Bahnhof Dhronecken erwacht zu neuem Leben

Dhronecken · Seit mehreren Jahren schuftet Pia Weber für ihren Plan, den Bahnhof in Dhronecken wieder zu einem Schmuckstück zu machen: Sie sorgt damit nicht nur für eine Verbesserung der touristischen Infrastruktur in dem Hunsrückdorf, sondern erhält auch ein Stück ihrer Familiengeschichte.

 Hier sollen bald Feriengäste residieren: Pia Weber will den Bahnhof Dhronecken renovieren. TV-Foto: Marion Maier

Hier sollen bald Feriengäste residieren: Pia Weber will den Bahnhof Dhronecken renovieren. TV-Foto: Marion Maier

Dhronecken. Der Bahnhof in Dhronecken und der benachbarte Wasserturm, der gebaut wurde, um die Kessel der Dampfloks zu befüllen, sind mehr als 100 Jahre alt. Beide werden seit Jahrzehnten nicht mehr genutzt und stehen unter Denkmalschutz. Beide erwachen nun zu neuem Leben unter der Federführung einer Frau.
Während die gebürtige Niederländerin Nadia van Merwijk im Wasserturm, wenige exklusive Übernachtungsmöglichkeiten und daneben einen Reiterhof plant (der TV berichtete), ist Pia Weber mit dem Bahnhof schon weiter. Zwei der drei Bahnhofsgebäude hat sie bereits zusammen mit ihrer Familie in mühevoller Kleinarbeit renoviert. In dem einen wohnen ihre Eltern, in dem zweiten hat sie eine Ferienwohnung mit vier von fünf Sternen eingerichtet. Das dritte und größte Gebäude soll ebenfalls zu einer hochwertigen Ferienwohnung umgestaltet werden.
Doch wie kommt eine Frau, die mit ihrem Mann in einem Trierer KFZ-Sachverständigenbüro arbeitet und an der Mosel wohnt, dazu, Hab und Gut sowie ihre Freizeit in die Renovierung des Bahnhofs Dhronecken zu investieren? "Da steckt viel Familiengeschichte drin. Ganze Heerscharen von Kindern sind hier groß geworden", sagt die 49-Jährige.
In den 30er Jahren war ihr Großvater Johann Paulus aus dem benachbarten Malborn als Bahnvorsteher in den Bahnhof eingezogen. In den 70er Jahren wollte die Deutsche Bahn die dann nicht mehr genutzten Gebäude versteigern, der Großvater sollte ausziehen. Da kaufte der Vater von Pia Weber den Treffpunkt der Großfamilie "Zug um Zug". Als Rentner zog der Bitburger ebenfalls in das 127 Einwohner zählende Dhronecken.
Für Pia Weber kam der Zeitpunkt einzuschreiten, als Investoren auf der Bildfläche erschienen, die die "Bahnhofsbruchbuden" und den Wasserturm kaufen wollten, um sie in einem großen Wohnmobilstellplatz zu integrieren. Weber: "Ich konnte mir nicht vorstellen, dass die hier alles kaputtmachen." Also nahm sie die Renovierung in die Hand.
Ein großes Projekt: Eineinhalb Jahre lang hat sie mit ihrer Familie das 28 Fußballfelder große Gelände aufgeräumt, anschließend die beiden feuchten Häuser für 280 000 Euro von Grund auf saniert. Kanal und Wasserleitungen ließ sie neu in das Privatsträßchen verlegen. 100 Tonnen Mutterboden wurden herangekarrt, um auf dem Schotterplatz ein wenig Garten anzulegen.
Bei der Arbeit hatte sie immer die Denkmalpflegebehörde im Nacken, die mitreden wollte. Nun hängt es auch von dieser Behörde ab, wann Weber mit der Renovierung des dritten Gebäudes zu Rande kommt. Die Denkmalschützer werden ebenfalls mitreden, wenn es um die Gestaltung des benachbarten Freigeländes geht. Da will Weber eventuell hochwertige Wohnmobilstellplätze oder mobile Holzhäuschen aufstellen. Genaueres ist noch nicht klar. Sicher ist sich Weber allerdings, dass sie "das Idyll" an der stillgelegten Hunsrückbahnstrecke nicht zerstören möchte.
Dass Pia Weber mit ihren Plänen bislang richtig gelegen hat, zeigt die Nachfrage: Die erste Ferienwohnung war auf Anhieb von Mai bis September ausgebucht.
Video ab 16 Uhr unter volksfreund.de/videos

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