"Bei uns wird zusammengearbeitet"

TRABEN-TRARBACH. Die Mont-Royal-Hauptschule ist die kleinste Schule in Traben-Trarbach. Einen großen Auftritt hatten nun stellvertretend für die insgesamt 220 Schüler 16 Mädchen und Jungen aus der 9. und 10. Klasse: Sie wehren sich vehement dagegen, dass nach der in die Schlagzeilen geratenen Berliner Rütli-Schule alle Hauptschulen in der Kritik stehen.

"Hier wird zusammengearbeitet, und die Lehrer setzen sich für uns ein", sagen die Traben-Trarbacher Hauptschüler entschieden. Und als Verlierer oder junge Menschen ohne Perspektive sehen sie sich überhaupt nicht (siehe auch TV vom 6. April). Unverkennbar, dass sie sauer sind, aber ihre Argumente tragen sie sachlich, ruhig und rhetorisch gewandt vor. Für ihre Ganztagsschule, die überdies zum Netzwerk der ökologischen Schulen gehört, träfe nicht zu, was in jüngster Zeit in den Medien über die Hauptschulen berichtet wurde. "Nur Hauptschule heißt doch nicht, dass wir nichts im Kopf haben", sagt Selma Aksakal, die von der Realschule gekommen ist und zufrieden anmerkt: "Ich bin stolz, jetzt hier zu sitzen." Mit gesundem Selbstbewusstsein und überzeugend wehren sich die Jugendlichen gegen die Vorurteile, die sich zurzeit gegen diese Schulart erheben. "Von 15 haben sechs eine Empfehlung fürs Gymnasium bekommen", weiß Tamara Hoffmann. Die nicht aus Deutschland kommenden Schüler seien sehr gut integriert. Und Lehrerin Margret-Rose Allmacher verweist sogleich auf Deniza Haxhijaj, die aus dem Kosovo stammt, Sprecherin der Schule und Klassenbeste ist. Natürlich gibt es auch in Traben-Trarbach Zoff, Streit und Probleme. Aber alle sind sich einig, dass das überall vorkommt und kein spezielles Problem der Hauptschule an sich ist. Jacqueline Begall fände es unfair, wenn ihre Schule mit der in Berlin verglichen würde: "Es gibt natürlich Cliquen und Gruppen, aber keinen Stress. Hier läuft es." Ihre Mitschülerin Serena Bollig pflichtet ihr bei: "Alle halten und arbeiten zusammen." Durch Patenschaften für die unteren Klassen wüchse Verantwortung, "und wenn es mal Streit gibt, dann wird das geklärt", sagt Jessica Klaes. Die Lehrer und Schulsozialarbeiterin Yvonne Fries seien als Ansprechpartner immer für sie da und auch bereit zu schlichten. Ein großes Lob erteilen die Kinder ihren Pädagogen: "Die Lehrer helfen aktiv mit, kümmern sich um uns, setzen sich für uns ein, helfen bei der Suche nach Ausbildungsplätzen und halten den Kontakt zu den Eltern", sagt Schulsprecherin Deniza. An dieser Schule, so wird deutlich, mangelt es nicht an Hilfe, Unterstützung und Motivation durch die Lehrer, und ganz offensichtlich wissen die jungen Menschen das auch zu schätzen. Fehri Lariani besucht die neunte Klasse des Gymnasiums und macht zurzeit ein Praktikum an der Hauptschule. "Die Forderung nach Abschaffung der Hauptschulen ist der größte Quatsch, den ich je gelesen habe", sagt er und spricht den anderen aus der Seele. "Damit sind die Probleme doch nicht aus der Welt, sondern nur verlagert", empört sich Kai Zender. "Hier wird den Schülern so viel geboten, es gibt so viel Engagement, und das Arbeitsklima ist im Gegensatz zum Gymnasium genial", schwärmt Fehri. Das Vertrauen zwischen Schülern und Lehrern sei noch da, "hier ist es menschlich, und man lernt noch was. Es macht Spaß, weil man Hilfe und Unterstützung erfährt." Überdies gebe es nicht das Gruppenverhalten und den Klamottenkult wie am Gymnasium. "Hier ist man, wie man sein möchte", hat er festgestellt. Schulleiter Egon Heckmann kann dies bestätigen. "Die Schüler haben es nicht verdient, als Verlierer hingestellt zu werden", sagt er. Sein Stellvertreter Carsten Augustin legt Wert auf die Feststellung, dass die Hauptschule entgegen ihrem Ruf als Absteigerschule eine weiterführende Schule ist, die den Menschen viele Chancen öffnet.

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