Beim Sherrybrennen live dabei sein

Klausen · Es ist ein Generationenprojekt, das das Weingut Sanders und Sanders aus Osann-Monzel mit dem Kauf des Klausener Klosters begonnen hat. Ein Projekt, das mehrere Jahre in Anspruch nehmen wird. Mitinhaber Lu Sanders hat dem TV die Pläne des Familienbetriebs für das denkmalgeschützte Anwesen vorgestellt.

Klausen. Eine Tüte voller Schlüssel. Die gab\'s als Dreingabe, als die Familie Sanders Ende Mai den Vertrag über den Kauf des Klausener Kosters unterzeichnete. "Die Tüte war bestimmt zweieinhalb Kilogramm schwer", schätzt Lu Sanders und lacht. Bis jetzt hat er noch nicht rausfinden können, welcher Schlüssel zu welchem Schloss gehört. Es gibt einfach zu viele Türen in dem drei Gebäude fassenden, denkmalgeschützten Komplex in der Klausener Ortsmitte, der nun dem als GmbH und CO KG geführten Familienbetrieb Bio-Weingut Sanders und Sanders aus Osann-Monzel gehört (der TV berichtete).
Offene Sherryproduktion geplant



1400 Quadratmeter Wohn- und Nutzfläche hat das ehemalige Kloster, das seit 14 Jahren leersteht und, wenn es nach Lu Sanders gegangen wäre, schon vor drei Jahren in den Besitz des Familienbetriebs übergegangen wäre. Doch seine Frau legte ein Veto ein. Die richtige Entscheidung, wie Sanders heute einräumt: "Wir hatten damals kein Konzept dafür."
Seitdem sind drei Jahre vergangen. Drei Jahre, in denen sich viel getan hat. 2013 brachte das Bio-Weingut seinen ersten Riesling-Sherry auf den Markt. Die Vorbereitung dazu hatte ein Jahrzehnt gebraucht. Dann allerdings waren die mehr als 1000 Flaschen aus der ersten Produktion innerhalb eines halben Jahres ausverkauft. "Die Nachfrage hat uns überrollt", berichtet Lu Sanders. Sein Weingut steht jetzt vor einem (Luxus-)Problem: Auch in naher Zukunft wird es die Nachfrage nach dem Sherry aus Riesling-Trauben nicht bedienen können. "Wir kriegen die Produktion nicht schnell genug hochgeschraubt wegen des dreijährigen Herstellungsprozesses des Sherry", erklärt Sanders. Aber zumindest können die Kunden künftig zuschauen, wie dieser gemacht wird - ein wichtiger Bestandteil des Konzepts, das die Familie Sanders in den vergangenen drei Jahren für das Kloster Klausen entwickelt hat.
Im sogenannten Ökonomiegebäude, das im 18. Jahrhundert errichtet wurde, damit wohl das älteste Gebäude auf dem Grundstück ist und einst als Kuh- und Schweinestall genutzt wurde, sollen Besucher künftig live miterleben, wie der einzige Sherry von der Mosel hergestellt wird. Und wer an einer Weinprobe teilnimmt, könne auch im Kloster übernachten, sagt Lu Sanders. "Eine Konkurrenz zum hiesigen Hotelbetrieb wollen wir aber nicht sein", schiebt er gleich hinterher, "das wird keine Luxusherberge und kein Dauerbetrieb."
Ziel: Klostercharakter bewahren


