Bauer sucht Zukunft

Wittlich · Die Landwirtschaft steht immer wieder in der Kritik der Öffentlichkeit - man denke an Stichworte wie Massentierhaltung oder intensiver Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Der Kreisbauernverband will auf seiner Dreikönigstagung am Montag, 7. Januar, in Wittlich mit Vertretern von Umweltverbänden über das Thema "Bauer bietet Leistung" diskutieren und mit einigen Vorurteilen aufräumen.

 Bauer aus Leidenschaft: Landwirt Christoph Manz aus Talling füttert eines seiner Kälber. TV-Foto: Klaus Kimmling

Bauer aus Leidenschaft: Landwirt Christoph Manz aus Talling füttert eines seiner Kälber. TV-Foto: Klaus Kimmling

Wittlich. Hühner, einsperrt in winzige Drahtkäfige, 20 000 und mehr Schweine in einem Stall, Mais- und Weizenmonokulturen so weit das Auge reicht, von Düngemitteln und Gülle verseuchte Böden - viele Menschen sehen ausschließlich diese negativen Seiten, wenn sie an die Landwirtschaft denken. Gleichzeitig wissen viele nicht, wie eine Sellerieknolle aussieht, und manche Kinder glauben, die Milchkühe seien lilafarben.
Missstände und Skandale


Es gibt Missstände und Skandale und viel Unwissenheit. Aber ist das das reale Bild der Landwirtschaft in den Mittelgebirgslandschaften Eifel und Hunsrück - dort, wo immer noch eher kleinbäuerliche Strukturen vorherrschen und es keine Agrarfabriken wie mancherorts in Nord- und Ostdeutschland? Manfred Zelder, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Bernkastel-Wittlich, sagt Nein. Er kennt die Vorurteile und Zerrbilder, die die öffentliche Meinung über die Landwirtschaft hat. Und er will sich den Kritikern stellen. Kritisch gehen seit jeher die Umweltverbände mit der Landwirtschaft um. Organisationen wie Greenpeace, Naturschutzbund (Nabu) und der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hat er zum traditionellen Dreikönigstag des Kreisbauernverbandes Bernkastel-Wittlich am Montag, 7. Januar, 10 Uhr, im Pfarr- und Jugendheim St. Bernhard in Wittlich eingeladen.
Sachliche Diskussion


Zelder will eine sachliche und ehrliche Diskussion und in der Bevölkerung für den Berufsstand werben. Am Dreikönigstag, an dem rund 150 Landwirte und weitere Gäste erwartet werden, geht der Kreisbauernverband unter dem Motto "Bauer bietet Leistung" in die Offensive. Zelder: "Wir stellen uns der Kritik und werden unsere Position klarmachen." Und die lautet, so der Kreisbauernvorsitzende: "Die Landwirte bringen erhebliche Vorleistungen im Tier- und Umweltschutz." Zelder hofft, dass nicht nur Bauern, sondern auch Verbraucher zur Tagung kommen. Zelder: "Wir haben nichts zu verbergen."
Ferner gehe es auch darum, die wirtschaftliche Bedeutung des Agrarsektors deutlich zu machen (siehe Hintergrund).
Der Hauptgeschäftsführer des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau, Josef Der-stappen, sieht ebenso wie Zelder die Zukunft der Landwirte eher positiv. Erfreulich seien die gestiegenen Getreidepreise im vergangenen Jahr. Auch für die Milch erhielten die Bauern wieder etwas mehr Geld, die Preise seien dennoch nach wie vor unbefriedigend. Mit der Erzeugung von Biogas, etwa durch die Vergärung von Maissilage, werde die Landwirtschaft breiter aufgestellt. Deutlich wehrt sich Derstappen gegen die Kritik am Anbau von Maiskulturen. Lediglich auf fünf bis sechs Prozent der Ackerfläche in der Region werde Mais angebaut. Daher könne man nicht von einer Monokultur sprechen.
Extra

Bedeutung der Landwirtschaft in Deutschland: 1900 gab es im damaligen Reichsgebiet noch über 5,6 Millionen Betriebe mit 26 Millionen Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche. Im heutigen Deutschland sind es 287 000 Betriebe, die knapp 16,7 Millionen Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche bearbeiten und pflegen und in der Tierhaltung 12,5 Millionen Rinder, 27,7 Millionen Schweine und 129 Millionen Stück Geflügel halten. Ihre Gesamterzeugung liegt gegenüber dem weitaus flächengrößeren Deutschland in den Grenzen von 1900 um fast das Dreifache höher. Im langfristigen Vergleich zeigt sich eine enorme Steigerung des Wohlstandes der Verbraucher: Vor 100 Jahren betrug der Anteil der Ausgaben für Nahrungs- und Genussmittel am gesamten Konsum etwa 50 Prozent; heute beträgt dieser Anteil nur 14,7 Prozent (ohne Genussmittel 11,5 Prozent). simExtra

Landwirtschaft im Kreis Bernkastel-Wittlich: 2001 gab es im Kreis 2628 landwirtschaftliche Betriebe (ohne Weinbau). Zehn Jahre später waren es nur noch 1585 Betriebe. Die duchschnittliche Betriebsgröße im Kreis beträgt 21 Hektar, in Rheinland-Pfalz sind es 34 Hektar und bezogen auf ganz Deutschland 56 Hektar. Die landwirtschaftlich genutzte Fläche im Kreis Bernkastel-Wittlich ist seit 1980 mit rund 35 000 Hektar relativ konstant geblieben. Davon sind 46 Prozent Ackerland, 44 Prozent entfallen auf Grünland. sim Angaben des Statistischen Landesamtes Rheinland-PfalzExtra

Dreikönigstagung des Kreisbauern- und Winzerverbandes am Montag, 7. Januar, im Pfarr- und Jugendheim St. Bernhard, Wittlich: 10 Uhr: Begrüßung: Vorsitzender Manfred Zelder; Grußworte von Landrat Gregor Eibes und Leo Blum, Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau; Vortrag Joachim Rodenkirch, Bürgermeister der Stadt Wittlich, Thema: Landwirtschaft aus Sicht der Stadt Wittlich; anschließend Vortrag und Diskussion zum Thema Anforderungen der Gesellschaft an moderne Landwirtschaft und Weinbau mit Manfred Ladwig, Umweltredaktion des Südwestrundfunks. red

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