Bernkastel-Kues soll kein Freilichtmuseum werden

Bernkastel-Kues · Die Stadt Bernkastel-Kues hat als Mittelzentrum einiges zu bieten. Die teilweise enge Bebauung und fehlender Parkraum schrecken aber ab, wenn es um Verkauf oder Vermietung von Immobilien geht. Mit Hilfe des Landes soll gegengesteuert werden.

 Ein Problem in der Altstadt: Viele der mehrstöckigen Häuser verfügen nur über einen Eingang. TV-Foto: Klaus Kimmling

Ein Problem in der Altstadt: Viele der mehrstöckigen Häuser verfügen nur über einen Eingang. TV-Foto: Klaus Kimmling

Foto: klaus kimmling (m_mo )
 Eine Möglichkeit: In der Kardinalstraße ist ein Haus abgerissen und stattdessen ein Parkplatz errichtet worden. TV-Foto: Clemens Beckmann

Eine Möglichkeit: In der Kardinalstraße ist ein Haus abgerissen und stattdessen ein Parkplatz errichtet worden. TV-Foto: Clemens Beckmann

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Bernkastel-Kues. Wohnraumanpassung in rheinland-pfälzischen Kleinstädten in Schrumpfungsregionen: Der Begriff wird im Laufe der Zeit nicht schöner - im Gegenteil. Doch so heißt das Modellvorhaben des Landes Rheinland-Pfalz, an dem sich neben dem pfälzischen Rockenhausen auch die Stadt Bernkastel-Kues beteiligt, nun einmal.
Worum geht es für Bernkastel-Kues? Die Stadt soll langfristig als attraktiver Wohnstandort weiter entwickelt und gestärkt werden. Im Fokus des bis Ende 2106 laufenden Projektes stehen die historische Altstadt von Bernkastel und Altkues.

Die Ausgangslage: Beide Bereiche sind eng bebaut. Parkplätze direkt am Haus sind die Ausnahme, Gärten und öffentlich nutzbare Flächen ebenfalls. Für die Altstadt von Bernkastel-Kues gilt außerdem: Viele Gebäude verfügen nur über einen Eingang und ein Treppenhaus. Der Zugang in die oberen Geschosse ist nur durch das Erdgeschoss. Und dort befinden sich oft Geschäfte oder gastronomische Betriebe. Eine Nutzung der oberen Etage ist so kaum machbar.
Dazu kommt: In der eng bebauten Innenstadt gehen bauliche Veränderungen mit hohen Brandschutzauflagen einher. Außerdem spricht die Denkmalbehörde ein wichtiges Wort mit. Denkmalschutz und Brandschutz sind hohe Hürden, sagt Geschäftsmann Viktor Hees. "Das ist nicht mehr bezahlbar", stellt er fest. Stadtbürgermeister Wolfgang Port sieht die Gefahr, dass die Altstadt zum Freilichtmuseum wird, wenn Pläne von Hausbesitzern wegen hoher Auflagen scheitern.

Die Vorgehensweise: Die Entwicklungsagentur Rheinland-Pfalz und die Deutsche Stadt- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft (DSK) ermitteln nicht nur durch Gespräche und eigenen Augenschein die Probleme, sondern bieten auch Hilfe an. "Es gibt oft verhärtete Fronten. Wir wollen wissen, wo es hakt", sagt DSK-Projektleiter Dirk Bruder. Auf beiden Seiten herrsche vielfach Unwissenheit. Ganz wichtig sei es, miteinander zu reden. Gesucht werden deshalb Immobilienbesitzer. Ihnen soll aufgezeigt werden, was sie mit ihrem Haus machen können. Es gibt dafür einige Möglichkeiten: eine Aufteilung, eine Zusammenlegung mehrerer benachbarter Häuser oder auch ein Abriss, um Freiflächen oder Parkplätze zu schaffen. "Was kostet diese Beratung", fragt Immobilienbesitzer Rudi Thiel. "Die ist kostenlos", antwortet Dirk Bruder.
Er appelliert an die Immobilienbesitzer. "Wir wollen nicht an den Beteiligten vorbei arbeiten." Die können sich bis zum 15. November bei der Entwicklungsagentur Bernkastel-Kues, Telefon 06531/971230, oder beim Bauamt der Verbandsgemeinde, Telefon 06531/54168, melden.

Ein Vorzeigeobjekt: In der Kardinalstraße in Altkues hat die Stadt ein leerstehendes Haus gekauft, es abgerissen und 14 Parkplätze errichtet. "Die Gesamtkosten belaufen sich auf circa 75 000 Euro, ein Stellplatz kostet 30 Euro im Monat", berichtet Stadtbürgermeister Port.

Die Einwohnerentwicklung: In der Stadt wohnten 1999 noch 7128 Menschen. Gut zehn Jahre später waren es nur noch 6506, bis Ende 2013 stieg die Zahl wieder auf 6907. Unter anderem sind in den vergangenen Jahren mehrere Wohnanlagen entstanden, weitere sind im Bau.
Nach Ansicht von Stadtbürgermeister Port werden allerdings zu viele große Wohnungen geschaffen beziehungsweise sind im Bestand. "Wir brauchen kleinere Einheiten", sagt er.

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