Begleitung auf dem letzten Weg

WITTLICH. Sie setzen sich mit Tod und Sterben auseinander, um anderen hilfreiche Begleitung auf diesem letzten Weg schenken zu können. Die Mitarbeiter der Hospizgruppe des Kreises Bernkastel-Wittlich drängen sich nicht auf. Wer allerdings für sich oder ein Familienmitglied Hilfe benötigt, kann sich an sie wenden.

Jeder Mensch hat seine eigenen Vorstellungen von einem würdevollen Sterben. Besonders die Ansichten über das, was nach dem eigenen Tod noch kommen mag, sind sehr individuell. So ist auch jeder Sterbende, den die Mitarbeiter der Hospizgruppe betreuen, ein Einzelfall.Unabdingbar gehören die Auseinandersetzung mit der eigenen Person, Fingerspitzengefühl und besonders Respekt vor dem Glauben oder auch dem Nichtglauben des anderen dazu. Fatal wäre es, wenn einer, der im Sterben liegt, sich mit den philosophischen oder religiösen Gedankengängen eines anderen auseinander setzen müsste.Liebe und Seelsorge, nicht nur Medizin

Um zu verstehen, was der Sterbende oder seine Angehörigen jeweils brauchen, besuchen die Hospizhelfer Befähigungsseminare. In der Broschüre der Hospizinitiative steht zu lesen: "Wir möchten dafür Sorge tragen, dass den betroffenen Menschen nicht nur medizinische Betreuung zukommt, sondern dass Zuwendung, Liebe und Seelsorge in ihrer ursprünglichen Bedeutung bewahrt bleiben." Als Wegweiser für die würdevolle Art, mit den Betroffenen umzugehen, sehen die Mitarbeiter allein deren Wünsche und Bedürfnisse. Da gilt es oft, kleine Zeichen, die der Sterbende aussendet, zu deuten. Die Symbolsprache spielt dabei oft eine größere Rolle als die verbale. Diese Sprache zum Beispiel erlernen die Mitarbeiter in den Seminaren.Die Kurse lehnen sich an ein von Malteser Hilfsdienst und der Vereinigten Lutherischen Kirche erstelltes Konzept an. Sie gliedern sich in drei Teile. Im theoretischen, von Moderatoren geführten ersten Teil, setzen sich die angehenden Hospizhelfer mit dem Sterben, auch mit dem eigenen, auseinander. Danach folgt der praktische Teil in Begleitung erfahrener Mitarbeiter. Erst nach der anschließenden Vertiefung entscheidet der Ausgebildete, ob er sich der Aufgabe gewachsen fühlt.Monatliche Treffen, zu denen bei Bedarf auch mal ein Supervisor stößt, unterstützen jeden Einzelnen bei seiner Arbeit. Moderator Ulrich Iseke bezeichnet die Bewegung noch immer als "zartes Pflänzchen". Wichtig sei neben einer standardisierten Befähigung der Helfer auch eine systematische Öffentlichkeitsarbeit, damit die Hospizstimme lauter wird. Immerhin steht die Gruppe inzwischen mit auf der Liste der zu fördernden Einrichtungen des Amtsgerichtes.Tabuisierung des Todes hat Bedarf nach Hilfe zur Folge

Zur Zeit besteht die Wittlicher Hospizgruppe aus 18 Frauen und zwei Männern, meist im mittleren Alter. Die Motivation variiert bei den Mitarbeitern: beim einen ist sie religiöser, beim anderen humanistischer Natur. Auch die eigene Erfahrung spielt eine Rolle.Die Fäden laufen bei Anne Hees-Konrad zusammen, die bei der Caritas eine spezielle Koordinierungsstelle besetzt. Ihr persönliches erstes Zusammentreffen mit dem Tod fand bereits im Kleinkindalter statt: Ohne Berührungsängste erlebte sie den Tod einer nahen Verwandten - ein Umstand, den sie den meisten Menschen voraus hat. Die Tabuisierung des Todes, das Verlagern des Sterbens hinter die Türen von Intensivstationen haben die Menschen vom Vorgang des Sterbens entfremdet. So entstand der immense gesellschaftliche Bedarf nach Hilfe, wenn es einmal soweit ist. "Die meisten wenden sich an uns während eines Krankenhausaufenthaltes", berichtet Hees-Konrad. Ziel ist es jedoch, wo immer möglich, den Sterbenden wieder nach Hause zu bringen. "Und wo das nicht geht, ein Hospizhaus anbieten zu können."Etwa 125 Hospizhäuser (von hospitium, Lateinisch, bedeutet Herberge) existieren inzwischen in Deutschland; die nächstgelegenen in Koblenz, St. Wendel und Mechernich bei Bonn. Für ein Hospiz in Trier, zuständig für die ganze Region, sammelt der TV zur Zeit Spenden. Auch die Wittlicher Gruppe, die gut mit dem Trierer Verein zusammenarbeitet, befürwortet diese Entwicklung.In Deutschland organisierte sich die ökumenische Hospizbewegung erst Ende der 80er Jahre. Das diakonische Werk und der Caritasverband packten gemäß ihrem Selbstverständnis als "praktisches Christentum" diesen weißen Fleck im medizinischen und pflegerischen Alltag an. Anknüpfen konnten sie dabei an das Werk von Cicely Saunders, die 1967 das erste Hospiz in London gegründet hatte. Die Wittlicher Gruppe ist Mitglied in der Landesarbeitsgemeinschaft Hospiz Rheinland-Pfalz. Kontakt zur Hospizgruppe über die Koordinierungsstelle, Telefon 06571/915514

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