Bedeutsamer Fund in Kesten

Für Michael Beer haben sich jahrelange Vermutungen bestätigt: Die Renovierung eines von ihm gekauften Hauses hat eine Takenplatte ans Tageslicht befördert, die aus der Zeit des lediglich mündlich überlieferten Baujahres (1649) zu stammen scheint.

 Zusammen mit Hans-Günther Wickel (rechts) hat Michael Beer die in einer Wand verborgene Takenplatte gesichert, gereinigt und die teils sehr in Mitleidenschaft gezogenen Inschriften entziffert. TV-Foto: Ursula Schmieder

Zusammen mit Hans-Günther Wickel (rechts) hat Michael Beer die in einer Wand verborgene Takenplatte gesichert, gereinigt und die teils sehr in Mitleidenschaft gezogenen Inschriften entziffert. TV-Foto: Ursula Schmieder



Kesten. Bei der Renovierung alter Häuser findet sich vor allem jede Menge Schmutz und Staub. Doch ab und an bergen betagte Mauern auch wahre Schätze, die vielleicht keinen hohen materiellen Wert haben, dafür aber einen großen ideellen. Michael Beer aus Kesten hat diese Erfahrung nun gemacht. "Es hieß immer, dieses Haus sei 1649 erbaut worden", sieht er die schiere Vermutung nun bestätigt. Denn versteckt in einer Wand des von ihm gekauften Nachbarhauses seiner Eltern hat er eine Ofen- oder Takenplatte (siehe Extra) entdeckt. Und auf dieser hat Beer den Namen Philipp von Sötern entziffern können, der von 1623 bis 1652 Bischof in Trier war (siehe Extra).

Fündig geworden ist Beer vor allem deshalb, weil er eine solche Platte von jeher in dem Haus vermutet hatte. "Ich habe immer an den Wänden geklopft, weil ich dachte, irgendwo muss da eine Takenplatte sein." Für ihn stand nämlich fest, dass es sich bei dem Gebäude um ein besonderes handeln musste. Darauf ließen bauliche Details wie Stuckdecken schließen oder ein Sandstein-Wandornament. Außerdem ist das Haus im Zentrum von Kesten ein Nachbarhaus des Himmeroder Hofes, dem 1152 erstmals urkundlich erwähnten Weingut des Klosters Himmerod. Das zweite Nachbargebäude an der anderen Giebelseite des Reihenhauses war zudem einst im Besitz von Clemens Wenzeslaus von Sachsen, ab 1768 bis zur Französischen Revolution letzter Trierer Erzbischof und Kurfürst.

Auch das von Beer umgebaute Elternhaus steht auf historischem Boden. "Das war das Gartengrundstück des Himmeroder Hofes", weiß er. Der Fund in dem von ihm 1991 gekauften Altbau bestärkt Beer in seinen ursprünglichen Plänen, das historische Gemäuer möglichst originalgetreu umzubauen. "Ich habe ein Faible für alte Häuser", sagt er und bedauert, dass manches Kleinod in den 1950er oder 1960er Jahren "kaputt saniert" wurde.

Allerdings wollen er und Ehefrau Margit in dem historischen Haus nicht selbst einziehen, sondern daraus ein Ferienhaus machen. Die erste Reservierung haben sie nach dem Fund bereits spontan erhalten.

EXTRA Taken-/Ofenplatten: Die gusseisernen Takenplatten waren in der Region bis ins 19. Jahrhundert beliebt. Die ältesten Exemplare datieren auf das späte 15. Jahrhundert. Eingepasst in Wandaussparungen nahmen sie die Ofenhitze auf und gaben sie an den Nebenraum ab (Takenheizung). Produziert wurden die Platten in den Eisenhütten zwischen Belgien und dem Saarland, etwa in Trier-Quint oder auch in der Dillinger Hütte. Ofenplatten waren an ihren Rändern zusätzlich so ausgestattet, dass sie in eine Wand eingemauert werden konnten. Philipp von Sötern: Philipp Christoph Reichsritter von Sötern (1567 bis 1652) war ab 1610 Bischof von Speyer und ab 1623 Erzbischof und Kurfürst von Trier, wo er auch starb. Geboren in Kastellaun war der Sohn einer katholischen Mutter und eines evangelischen Vaters ursprünglich lutherisch getauft. Er trat aber noch als Kind zum Katholizismus über. Für seine Frankreich-freundliche Politik während des Dreißigjährigen Krieges (1618 bis 1648) war der Trierer Jesuitenschüler unter den Kaisern Ferdinand II. und Ferdinand III. von 1635 bis 1645 inhaftiert. (urs)

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