Einige der ehemaligen, gut zehn Quadratmeter großen Nonnenzellen im Klostertrakt sollen als Gästezimmer dienen, in denen Besucher, Pilger oder Wanderer einkehren können. Eins ist Familie Sanders besonders wichtig: "Wir werden den Klostercharakter so gut es geht beibehalten", betont Mitinhaber Sanders, "wir wollen nicht, dass so ein historisches Gebäude ein Misch-Masch aus alten Mauern und modernem Wohnpark wird." Im Haupttrakt des Klosters, das im 19. Jahrhundert erbaute wurde, wird neben gelegentlichen Gästen die Familie Sanders selbst einziehen sowie die Verwaltung des Weinguts. In dem Anbau aus den 1960er Jahren soll die Weinproduktion untergebracht werden, im Keller darunter das Kelterhaus. Die Kapelle soll weiterhin der Öffentlichkeit zugänglich sein und eine Dauerausstellung zur Geschichte des Klosters und zum Klosterleben beherbergen. Bleibt noch das dritte Gebäude des Komplexes, die ehemalige Schwesternschule: Ein Weinlabor und ein Labor für Bodenanalysen sollen hier eine Heimat finden.
Lu Sanders gibt sich realistisch: "Unter fünf Jahren kriegen wir das alles nicht hin." Noch in diesem Jahr soll jedoch mit dem Keltern im Anbau angefangen werden und die Familie in das Klostergebäude einziehen. Zudem wird möglichst bald die Fassade renoviert. "Das schuldet man dem Gebäude, dass man damit anfängt", sagt Sanders. Er hofft, dass Ende 2015 das Herzstück des Konzepts - die offene Sherryproduktion mit Brennerei im Ökonomiegebäude - eingeweiht werden kann.
Vergleichbar mit zehn Häusern


Den Umbau des Komplexes nennt Sanders "ein Generationenprojekt", hinter dem die ganze Familie, die Eheleute Sanders und die vier erwachsenen Kinder, stehe. Zu den Kosten für das Vorhaben will die Familie nichts sagen. Nur so viel lässt sich Lu Sanders entlocken: "Wenn man das Projekt vom Umfang her betrachtet, ist das so, als wenn man zehn Einfamilienhäuser nacheinander von außen und innen renoviert - und selbst das reicht vom Betrag nicht aus."Extra

Im Jahr 1918 zogen sieben Nonnen der Dominikanerinnen nach Klausen. Ihr neues Zuhause war zuvor mehrere Jahrzehnte lang als Gastwirtschaft genutzt worden. In den 1950er Jahren lebten um die 40 Schwestern im Kloster. 2000 zog es den Orden dann weg aus Klausen: Die 14 Nonnen siedelten in die Nähe von Osnabrück um - unter anderem, weil das Gebäude in Klausen in einem schlechten Zustand gewesen war. Danach kauften niederländische Investoren das Anwesen samt dem nahe gelegenen Klostergarten. Auf dem Gartengelände sollte ein Ferienpark entstehen. Die Pläne liegen nach wie vor auf Eis. nebExtra

 Angestoßen wird natürlich mit Sherry: die neuen Eigentümer des ehemaligen Klosters Klausen Mark, Ingrid, Lu und Tobias Sanders (von links nach rechts). Foto: privat

Angestoßen wird natürlich mit Sherry: die neuen Eigentümer des ehemaligen Klosters Klausen Mark, Ingrid, Lu und Tobias Sanders (von links nach rechts). Foto: privat

Drei Fragen an Lu Sanders, Mitinhaber des Weinguts Sanders und Sanders: Herr Sanders, wie kam es dazu, dass Sie unter die Sherry-Hersteller gegangen sind? Lu Sanders: "Meine Frau und ich haben schon zu Studienzeiten gerne Sherry getrunken. Unsere Liebe zum Sherry und der Wunsch, auch im Alter noch einen besonderen Sherry trinken zu können, ließ uns damit anfangen." Und wie entstand dann die Idee, Sherry von der Mosel zu produzieren? Sanders: "Üblicherweise wird Sherry unter anderem aus Palomino-Trauben hergestellt. Die haben eine ähnliche Säure wie die Riesling-Trauben von der Mosel. Deswegen dachten wir: Mensch, wir müssten aus dem Riesling mit seiner fruchtigen Säure und seinem kräftigen Aroma eigentlich einen Riesling-Sherry machen können." Die große Nachfrage nach Ihrem Riesling-Sherry gibt Ihnen Recht. Warum sind Sie trotzdem an der Mosel die Einzigen, die diesen speziellen Likörwein herstellen? Sanders: "Die Vorbereitungszeit bis zum fertigen Produkt ist enorm langwierig und schwierig. Es wäre aber schön, wenn sich ein Riesling-Sherry an der Mosel genauso etablieren könnte, wie es der spanische Sherry in Jerez getan hat " neb

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