenstein seiner Karriere markierte die im November 1926 erfolgte Ernennung zum Präsidenten des Reichsverbandes der Automobilindustrie (RDA). In Ausübung des hohen Amtes engagierte sich Allmers unter anderem für eine geregelte Bewertung von Gebrauchtwagen, womit er zur Bildung der im Februar 1931 gegründeten Deutschen Automobil Treuhand GmbH (DAT) beitrug. Ab 1934 arbeitete der erfahrene Industriemanager zudem als Leiter der neugeschaffenen „Wirtschaftsgruppe Automobilindustrie“. Darüber hinaus stand der einflussreiche Automobilexperte bis 1945 weiterhin an der Spitze des RDA.

 Eine historische Reklamemarke bewirbt die im Moselort Alken beheimatete Burg Thurant. (Foto: Eine historische Reklamemarke bewirbt die im Moselort Alken beheimatete Burg Thurant. Foto: Markus Philipps

Eine historische Reklamemarke bewirbt die im Moselort Alken beheimatete Burg Thurant. (Foto: Eine historische Reklamemarke bewirbt die im Moselort Alken beheimatete Burg Thurant. Foto: Markus Philipps

Foto: TV/Markus Philipps

Während des Zweiten Weltkrieges verlegte Allmers seinen Wohnsitz dauerhaft an die Mosel. Gegen Kriegsende wurde er im März 1945 als ehemaliger Wirtschaftsführer verhaftet. Aufgrund einer schweren Erkrankung entließ man ihn jedoch bereits wenige Monate später aus der Internierung in Reims. Daraufhin zog sich der angesehene Autopionier wieder auf seine Moselburg zurück, wo er am 27. Januar 1951 verstarb.

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