Baustein für Integration

MORBACH. Mehr als 300 Besucher feierten gemeinsam das dritte deutsch-russische Neujahrsfest, zu dem der Awo-Ortsverein Hochwald Morbach-Thalfang in die Morbacher Baldenauhalle eingeladen hatte. Vom Kind an über den Jugendlichen bis zum 80-jährigen Senior suchten die Teilnehmer das Gespräch untereinander.

Wie funktioniert so etwas? Vorbehalte gegen Fremde abbauen und Verständnis für die Nachbarn aus einem ganz anderen Kulturraum entwickeln. Die Integration der russlanddeutschen Neubürger hat sich die Arbeiterwohlfahrt (Awo) Hochwald auf ihre Fahne geschrieben. Diese stand auch beim Neujahrsfest im Vordergrund. Kinder kommen besonders schnell in Kontakt. Die dreijährige Miriam Maurer aus Morbach findet es ganz toll, dass man sich zum orthodoxen Weihnachtsfest verkleiden darf. Sie hat gerade die sechsjährigen Jenny Rudel und Jennifer Stotz, beide Kinder russischer Eltern, kennen gelernt und sich sofort mit ihnen angefreundet. Stefan Werner (10) aus Morbach, dessen Eltern vor mehr als zehn Jahren aus Russland in den Hunsrück kamen, ist überzeugt, dass ihm die deutschsprachige Erziehung zu Hause große Vorteile im Umgang mit seinen Freunden bringt. Inna Kessler (16) ist noch in Russland geboren und ein typischer Teenie der "MTV-Generation". "Ich gerne auf Partys. Dort sind dann alle meine Freunde, egal ob türkischer, deutscher oder russischer Abstammung", erzählt sie und fügt noch an, dass "multi-kulti einfach angesagt ist". Während die Kinder mit Väterchen Frost (Marcus Heintel) tanzen, spielen und singen, sind die Erwachsenen in Gespräche vertieft. Olga Reichert aus Rengsdorf im Westerwald ist vom Fest mächtig angetan. "Alles ist so offen und gastfreundlich", schwärmt die Deutschrussin, die seit zwölf Jahren im Westerwald lebt. Sie hatte nie Anpassungsschwierigkeiten und ist mit einem Deutschen verheiratet. Horst Bernard, ein waschechter Hunsrücker aus Hundheim, pflegt mit seinen russischen Nachbarn ein freundschaftliches Verhältnis. Inna und Juri Gebert fühlen sich in Idar-Ober-stein wohl und geben zu, dass sie sich zu Hause immer noch "auf Russisch streiten", aber sie wissen auch, dass für ihre beiden Kinder eine mehrsprachige Erziehung und das Erlernen weiterer Fremdsprachen nur von Vorteil sein können. Der Awo-Ortsverein hat mit seiner Veranstaltung das "Puzzle Integration" erneut um einen wichtigen Baustein erweitert. "Das Publikum war sehr gemischt. Der deutsche Anteil lag bei 30 Prozent", bilanziert die Vorsitzende Brigitte Heintel.

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