Beirat befürchtet Aus für Belginum

Morbach/Wederath · Der Beirat des Archäologieparks Belginum kritisiert die jährliche Museumsschließung von fünf Monaten und will seine Arbeit niederlegen, falls es dabei bleibt. Bürgermeister Andreas Hackethal sieht keine Möglichkeit, den entsprechenden Ratsbeschluss zu ändern.

Morbach/Wederath. Lange hat sich der wissenschaftliche Beirat des Archäologieparks Belginum zum Thema verkürzte Öffnungszeiten des Museums öffentlich zurückgehalten. Nun meldet sich das Gremium mit deutlicher Kritik zu Wort.
Der Vorsitzende des Beirats, Alfred Haffner, pensionierter Professor für Ur- und Frühgeschichte, sagt: "Die Einschränkung könnte dazu führen, dass der gesamte Archäologiepark, der sich ja erst im Aufbau befindet, Gefahr läuft, zu stagnieren. Sie könnte gar das Ende bedeuten." Dabei sei der Fundplatz einer der bedeutendsten in Mitteleuropa. Seine Erforschung biete einmalige Chancen.
Laut Ratsbeschluss ist das Belginum seit November 2011 jährlich für fünf Monate geschlossen, zuvor waren es nur wenige Wochen pro Jahr. Entsprechend verkürzt sind die Arbeitszeiten des Personals, zu dem neben Museumsleiterin Rosemarie Cordie zwei Halbtagskräfte am Eingang gehören.
Beirat wurde übergangen


Der Beirat fordert, den Ratsbeschluss auszusetzen und neu zu beraten. Ansonsten werde das Gremium zurücktreten. Haffner kritisiert auch, dass der Beirat zu den Öffnungszeiten überhaupt nie gehört wurde. "Das ist unhöflich und verstößt gegen den Kooperationsvertrag." Laut Vertrag zwischen Land und Gemeinde sei es Aufgabe des Beirats, die beiden Partner in allen wichtigen Punkten zu beraten.
Das Nein zu den eingeschränkten Öffnungszeiten erklärt Haffner wie folgt: "Netzwerke zu anderen Museen, die auch Leihgaben für Ausstellungen geben, können so nicht aufrechterhalten werden." Sonderausstellungen wie die geplante zu den "Schädelkulten der Kelten" seien nicht mehr möglich, zusätzliche Besucher blieben so aus. Die Forschung, die nun brachliegt, gehört nach Meinung Haffners zum Archäologiepark dazu und sei nötig, um eine Stagnation auch der Besucherzahlen zu verhindern.
Gefahr für Fundstücke


Gleiches gelte für die Grabungen. Gegraben haben in der Vergangenheit Ein-Euro-Jobber, doch für sie hat der Bund Anfang des Jahres den Geldhahn zugedreht. Haffner sieht zudem die an das Belginum ausgeliehenen Funde in Gefahr. Die Temperaturunterschiede im geschlossenen Haus könnten Schmuck, Waffen und Werkzeug, in denen Eisen enthalten sei, zerstören.
Haffner: "Unser Anliegen ist es, im Gespräch mit der Gemeinde Lösungen zu finden. Das Belginum, das mit seinen 10 000 Besuchern pro Jahr vergleichsweise gut dasteht, soll besser platziert werden. Wir wollen Zukunftweisendes auf den Weg bringen." Die Menschen auf den Dörfern sollten beispielsweise durch Vorträge und Ausstellungen vor Ort verstärkt eingebunden werden. Haffner: "Das Interesse an Heimat ist da, aber es muss immer wieder neu motiviert werden." Haffner räumt ein, dass zusätzliche Geldgeber wie das Land nötig seien.
Bei Bürgermeister Andreas Hackethal trifft der Beirat auf Unverständnis. Er sagt: "Es ist zu kurz gesprungen, immer nur die Aufhebung des Ratsbeschlusses zu fordern." Niemand erwarte, dass das Museum schwarze Zahlen schreibe, doch müssten die roten vermittelbar sein. Das sei bei einem Defizit von 160 000 Euro und 8000 Besuchern im Jahr 2011 nicht der Fall. Hackethal: "Ich habe noch andere Themen in Morbach." Der Gemeinde bleibe zunächst nur die Möglichkeit, das Defizit des Museums zu senken. Dies sei durch den Ratsbeschluss geschehen.
Traurig stimmt den Bürgermeister, dass durch die Unstimmigkeit mit dem Beirat der Versuch, mit anderen Kommunen Zweckvereinbarungen zur Finanzierung zu treffen, ins Stocken geraten sei.
Bessere Fundstücke gefordert


Hackethal betont, dass er gemeinsam mit dem Beirat eine andere Grundlage für das Belginum finden will. Ein Vorschlag: Das Gremium solle mit seinen Verbindungen dafür sorgen, dass nicht nur zweitrangige Ausstellungsstücke im Museum gezeigt würden, sondern auch Premiumstücke.
Wie mit dem Beirat unter seinem Vorgänger verfahren wurde, wolle er nicht beurteilen, sagt der Bürgermeister.Meinung

Respekt kommt vor der Lösung
Für den Beirat ist das Belginum ein Ort von höchster wissenschaftlicher Bedeutung, der den Besuchern schmackhaft gemacht werden soll. Für die Gemeinde ist nicht die Wissenschaft das Entscheidende, sondern Besucherzahl und Geldbeutel. Letzterer ist derzeit leer, so dass bei freiwilligen Ausgaben wie denen für ein Museum der Rotstift angesetzt wird. Die Kunst ist es nun, diese beiden Einstellungen zusammenzubekommen. Klar ist: Nur mit Kürzungen wird kein Museum attraktiv und ohne Wissenschaft tritt es auf der Stelle. Was dringend gebraucht wird, sind neue Geldgeber. Zweckvereinbarungen mit benachbarten Kommunen sind sicherlich ein guter Ansatz, aber kaum ausreichend. Morbach geht es auch dank starker Unternehmen recht gut. Ist da nicht Kultursponsoring ein Thema? Allerdings müssten Gemeinde und Beirat sich dafür auf ein zukunftsträchtiges Konzept einigen, das sich verkaufen lässt. Dafür müsste die Gemeinde den Beirat, ein hochkarätiges Expertengremium, ernst nehmen und seine Kritik an den gekürzten Öffnungszeiten überdenken. m.maier@volksfreund.deExtra

Der wissenschaftliche Beirat des Archäologieparks Belginum ist ehrenamtlich tätig und besteht aus 14 Mitgliedern. Dies sind Vertreter von Museen, Universitäten, Touristik, Verwaltung und der archäologischen Denkmalpflege. Vorsitzender ist der pensionierte Professor Alfred Haffner aus Pluwig, der sich seit seiner Studentenzeit mit der Fundstelle am Belginum beschäftigt. Per Amt gehören der Bürgermeister von Morbach, der Direktor des Landesmuseums und die Leiterin des Museums zum Beirat. maiExtra

Belginum ist laut Alfred Haffner als Straßendorf auf einer auf die Antike zurückgehenden Straßenkarte des Römischen Reiches eingetragen. Es gehört zu den wenigen römischen Siedlungen, die nicht überbaut wurden und lässt sich so nahezu vollständig erforschen. Mit seinem Gräberfeld bietet Belginum nun die Möglichkeit, 1000 Jahre (7. Jahrhundert vor Christus bis 4. Jahrhundert nach Christus) Totenbrauchtum sowie Sozial-, Wirtschafts- und Militärgeschichte von den keltischen bis zu den romanisierten Trevern zu erkunden. mai

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort