Menschen Ein Kunst-Mäzen und Freund der Mosel

Bernkastel-Kues · Der Milliardär und Sammler Erich Marx ist im Alter von 99 Jahren gestorben. Es zog ihn oft an die Mosel, und das hatte Gründe.

 Kunstliebhaber und der Mosel verbunden: Der Berliner Unternehmer Erich Marx gibt 2015 in der Neuen Nationalgalerie in Berlin eine Pressekonferenz (Bild links oben). Auf dem unteren Foto verabschiedet der Geschäftsführer der Marx-Gruppe in Bernkastel-Kues 2005 zwei Chefärzte. Oben rechts ist eines der Werke aus der Sammlung von Marx zu sehen: „It wasn’t us“ von Katharina Grosse, das derzeit im Hamburger Bahnhof in Berlin zu sehen ist.

Kunstliebhaber und der Mosel verbunden: Der Berliner Unternehmer Erich Marx gibt 2015 in der Neuen Nationalgalerie in Berlin eine Pressekonferenz (Bild links oben). Auf dem unteren Foto verabschiedet der Geschäftsführer der Marx-Gruppe in Bernkastel-Kues 2005 zwei Chefärzte. Oben rechts ist eines der Werke aus der Sammlung von Marx zu sehen: „It wasn’t us“ von Katharina Grosse, das derzeit im Hamburger Bahnhof in Berlin zu sehen ist.

Foto: dpa/Tim Brakemeier

Schon früh hat er einen Teil seines Vermögens in moderne Kunst investiert: Erich Marx zählt zu den bedeutendsten Kunst-Mäzenen Deutschlands. Der 1921 bei Lörrach geborene Jurist, Bauunternehmer und Geschäftsmann ist am 9. September im Alter von 99 Jahren in der Schweiz gestorben.

Er hinterlässt eine umfangreiche Kunstsammlung, die seit den 1990er Jahren in der Kunsthalle im alten Hamburger Bahnhof zu sehen ist. Zu ihr gehören Werke von so bedeutenden Künstlern wie Andy Warhol, der Marx sogar einmal porträtiert hat, Josef Beuys, Roy Lichtenstein oder Anselm Kiefer. Auch in Berlin hat er die Kunst unterstützt und sich vor allem dafür eingesetzt, dass Kunst öffentlich zugänglich ist.

Die Wege des Milliardärs führten ihn aber nicht nur in die Kunst-Zentren der Welt, sondern auch immer wieder nach Bernkastel-Kues, sogar noch im hohen Alter. Das hat seinen Grund: Erich Marx gründete 1967 in Berlin eine eigene Bauträgergesellschaft, die zunächst im Wohnungs- und Hotelbau tätig war und sich dann auch auf den Bau von Kliniken spezialisiert hat.  Und eine dieser Kliniken war die Median-Klinik auf dem Kueser Plateau bei Bernkastel-Kues.  Als 1969 die Kreisreform die Landkreise Bernkastel und Wittlich zusammenführte, bestand die Hochzeitsprämie des Landes, also Zuschüsse für den Aufbau einer Infrastruktur, unter anderem im Ausbau des Areals auf dem Kueser Plateau, das vorher als landwirtschaftliche Fläche genutzt wurde. Dort baute Erich Marx dann eine Klinik nach der anderen, bis sich das Gebiet zu einem großen Kurzentrum entwickelt hatte. Hermann Lewen, der in den 1980er Jahren Leiter des Kultur- und Veranstaltungswesens von Bernkastel-Kues war und später die Mosel Festwochen (Mosel Musikfestival) gegründet hat, erinnert sich an Marx: „Es war eine gute Entwicklung, dass der damalige Bürgermeister Wilhelm Kreuzberg Marx als Investor an Land gezogen hat.“

Bei dem Bau der Anlage wurde seinerzeit auch eine Kurtaxe ausgehandelt, die  von der Verbandsgemeinde zweckgebunden verwendet werden kann. Aber auch der Klinikneubau, der weitere Baumaßnahmen und sogar ein Wohnbaugebiet nach sich zog, habe maßgeblich zur Entwicklung von Bernkastel-Kues beigetragen. „Das brachte der Stadt Einnahmen und viele neue Arbeitsplätze,“ sagt Lewen.  Erich Marx war auch noch im hohen Alter aktiv und besuchte Bernkastel-Kues von seinem Berliner Büro aus regelmäßig. „Er hatte eine große Verbundenheit zur Stadt und zu den Kliniken. Davon hat die Stadt viel profitiert,“ bemerkt  Lewen.

Marx besuchte „seine“ Klinik in Bernkastel-Kues auch  zu besonderen Anlässen.  So zum Beispiel im Jahr 2003, wie ein Blick ins Zeitungsarchiv zeigt. Damals verabschiedete Marx - damals schon 82-jährig - den damaligen Klinikdirektor Roland Schneider in den Ruhestand und bemerkte - offenbar mit einem heiter-ironischen Unterton: „Es ist ein merkwürdiges Gefühl, einen Mitarbeiter in den Ruhestand zu verabschieden, der 20 Jahre jünger ist als man selbst. Da kommt die Frage auf, wer von uns beiden der Klügere ist.“ Der Unternehmer baute insgesamt bundesweit 37 Kliniken und war Mitglied der Geschäftsführung der Median-Kliniken.

 11.06.2020, Berlin: Das Kunstwerk "It Wasn·t Us" von Katharina Grosse ist im Museum Hamburger Bahnhof ausgestellt.  Mit «It Wasn·t Us», einem riesigen gemalten Bild im öffentlichen Raum, verbindet sie die alte Bahnhofshalle mit dem Außenraum hinter dem Museum bis hin zu Außenflächen der benachbarten Rieckhallen. Das Werk ist vom 10. Juni bis 10. Januar 2021 zu besichtigen. Foto: Jörg Carstensen/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit einer Berichterstattung über die Ausstellung im Hamburger Bahnhof in Berlin und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++

11.06.2020, Berlin: Das Kunstwerk "It Wasn·t Us" von Katharina Grosse ist im Museum Hamburger Bahnhof ausgestellt. Mit «It Wasn·t Us», einem riesigen gemalten Bild im öffentlichen Raum, verbindet sie die alte Bahnhofshalle mit dem Außenraum hinter dem Museum bis hin zu Außenflächen der benachbarten Rieckhallen. Das Werk ist vom 10. Juni bis 10. Januar 2021 zu besichtigen. Foto: Jörg Carstensen/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit einer Berichterstattung über die Ausstellung im Hamburger Bahnhof in Berlin und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++

Foto: dpa/Jörg Carstensen

„Marx war für die Region ein besonderer Mensch. Er kam still und leise nach Bernkastel-Kues, hat sich mit den Krankenschwestern und den Patienten in der Klinik unterhalten, ohne großes Aufhebens um seine Person.  Er war bodenständig, aber auch entschieden in der Sache,“ erinnert sich Lewen an den Mann, nach dem die Stadt Bernkastel-Kues einen Weg auf dem Plateau benannt hat, den Erich-Marx-Weg.

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