Messen und Märkte Merscheid: 10.000 Besucher, drei Jahrhunderte, ein Markt

Morbach-Merscheid · Merscheid feiert sein großes 300. Marktjubiläum mit Gaudi, einem riesigen Angebot und dem beliebten Tierhandel.

300 Jahre Merscheider Markt mit mehr als 100 Händlern
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300 Jahre Merscheider Markt

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„Tierhandel war in früheren Zeiten ein wesentlicher Bestandteil der Existenz vieler Menschen“, weiß der Vorsitzende der Vereinsgemeinschaft Merscheider Markt, der gerade in seiner 300. Auflage stattfand. Seine Stimme klingt etwas heiser, denn der erste Abend mit Stimmungsmachern Stefan Stürmer und den Midnight Ladies liegt hinter ihm und den ersten 1300 Besuchern des Festzelts. Etwa 10.000 auf dem Gelände sollten es im Lauf der Tage werden.

Die Feuerwehr, der Musikverein und der Sportverein stellten eine Truppe von 170 Helfern aus dem Dorf zusammen, die nicht weniger als 230 Dienste absolvierten. Was diesmal anders war: „Wegen Corona haben viele Tierhändler aufgehört, denn zwei Jahre lang gab es keine Einnahmen“, bedauert Markus Bohn vom Organisationsteam. Doch Alpakas, Esel, Ponys, Hühner und Hasen lockten erneut Menschen aus drei Generationen auf die große Wiese am Rande des Dorfes, denn der Samstag ist traditionell Tierhandelstag.

Der Traktor, der mit dem Ball spielt: Viel Feingefühl bewiesen die Teilnehmer der Landjugend auf dem Fahrersitz.

Foto: Herbert Thormeyer

Die Anbieter von Vierbeinern und Federvieh kommen keineswegs nur aus der Umgebung. Aus dem saarländischen Eidenborn sind Katrin Kiefer und Melanie Lang mit Ponys und Eseln angereist. Die Züchterinnen bieten ihre Tiere auch zum Verkauf an, aber: „Einfach 900 Euro auf den Tisch legen und den Esel gleich mitnehmen, das geht gar nicht.“ Die Tierfreundinnen wollen wissen, wo ihre Lieblinge hinkommen und ob sie es dort auch gut haben. Überwacht wird das von den Veterinärämtern der Landkreise. „Die Tiere verursachen ja auch Folgekosten wie zusätzliches Futter und den Tierarzt“, sagt Kiefer. Esel und Ponys können sogar kleine Kutschen ziehen, wird den Besuchern erklärt.

Theo Schmitt steuert einen Geflügelhändler an. Für den Lorscheider Hühnerhalter gibt es nichts Besseres als jeden Morgen frische Frühstückseier von eigenen Hennen. Er deckt sich mit neuen, jungen Tieren ein und sagt dem TV: „Diesen Aufwand ist es mir wert.“ Und außerdem lässt er die Tiere so lange leben, wie es eben geht.

Für Alpaka­züchter Guido Stoffel aus Kleinich sind seine Tiere biologische Rasenmäher, die auch noch feinste Wolle liefern. 23 davon hat er. Die Herde wird repräsentiert von Nino, Nathan und Naldo, die allein schon wegen ihrer „Frisur“ die Herzen der Besucher erobern – besonders der jüngsten.

Dem Volksfreund sagt er: „Vorsicht, damit die Linse der Kamera nicht verschmutz wird.“ Zielen die beim Spucken wirklich so gut? Man sollte es nicht drauf ankommen lassen. Denn das Angefasstwerden mag nicht jedes Exemplar dieser südamerikanischen Kleinkamele.

Enorm gut kommt das Ponyreiten der Voltigier-Abteilung im Turnverein Morbach an. Zu dieser Abteilung gehören momentan 40 Kinder, junge Menschen im Alter von fünf bis 21 Jahren. Trainerin Nicole Schmitt zeigt mit ihrer Truppe das Können, hat aber ein Problem: „Es gibt keine Jungs bei uns. Ihre Kraft würde aber wegen der Hebungen gebraucht.“ Dann würden der Prinzensitz, die Standwaage oder der Querlieger noch spektakulärer aussehen.

Schon jetzt wird für die 301. Auflage des Merscheider Markts vorgeplant. Was den Vorsitzenden Sorge bereitet, sind die nach der Corona-Pandemie und dem Ukraine-Krieg gestiegenen Preise: „Alles ist teurer geworden, aber wir können diese Preissteigerungen ja nicht voll an die Besucher weitergeben“, sagt Bohn. Er hofft, dass immer genügend Geld für gute Künstler da ist. Beim Bewältigen dieses Kraftakts werden treue Sponsoren noch wichtiger.