Behindertentoilette am Bahnhof: Landrat geht auf Sponsorensuche

Wittlich · Der Wittlicher Bahnhof wird für viel Geld behindertengerecht umgebaut. Doch eine Behindertentoilette hat die Bahn nicht im Plan. Kreis und Stadt wollen das Projekt daher mit Sponsoren verwirklichen. Landrat Gregor Eibes will bei der Sponsorensuche vorangehen.

Wittlich. Ja zum Lift, nein zur Toilette: So lautete im April 2012 die Überschrift eines TV-Artikels, in dem es um die Barrierefreiheit am Wittlicher Bahnhof ging. Der wird derzeit umgebaut - auch damit Menschen mit Behinderungen die Züge beziehungsweise den Ausgang barrierefrei erreichen können. Dafür entstehen drei neue Aufzüge. Außerdem werden die Bahnsteige erhöht, um Rollstuhlfahrern den Ein- und Ausstieg zu erleichtern.
Die Bahn investiert in den Bahnhof mehrere Millionen Euro. Für eine behindertengerechte Toilette, die nicht viel mehr als 10 000 Euro kostet, hat sie aber kein Geld beziehungsweise hält sie nicht für notwendig. Weiter gilt: Toiletten befinden sich in den Zügen. Außerdem sei Wittlich kein Umsteigebahnhof, auf dem die Kunden lange Zeit auf Anschluss warten müssten. Deshalb gib es Anstrengungen auf andere Weise Abhilfe zu schaffen. Landrat Gregor Eibes hat gegenüber dem Beirat für Menschen mit Behinderungen seine Hilfe zugesagt. Im Kreistag hat er die Absicht erneuert und sogar von einer "Bringschuld" gesprochen. Dass dieses Thema durchaus Relevanz hat, zeigt eine Zahl, die leicht hochgerechnet werden kann. Im Kreis Bernkastel-Wittlich (113 000 Einwohner) haben etwa 10 000 Menschen einen Schwerbehindertenausweis. Natürlich muss längst nicht jeder von ihnen eine spezielle Toilette in Anspruch nehmen.
Mehrere Varianten waren anfangs im Gespräch. Übrig geblieben ist diese: "Es wird eine Finanzierung mit Sponsorengeldern ins Auge gefasst", sagt Manuel Follmann, Pressesprecher der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich, auf TV-Anfrage. Es wird mit Kosten von 11 000 Euro gerechnet. Von selbst habe sich noch niemand als Sponsor ins Gespräch gebracht. Landrat Eibes werde sich alsbald selbst auf die Suche nach Sponsoren begeben. Nach Auskunft von Manuel Follmann ist es natürlich möglich, als Gegenleistung die Toilette mit dem Schriftzug eines Geldgebers zu versehen. Das ist auf Toilettenwagen, die zum Beispiel bei Festen eingesetzt werden, gängige Praxis.
Bei der Sponsorensuche ist, so Follmann, auch die Stadt Wittlich mit im Boot. Von dort ist derzeit aber nur so viel zu hören: "Das Thema ruht bis zum Ende der Bauarbeiten", sagt Pressesprecher Jan Mußweiler. Der Beirat für Menschen mit Behinderungen sieht weiter Handlungsbedarf. "Die Bahn baut Lifte für Behinderte, aber keine Toilette", sagt Vorsitzender Artur Greis, der auch Kreistagsmitglied ist. Das mute fast an wie ein Schildbürgerstreich. Die Bahn weise zwar immer auf Toiletten in den Zügen hin. Aber: "Die sind oft geschlossen."

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