Bärentatze, Bienenkraut und Blauglockenbaum

Neumagen-Dhron · Ein modernes Haus inmitten eines dazu passenden Gartens - das Naturparadies zweier Wahl-Neumagen-Dhroner scheint alles andere als historisch. Doch dieser erste oberflächliche Eindruck verflüchtigt sich bei genauerem Hinsehen sehr schnell.

 Janny Van der Lende-Venema und Albert Van der Lende stehen in ihrem Garten, der viele Kräuter und spannende Geschichten birgt. Und exotisch wirkende Pflanzen wie den Blauglockenbaum. TV-Foto: Ursula Schmieder

Janny Van der Lende-Venema und Albert Van der Lende stehen in ihrem Garten, der viele Kräuter und spannende Geschichten birgt. Und exotisch wirkende Pflanzen wie den Blauglockenbaum. TV-Foto: Ursula Schmieder

Neumagen-Dhron. Wer mit Janny Van der Lende-Venema erkundet, kommt aus dem Staunen kaum heraus. Und das nicht nur, weil die sorgsam gepflegten und fast ausschließlich selbst gezogenen grünen Schätze schon rein optisch beeindrucken. Die Niederländerin fasziniert darüber hinaus mit ihrem fundierten Wissen um Pflanzen und dazu passenden Geschichten.
Sie handeln von griechischen Steinmetzen, römischen Gelehrten und Heilkundigen wie Hildegard von Bingen. "Ich versuche, eine Brücke zu schlagen zwischen der Antike und dem Heute", erklärt die Gartengästeführerin. Als Beispiel nennt sie die schon zur Steinzeit nachgewiesene Rose, die für die Römer Luxus pur gewesen sei. "Bei Festmahlen war alles von Rosenblüten übersät." Der Ausdruck "auf Rosen gebettet" leite sich davon ab, schwärmt sie von der weißblütigen "Mutter aller Rosen". Der Sage nach ist die für die Unschuld stehende weiße Rose ebenso der griechischen Göttin Aphrodite zuzuschreiben wie die für Leidenschaft stehende rote Rose.
Ebenfalls mindestens seit der Antike geschätzt wird laut Van der Lende-Venema die Weiche Bärentatze (Acanthus mollis), eine Lippenblütler-Staude. Korinthische Säulen belegten, dass ihre Blüten- und Blattformen griechische Baumeister inspirieren. Ähnlich angesehen ist der nicht erst seit Hildegard von Bingen als Heilpflanze für Frauenleiden bekannte Frauenmantel. Sein botanischer Name Alchemilla erinnert laut Van der Lende-Venema an die Faszination von Alchimisten: "Sie sammelten die Wassertropfen als himmlisches Wasser."
Es sind Geschichten wie diese, die die Zeit im Gartenparadies der Holländerin im Nu vergehen lassen. Die Gartenführerin der IG Gartenfreunde versteht es, historische Heilkräuter in einem modernen Garten ins rechte Licht zu rücken und die Sinne zu fordern. Inmitten von Rosen und duftendem Lavendel lässt sich deren wohltuende Wirkung als Aufguss oder Tee erahnen, worauf am Wegesrand Aronia- und Stachelbeeren Appetit machen.
Die Gartenexpertin spickt das zudem mit Tipps, welche Blumen, Stauden oder Heilpflanzen der Gesundheit zuträglich sein können. "Das ist mein Hobby", sagt die ausgebildete medizinisch-technische Assistentin, die sich das meiste Wissen über ihre Pflanzen erst als Rentnerin aneignete. Ein Händchen fürs Grüne besitzt sie allerdings bereits seit ihrer Kindheit auf einem Bauernhof. Den Garten in Neumagen-Dhron begannen sie und ihr Mann erst vor sieben Jahren anzulegen: "Ich bin diejenige, die sich etwas ausdenkt, und er führt es dann aus." urs

Gartengästeführerin Janny Von der Lende-Venema ist erreichbar unter Telefon 06507/ 939893 jantje.vanderlende-venema@kultur-und-weinbotschafter-mosel.de

Extra

Im Garten von Janny Von der Lende-Venema wachsen unter anderem folgende Pflanzen: der chinesische Blauglockenbaum (Paulownie), auch Kaiserbaum, Prachtspier (Astilbe), weiß blühende Schneeballhortensie Annabell, Wahrer Bärenklau (Acanthus mollis), Frauenmantel (Alchemilla), Ysop (Hyssopus officinalis), auch Bienen- oder Eisenkraut, gelb blühendes Brandkraut (Phlomis), eine Bienenblume und verschiedenfarbig blühender Sommerflieder. urs

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