Bedauern, Unverständnis und Unmut

Die Firma Noris TG GmbH, die lange Zeit im Gespräch war, den insolventen Möbelhof zu übernehmen, ist abgesprungen (der TV berichtete). Die Nachricht inklusive der Begründung stößt im Morbacher Rathaus auf Bedauern, allerdings auch auf Unverständnis und Unmut.

Morbach. In der vergangenen Woche hatte Werner Müller, Generalbevollmächtigter der Noris TG GmbH, erklärt, dass sein Unternehmen "im Zuge der Wirtschaftskrise" viel Geld verloren habe. Weitere Gründe hätten letztlich zur Entscheidung geführt, von der Übernahme des Morbacher Möbelhofs Abstand zu nehmen. Neben einem erheblichen "Reparaturstau" habe sich her ausgestellt, dass der Standort Morbach weniger interessant sei als ursprünglich "propagiert". Müller: "Es ist kaum Kaufkraft vorhanden, und die Region glänzt nicht gerade vor Investitionsbereitschaft." Was die Firmenstruktur angeht, lässt sich Müller übrigens weiterhin nicht in die Karten schauen. Man gehöre zu einer größeren Investorengruppe. Ob es sich um die Azad-Gruppe aus Dortmund handelt, die im Orienthandel tätig ist, bestätigte er nicht.

Morbachs Bürgermeister Gregor Eibes wundert sich über die aktuellen Erkenntnisse des Firmenvertreters, "jetzt, nachdem der Abverkauf abgewickelt ist". Für ihn stellt sich die Frage, ob man tatsächlich den Möbelhof übernehmen oder "nur die schnelle Mark habe machen wollen". Im Schollenfeld sei in den vergangenen Monaten weit mehr Ware verkauft worden, als zunächst vorhanden gewesen sei.

Zudem hinterlasse man "keine verbrannte Erde", wenn man ein Unternehmen weiterführen wolle. Ständige Hinweise in der Werbung auf Insolvenz und Räumungsverkauf hätten dem Ansehen der Firma nicht gut getan. Und die Finanzkrise sei derzeit ein beliebtes Argument für unpopuläre Entscheidungen. Der Rathaus-Chef bedauert, dass sich diese Entwicklung auf dem Rücken der Mitarbeiter abgespielt habe. In dieser Situation einen finanzkräftigen Käufer zu finden, sei schwierig. Die Entwicklung schadet seiner Auffassung nach dem gesamten Standort Morbach. Dass zwei große Möbelhäuser existiert hätten, habe in der Gemeinde für viel Frequenz gesorgt.

"Persönlich berührt" von den jüngsten Geschehnissen ist der Morbacher Ortsvorsteher Hans Jung. Hugo Backes und Leo Flesch hätten mit großem Engagement das Möbelhaus aufgebaut. Jung hat sich über die Verkaufsmethoden nach der Insolvenz geärgert, als immer wieder neue Ware hergefahren worden sei. "Fast deprimierend" seien "regelrechte Werbeschlachten" gewesen. Eine Stellungnahme der Noris TG war am Dienstag bis Redaktionsschluss nicht zu bekommen.

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