Bald wieder da, Meister Adebar?

Hildegard Bourassin aus Wittlich liebt Weißstörche. Am Montagabend hat sie interessierte Bürger in das Jugendheim nach Wittlich-Bombogen eingeladen, um über die Wiederansiedlung der Weißstörche in der Wittlicher Senke zu informieren.

 Hildegard Bourassin und Ortsvorsteher Hermann-Josef Krämer (links) eröffnen vor 50 Gästen den Informationsabend zur Ansiedlung des Weißstorchs in Wittlich-Bombogen. TV- Foto: Werner Klein

Hildegard Bourassin und Ortsvorsteher Hermann-Josef Krämer (links) eröffnen vor 50 Gästen den Informationsabend zur Ansiedlung des Weißstorchs in Wittlich-Bombogen. TV- Foto: Werner Klein

Wittlich-Bombogen. Etliche Bewohner des Stadtteils Wittlich-Bombogen erinnern sich noch gerne an die imposanten Weißstörche in den 50er jahren des vergangenen Jahrhunderts. In der Maximinstraße in Bombogen nisteten, brüteten sie und zogen ihre Jungen auf.

Storchexpertise trifft auf Storchpoesie



Weil sie die Ankündigung des Informationsabends im TV gelesen hat, fand auch Maria Bastgen aus Bausendorf-Olkenbach nach Bombogen. Sie ging hier in die Schule und las jetzt, nach 62 Jahren, zwei ihrer Aufsätze von damals vor. Die Titel "Wir beobachten ein Storchennest" vom 23. Juli 1947 und "Unsere Störche sind wieder da" von 1948. Sie beschreibt darin in Reimform das Leben und die Aufzucht von zwei jungen Weißstörchen.

Zum Infoabend kamen ebenso zwei Experten vom Verein "Aktion Pfalzstorch" nach Bombogen: Christian Reis und Frank Steigleder vom Storchenzentrum aus Bornheim bei Landau. Steigleder war vor zwei Jahren bereits in Bombogen unterwegs, um Möglichkeiten einer Neuansiedlung von Weißstörchen und um eventuelle Nistplätze auszuloten. "Die Möglichkeiten, Meister Adebar hier wieder einzubürgern, sind in diesem Gelände sehr gut", sagt Steigleder, der sich um die Ansiedlung von Störchen in der Pfalz und in Baden-Württemberg verdient gemacht hat.

Martin Becker aus Wittlich ist Forstwirtschaftsmeister, in seiner Freizeit Unterstützer und ornithologischer Berater der Wittlich-Bombogener Interessengruppe. Er kennt die Gegebenheiten vor Ort: Die Wittlicher Senke, große Wiesenflächen und das Naturschutzgebiet nahe Bombogen. Deshalb befürwortet Becker eine Ansiedlung.

Die wäre am Hof von Landwirt Hermann Oetringer in Bombogen möglich. Der sehr naturverbundene Landwirt möchte Gelände und die Möglichkeit eines Nistplatzes für ein Storchenpaar als Lockvögel an seinem Hof zur Verfügung stellen. Bombogens Ortsvorsteher Hermann-Josef Krämer sagt zu diesem Vorhaben: "Historisch gesehen gab es Störche in unserem Dorf, und ich finde es fantastisch, sie hier wieder heimisch zu machen. Wir sind froh, dass uns die Leute von der "Aktion Pfalzstorch" unterstützen." Doch die Behörden müssen zustimmen.

Auf TV-Anfrage sagt Manuel Follmann, Pressesprecher der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich: "Die untere Naturschutzbehörde und die Veterinärbehörde begrüßen das Ehrenamt der Beteiligten und stehen, im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen, positiv zu dem Projekt." Der Weg für Meister Adebar ist also geebnet, und bald können Bombogens Kinder vielleicht wieder Aufsätze über Störche in ihrem Ort schreiben. EXTRA Der Weißstorch (Ciconia ciconia) wird auch Meister Adebar genannt (zumindest in Fabeln und Märchen). Drei bis fünf Kilogramm ist er schwer und kann 25-30 Jahre alt werden. Die Flügelspannbreite beträgt bis zu zwei Metern. Das Storchenpaar brütet 32 Tage auf drei bis sechs Eiern, ein Jungstorch wiegt 70-75 Gramm bei der Geburt und ist nach nen bis zehn Wochen flügge. Die Zugstrecke ins Winterquartier beträgt 8000 bis 10 000 Kilometer. Er frisst Mäuse, Regenwürmer, Fische, Käfer, Frösche, Maulwürfe, Hamster, Kaulquappen und andere Kleintiere. (wek)

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