Barocker Charme und moderne Noblesse

Der Karolingerhof in Kröv bildet die Kulisse für ein betriebswirtschaftliches Konzept, das Traditionsbewusstsein und moderne Ansprüche vereinen will.

Kröv. Eine kopfsteingepflasterte Einfahrt führt zum Karolingerhof in Kröv. Das langgestreckte Gutshaus aus dem Jahr 1787 empfängt seine Gäste durch ein Portal aus Eichenholz mit gläsernem Halbrund darüber. Blumenkästen mit Geranien vor den in grauen Stein eingefassten weißen Kassettenfenstern und Rosenstöcke auf dem Grünstreifen zwischen Haus und Hof schmücken die zartgelbe Fassade. Ein junger Mann kehrt unter einem alten Walnussbaum das Pflaster.

Perfekte Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege



Hausherr Rainer Schieben, der mit seiner Frau Susanne das Anwesen 2006 gekauft hat, um es zu einem Hotel mit Eventgastronomie umzubauen, legt Wert darauf, dass der Karolingerhof "wie aus dem Ei gepellt" ist. Alles muss der Philosophie entsprechen, den Gästen zu exquisiten Weinen ein exklusives Ambiente zu bieten. Dafür verknüpfen die Besitzer Altes mit modernem Luxus.

"So weit es geht, haben wir versucht, alles stilecht einzurichten und gleichzeitig modernen Ansprüchen zu genügen", sagt der 47-jährige Gutsbesitzer, der seine Gäste in Anzug und frisch gewichsten Schuhen empfängt.

Zu dem Mobiliar, das Barock und Gründerzeit imitiert, und den dazu passenden farbintensiven Vliestapeten mit floralen Mustern kontrastieren die hellen Bäder in aktuellem Philippe- Starck-Design. Die Fenster hinter den schwarzen Lederbetten mit eingearbeiteten Swarovski-Steinen haben noch ihr mundgeblasenes Glas, energetisch verbessert durch vorgelagerte Wärmedämmfenster.

Im rechten Flügel des Hauses sind Handwerker bei der Arbeit. Eine undichte Wasserleitung hat einen erheblichen Wasserschaden hinterlassen. Eventküche, Frühstücksraum, der barocke Salon für Feierlichkeiten und die Weinbar sind ihm zum Opfer gefallen, samt dem Lehmputz des Fachwerkshauses, dem Parkettboden aus der Gründerzeit und den original Stuckleisten. Dabei sind die aufwendigen Sanierungsarbeiten am Karolingerhof, der in einem "bedauernswerten Zustand" gewesen sei, erst wenige Jahre her. Wasser-, Abwasser- und Stromleitungen hat das Ehepaar Schieben erneuern lassen und die Raumaufteilung den Ansprüchen des Hotelbetriebs und der Eventgastronomie angepasst. Die Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz hätte dabei nicht besser funktionieren können, sagt Rainer Schieben. Auch die Fassade wurde renoviert, die Scheune zu Hofladen und "Vinoteria" umgebaut.

Bodenfliesen aus dem 19. Jahrhunder frei gelegt



In den Toilettenräumen legten die neuen Besitzer Bodenfliesen aus dem 19. Jahrhundert frei, unter den abgehangenen Decken tauchten Stuckrosetten auf. In der Rezeption hat das Ehepaar mit einer Glasplatte auf dem Boden den Blick in den daruntergelegenen Brunnen frei gemacht. Den nutzt der Gärtner noch, um den parkähnlichen Garten auf der Rückseite des Gutshauses zu wässern.

Als neues Zuhause hat Schieben das bis ins Detail liebevoll hergerichtete Weingut nie gesehen. In erster Linie müsse sich der Karolingerhof "betriebswirtschaftlich rechnen", bringt Rainer Schieben sein Interesse an dem Denkmal auf den Punkt. Ohne Traditionsbewusstsein und Sentimentalität wäre aber die Kaufentscheidung nicht gefallen.

Falls Sie in einem denkmalgeschützten Haus wohnen und es vorstellen wollen, melden Sie sich bitte per E-Mail unter mosel@volksfreund.de mit dem Betreff "Verliebt in alte Steine" oder telefonisch unter 06571/972030. ca/cdr

EXTRA Geschichte: Zur Zeit der Karolinger stand an der Stelle des Karolingerhofs die Burg der Reichsvögte, die für den Kaiser von 755 bis 1790 den Zwergstaat "Cröv" verwalteten. Das Wappen von 1430 ziert heute noch die Weinetiketten des Hauses. Vom Mittelalter zeugen noch Teile des Kellergewölbes - ein regelrechtes Labyrinth, mit dem ein Drittel des Areals unterkellert ist. In der feuchten Kühle lagern "die Schätze" der 240 Weine, die Rainer Schieben vermarktet. Der Legende nach wurde Kaiser Karl der Große in der Burg von Kröv geboren. Seine Mutter, Bertrada die Jüngere (725-783), Gemahlin von Pippin dem Kleinen (714-768), sei auf dem Weg von Prüm in die bei Ingelheim gelegene Kaiserpfalz gewesen. Als die Wehen unterwegs einsetzten, habe sie in der Reichsvogtei Kröv Schutz gesucht und dort ihren Sohn Karl geboren. So sei der Karolingerhof zu seinem Namen gekommen. (sys)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort