Benefiz Anwar lächelt wieder
Morbach · Bei einem Fahrradunfall verlor ein eritreischer Flüchtling in Morbach vor knapp zwei Jahren sieben Frontzähne. Das Geld für Brücken fehlte. Dem Unglücksraben konnte dank vieler Spenden geholfen werden.
Der 28-jährige Anwar S. (der vollständige Name ist der Redaktion bekannt) hat in seinem jungen Leben schon viel erlebt. Als Kind ist er mit seiner Mutter aus Eritrea nach Äthiopien geflohen, als junger Erwachsener weiter über Libyen nach Deutschland, genauer gesagt nach Morbach. All das hat er einigermaßen gut überstanden. Das Schlimmste kam zum Schluss.
Denn vor knapp zwei Jahren – damals untergebracht im Bischofsdhroner Freizeitzentrum Idarwald – erlitt er einen Unfall (der TV berichtete). Er setzte er sich auf ein gespendetes Fahrrad und fuhr Richtung Morbach. Weit kam er nicht. Aus Unachtsamkeit stürzte er noch in der Nähe der Unterkunft und fiel sehr unglücklich mit dem Kopf auf einen Stein. Dabei zog er sich schwere Verletzungen zu. Zweimal musste er bereits operiert werden. Und der 28-Jährige verlor zunächst, im weiteren Krankheitsverlauf insgesamt sieben Zähne, alles Frontzähne. Er erhielt Provisorien, die ziemlich wackelig waren. Essen konnte er mit ihnen nicht.
Die Folgen des Sturzes machten dem jungen Flüchtling schwer zu schaffen – nicht nur medizinisch, sondern auch psychisch. Völlig unbewusst hielt er sich stets die Hände vor den Mund, war im Dezember vergangenen Jahres im Trierischen Volksfreund zu lesen. Lächeln sah ihn in dieser Zeit niemand. Das war der Anlass für eine Hilfsaktion der evangelischen Kirchengemeinde Thalfang-Morbach. Ein halbes Jahr später: Anwar S. sitzt erneut der TV-Redakteurin und Sabine Brödner, Ökotrophologin und Pfarrersgattin, gegenüber. Und er lächelt. Zum Vorschein kommt ein lückenloses Gebiss.
Seit gut vier Wochen besitzt er neue Zähne. Was ist geschehen? Der Volksfreund berichtete über Anwars Schicksal und veröffentlichte einen Spendenaufruf. Und auch die TV-Leser ließen sich nicht zweimal bitten: Sie spendeten, was das Zeug hielt. Insgesamt kamen 4085 Euro zusammen.
Das reicht nicht nur für die erforderlichen Brücken, sondern auch für die weitere Versorgung seines Gebisses, denn die Behandlung ist noch nicht komplett abgeschlossen. Möglicherweise ist auch noch genug Geld für die weitere medizinische Versorgung übrig. Eine weitere OP – das wäre dann die dritte – steht vermutlich an, sagt Sabine Brödner, die sich im Rahmen der Initiative Miteinander in Morbach um den Flüchtling kümmert. Der Unfall hat Spuren an Anwars S. Körper hinterlassen. Kein Wunder, hatte er doch damals unter anderem einen gebrochenen Oberkiefer, einen Unterkiefertrümmerbruch und eine Nasenbeinfraktur erlitten. In Folge dieser schweren Verletzungen kam es beispielweise im Mund zu schweren Narbenbildungen, die vermutlich noch behandelt werden müssen.
Und noch eine erfreuliche Nachricht: Ein erster Antrag bei der AOK auf eine Härtefallregelung war abgelehnt worden. Ein neuerlicher Antrag wurde laut Brödner akzeptiert.
War Anwar S. beim ersten Gespräch mit dem Volksfreund sehr still, kann man das diesmal nicht sagen.
„Vielen Dank“, sagt er immer wieder und lächelt. „Er ist überwältigt, dass so viel Geld zusammengekommen ist“, ergänzt Sabine Brödner. Und ihr selbst ist es ebenfalls ein Bedürfnis, sich bei den Spendern zu bedanken, die so fleißig gespendet haben. Insgesamt hätten 74 Menschen gespendet, viele kleinere und einige größere Beträge.
