Baumfällarbeiten auf dem Kueser Plateau: „Wie Kraut und Rüben“

Bernkastel-Kues/Lieser · Der Blick sei gewöhnungsbedürftig. Darin sind sich Vertreter der Stadt Bernkastel-Kues und des Forstamtes nach dem Fall von 300 Bäumen einig. Was von den Gehölzen übrig geblieben sei, bleibe als organischer Dünger vor Ort, erläutern die Förster. Die Gegenseite sagt: Der Anblick schadet dem Image der Stadt.

Baumfällarbeiten auf dem Kueser Plateau: „Wie Kraut und Rüben“
Foto: Klaus Kimmling

"Das sieht aus wie Kraut und Rüben. Ich glaube, die haben die gesunden Bäume gefällt und die kranken stehen gelassen." Es sind harte Worte, mit denen Robert Wies (FDP) im Stadtrat Bernkastel-Kues eine Fällaktion des Forstreviers Bernkastel-Noviand auf dem Kueser Plateau kritisiert. Auch Stadtbürgermeister Wolfgang Port (CDU) spart nicht mit Kritik. "Das sieht verboten aus, als wäre eine Bombe eingeschlagen", sagt er gegenüber dem TV.

Wie berichtet sind auf dem Kueser Plateau in dem Waldstück zwischen der Einfahrt zur Klinik Moselhöhe bis zum Hotel Zum Kurfürsten etwa 300 Bäume gefällt worden. In der Vorankündigung zur notwendigen Straßensperrung hieß es, dass viele Fichten in diesem Bereich faul sind und eine Gefahr für den Straßenverkehr darstellen. Das betroffene Waldstück ist quasi eine Enklave - es liegt auf der Gemarkung Lieser. Das Gelände vor und hinter dem Wald gehört zur Stadt Bernkastel-Kues. Auf dem Plateau stehen mehrere Kliniken sowie eine Reihe von Hotels und Gastronomiebetrieben. Für die Gäste, aber auch für die Anwohner sei der Wald in seinem jetzigen Zustand kein schöner Anblick, so der Tenor im Stadtrat.

Der TV hat nachgefragt: Martin Hermanns, Leiter des Forstreviers Bernkastel-Noviand weist noch einmal darauf hin, dass vor allem alte, faule Fichten gefällt worden seien. Die hochwertigen Stämme seien bereits verkauft und abtransportiert worden. "Auf der bearbeiteten Fläche liegen noch die Baumkronen der Holzstämme. Sie werden größtenteils noch klein gehackt", erläutert er. Der Auftrag sei bereits erteilt worden.

Kleine Äste und das Hackmaterial werden aber, so der Förster, als organischer Dünger an Ort und Stelle bleiben. Durch die Fällung würden andere Gewächse mehr Licht und Platz haben. In einem Jahr werden dort, so Hermanns, zudem noch Rotbuchen gepflanzt. "Derzeit ist die Fläche ein gewöhnungsbedürftiger Anblick", sagt er. "Aber wenn die Baumkronen klein gehackt sind und die Aufforstung durchgeführt worden ist, wird die Fläche auch wieder ein ansehnliches Waldbild bieten", verspricht er.

Ähnlich argumentiert Franz-Josef Sprute, Leiter des Forstamtes Traben-Trarbach, zu dem auch das Revier Bernkastel-Noviand, gehört. "Es ging primär um die Verkehrssicherungspflicht", sagt er. Nur die alten Bäume, von denen eine Gefahr ausging, seinen gefällt worden seien.

Auch er könne verstehen, dass sich Anwohner, Besucher und Kurgäste irritiert zeigen, wenn sie eine freie Fläche mit Baum?stümpfen und abgesägten Ästen sehen. In relativ kurzer Zeit werde das aber kaum mehr auffallen. Er und Martin Hermanns seien bereit, der Bevölkerung vor Ort Rede und Antwort zu stehen.

Stadtbürgermeister Port sucht das Gespräch mit den Förstern. Ihn fuchst, dass die Stadt im Vorfeld nicht offiziell über die Aktion informiert wurde. "Aber vielleicht musste das ja auch nicht geschehen, weil es nicht unsere Gemarkung ist", sagt er.
Meinung: Etwas schöner darf es schon sein

Von Clemens Beckmann

Die einen haben vor allem die Natur und die Umwelt im Auge, den anderen geht gerade an so einer exponierten Stelle mit viel Auto- und Fußgängerverkehr die Optik über alles. Dazwischen gibt es offenbar nichts. Vielleicht regeneriert sich die Natur ja wirklich schnell.

Zumindest derzeit sieht es aber nicht danach aus. Mal schauen, was der Einsatz des Häckslers bringt. Ein bisschen mehr Ordnung sollte schon das Ergebnis der Arbeit sein.

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