Beneidenswert schön

MUSWEILER. In der Verbandsgemeinde Manderscheid liegt der kleine Ort Musweiler. Hier leben laut Altbürgermeister Roman Hebler 84 Einwohner. Der in Platten geborene Hebler wohnt seit 1962 in dem kleinen Dorf bei Minderlittgen.

 Schätzt das Leben in Musweiler: Roman Hebler. Foto: Stefanie Glandien

Schätzt das Leben in Musweiler: Roman Hebler. Foto: Stefanie Glandien

25 Jahre lang leitete Roman Hebler als Ortsbürgermeister die Geschicke der kleinen Gemeinde. Damals arbeitete der heute 80-Jährige noch als Bauingenieur für das Straßenbauamt Trier und später Wittlich. In seiner Zeit als Ortsbürgermeister hat er viel für seine kleine Gemeinde erreicht. Ob Flurbereinigung, Kreisstraßenausbau oder Verpachtung der Jagden, Hebler zog die Fäden. "Dadurch hänge ich an dem Ort", sagt er. "Als ich Bürgermeister von Musweiler wurde, dachte ich, jetzt kannst was für das Dorf tun." Als Bauingenieur musste Hebler kreuz und quer durch die Bundesrepublik reisen. Heimisch fühlt er sich aber nur in Musweiler. Dort ist seine Mutter geboren, und nach seiner Hochzeit baute er mit seiner Frau ebenfalls ein Haus in Musweiler. Gefehlt hat ihm dort nie etwas, auch heute nicht. Das Brot steckt der Bäcker in die Tüte vor der Tür, der Postbote bringt ihm Briefmarken mit, und Kultur bietet das nah gelegene Kloster Himmerod. Hebler: "Die führen so viele Konzerte auf, da schafft man überhaupt nicht, überall hinzugehen." "Der liebe kleine Roman hat sich tadellos geschickt"

Die Nachbarschaft in Musweiler sei "prima". "Wenn irgendwer krank ist, dann ist auch das ganze Dorf krank", beschreibt er den Zusammenhalt. An seinem 80. Geburtstag führte die Dorfjugend ein Theaterstück auf, die Nachbarin rief an, ob sie ihm einen Kuchen backen soll. "So ist das hier in Musweiler, das ist anders als in der Stadt", sagt Hebler. Als Kind verbrachte er alle Ferien bei seinen Großeltern in Musweiler. Der Vater nahm ihn morgens mit dem Fahrrad mit, und abends ging es auf die gleiche Weise nach Hause. Die Großmutter schrieb ihm abends immer ein kleines Zeugnis, das er der Mutter abgeben sollte. Die hat Roman Hebler noch aufbewahrt - eine schöne Erinnerung an die Großmutter und die Zeit, die er als Kind in Musweiler erlebt hat. Im schönsten Sütterlin ist zu lesen: "Mein lieber kleiner Roman hat sich wieder tadellos geschickt, und wir wollen alle, dass er bald wieder zu uns kommt, deine Großmutter." "Mittags gab es Bratkartoffeln aus einer großen Pfanne, die stand auf dem Tisch", erinnert sich Hebler. Und der Onkel bekam noch eine dicke Scheibe Schinken, weil er ja den Hof bestellen musste. "Das habe ich hier alles miterlebt, dadurch hänge ich an dem Ort", sagt der 80-Jährige. Ob er sich nie gewünscht hat, woanders zu wohnen? Hebler runzelt die Stirn und zwinkert mit dem Auge: "Wir haben immer gedacht, die anderen müssen uns beneiden." Leben auch Sie in einem Dorf mit weniger als 100 Einwohnern? Warum leben Sie gerne in Ihrem kleinen Dorf? Worauf müssen Sie verzichten, und was macht das Leben bei Ihnen im Dorf trotzdem oder gerade deshalb lebenswert. Senden Sie uns Ihren Text, Stichwort: Heimat, per E-Mail an eifel@volksfreund.de, oder per Fax an 06561/959539 oder per Post an den Trierischen Volksfreund, Redaktion Bitburg, Hauptstraße 39 a, 54634 Bitburg.

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