Fest Beim Mülheimer Markt wird Geschichte gezeigt

Mülheim · Beim Mülheimer Markt werden im Festzug am Mittwoch Meilensteine der örtlichen Vergangenheit gezeigt. Die Teilnahme stärkt den Zusammenhalt im Ort.

 Für viele Mülheimer ist der Markt der Höhepunkt des Jahres.

Für viele Mülheimer ist der Markt der Höhepunkt des Jahres.

Foto: Clemens Beckmann

Wolfgang Thiel und Rainer Frank kennen sich seit Realschulzeiten. 40 Jahre ist das etwa her. Was sie seither eint, ist die Liebe zum Mülheimer Markt. Jedes Jahr sind sie als Wagenbauer am Werk. „13 oder 14 Jahre waren wir damals alt“, erinnern sie sich. Der große Festzug ist der Höhepunkt des dreitägigen Festes. Es ragt aus der Masse der Feste heraus. Der Mülheimer Markt geht immer mitten in der Woche über die Bühne, von dienstags bis donnerstags. Hintergrund: Mülheim war vor langer Zeit Markt- und Gerichtsort. Und das Gericht tagte mitten in der Woche.

„Meilensteine der Mülheimer Geschichte“: So lautet am Mittwoch, 7. August, das Motto des Festzuges, der sich um 14.30 Uhr am Sportplatz in Bewegung setzt und durch die Hauptstraße führt. Seit mehreren Wochen sind die Wagenbauer, unter ihnen Wolfgang Thiel und Rainer Frank, meist an den Wochenenden, im Einsatz.
Auf dem Gelände des Weingutes Bottler werden gleich drei Wagen gebaut. „Es ist nicht selbstverständlich, dass Hallen und Flächen zur Verfügung gestellt werden“, sagt und lobt Rosi Meyer, die den Zug gemeinsam mit Brigitte Schneider organisiert.

Wolfgang Thiel und Rainer Frank sind die wahrscheinlich erfahrensten Wagenbauer. Diese Erfahrung geben sie an eine Gruppe junger Leute weiter. Die Nutzer des Jugendraumes sind das erste Mal dabei. „Es macht Spaß“, sagt Jonas Bottler. Er und ein Dutzend anderer Jugendlicher bauen einen Wagen, auf dem eine Gerichtsverhandlung dargestellt wird. Die Kostüme für sie und andere Teilnehmer kommen aus einem Fundus, den sich die Gemeinde im Laufe der Jahre angelegt hat.

Auch Napoleon Bonaparte spielt eine Rolle. Es ist überliefert, dass ein Wein aus der Lage „Sonnenlay“ sowie 3000 Taler den französischen Kaiser und Feldherren 1813 davon abhielten Mülheim niederzubrennen. Der Sonnenlaywein stand auch bei vielen Fahrten des Luftschiffs Zeppelin auf der Karte. Deshalb fährt seit vielen Jahren auch ein Zeppelin mit Besatzung beim Festzug mit. Erstmals ist in diesem Jahr auch ein Ausschankwagen im Einsatz, vom dem Zeppelinwein ausgeschenkt wird.

Für viele Mülheimer ist der Markt der Höhepunkt des Jahres. „Da keinen Urlaub zu bekommen, wäre ein Kündigungsgrund“, sagt Wolfgang Thiel lachend. Er lobt den Zusammenhalt der Mitwirkenden.

Ein Selbstläufer ist das Fest aber nicht. Die Kosten würden immer höher, stellen Thiel und Frank fest. Die Gewinne hielten da nicht mit. Für die vier Vereine der Festgemeinschaft, Sportverein, Feuerwehr, Tennisverein, Spielmannszug, bliebe nicht viel übrig. Mülheim ist einer der wenigen Orte an der Mittelmosel, in denen noch ein großes Festzelt aufgestellt wird. Die Gemeinde unterstützt die Gruppen aus dem Ort nach Angaben von Rosi Meyer mit jeweils bis zu 200 Euro für Material. Die Gemeinde übernimmt auch die Werbung.

In diesem Jahr haben sich zehn Gruppen gemeldet (im Vorjahr sieben), die einen Wagen bauen oder eine Fußgruppe stellen. Dazu kommen unter anderem Weinmajestäten aus den umliegenden Orten, die auf Festwagen oder Cabrios die Zuschauer am Wegesrand begrüßen. Für die Musik sorgen drei Kapellen: der Spielmannszug Mülheim sowie die Musikvereine Wintrich und Orenhofen (Eifel). Die Eifelaner kommen schon seit Jahren mit zum Mülheimer Markt. Viele von ihnen opfern einen Tag Urlaub. „Das ist für die so etwas wie ein Betriebsausflug“, sagt Rosi Meyer.

Vor einigen Jahren kamen noch bis zu fünf Musikapellen zu dem Termin mitten in der Woche. Arbeits- und Lebensumfeld machten es schwieriger Kapellen für den Umzug zu finden, sagt Beigeordneter Günter Fehres. Er macht sich schon im Februar eines jeden Jahres auf die Suche und ist auch schon für 2020 fündig geworden.
Übrigens: Dem Mülheimer Markt eilt ein besonderer Ruf voraus. Wer da keinen Partner oder keine Partnerin für ein möglichst langes Zusammenleben findet, findet nie einen oder eine, heißt es.

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