Weinbau Spitzen-Rieslinge für die Welt

Bernkastel-Kues · Der Bernkasteler Ring, die älteste Weinversteigerungs-Gesellschaft der Mosel, feiert 120-jähriges Bestehen.

Es war eine bewegte, schnelle Zeit. Die Wirtschaft boomte, es wurde gebaut – herrschaftliche Häuser, Eisenbahnlinien und Brücken. Und der Moselwein, seinerzeit fast ausschließlich Riesling, erzielte traumhafte Preise. Mitten in dieser Gründerzeit, im Jahr 1899, taten sich in Bernkastel-Kues sieben Weingüter zusammmen und gründeten die „Vereinigung der Weinbergsbesitzer der Mittelmosel“. 120 Jahre später gibt es diese Vereinigung mit der großen Tradition als „Bernkasteler Ring“ immer noch.

35 Weingüter von Mosel, Saar und Ruwer, die zusammen rund 500 Hektar Weinberge in den besten Lagen des Anbaugebietes bewirtschaften, sind Mitglied in diesem ältesten Versteigerungsring der Mosel. Grund genug, dieses große Jubiläum zu feiern. Das Fest unter dem Motto „120 Jahre, 120 Weine, 120 Freunde“ fand am 24. August auf der Burg Landshut in Bernkastel-Kues statt.

Einer der Gründe, die die Güter zusammenführte, war der Verkauf der Weine mittels Versteigerung. Bis in die 60er Jahre fanden fast alle Weine der Ring-Weingüter über die jährlichen Auktionen ihre Abnehmer. Auch heute noch ist die Riesling-Auktion, diesmal am 21. September im Tagungszentrum der IHK Trier, ein Treff für Freunde von Mosel-Spitzenrieslingen. Die wirtschaftliche Bedeutung der Versteigerung ist aber inzwischen marginal, da über die Auktion nur noch ein sehr geringer Prozentsatz einer Jahresernte verkauft wird. Aber der Imagegewinn kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, ebenso die Möglichkeit für die Weingutsbesitzer, internationale Kontakte zu knüpfen.

Im Auftrag von Weinkunden und Importeuren aus aller Welt steigern damals wie heute immer noch Weinkommissionäre die Spitzengewächse. Die Fachpresse ist anwesend, und wenn mal wieder ein neuer Versteigerungsrekord ausgerufen wird, brandet im Saal Beifall auf. Den Rekord für eine einzige Flasche hält bislang eine 2010 Zeltinger Sonnenuhr Trockenbeerenauslese aus dem Weingut Markus Molitor, Bernkastel-Wehlen, mit 3873 Euro.

So ist es auch bei der Weinversteigerung des Großen Rings, Verband der Prädikatsweingüter Mosel-Saar-Ruwer. Diese Vereinigung ist etwas jünger, sie wurde 1908 gegründet. Das Renommee des Großen Rings wird im Fachkreisen etwas höher eingeschätzt.

Damit hat der Vorsitzende des Bernkasteler Rings, Martin Kerpen, kein Problem. „Konkurrenz belebt das Geschäft“, sagt der Wehlener Winzer. Und er freut sich auf das Versteigerungs-Wochenende in der dritten Septemberwoche. Am 20. September findet im Fourside Plaza Hotel Trier die Prädikatsweinversteigerung des Großen Rings statt und einen Tag später kommen die Spitzenweine des Bernkasteler Rings unter den Hammer. Kerpen: „Jeder kann vergleichen, probieren, sich eine Meinung bilden.“

Ein weiterer Termin, den sich viele Weinfreunde in ihrem Kalender anstreichen, ist stets der erste Dienstag im Juni. Dann präsentieren die Güter des Bernkasteler Rings den aktuellen Riesling-Jahrgang. Fachbesucher und Weinfreunde aus aller Welt geben sich im Barocksaal des Klosters Machern in Bernkastel-Wehlen ein Stelldichein. In diesem Jahr konnten 200 Rieslinge von Mosel, Saar und Ruwer verkostet werden.

Weitere Aktivitäten sind seit 2016 im Frühjahr die Wein-Gourmet-Tour, Präsentationen unter anderem im Bremer Ratskeller, Weinkultur- und Weinerlebnis-Events. Außerdem kooperiert die Vereinigung seit zehn Jahren mit dem Mosel Musikfestival.

 Ein ganz besonderes Gewächs zum Jubiläum: Der Vorsitzende des Bernkasteler Rings, Martin Kerpen, mit der ehemaligen Geschäftsführerin Katja Fehres (links) und Geschäftsführerin Julia Weckbecker (rechts).

Ein ganz besonderes Gewächs zum Jubiläum: Der Vorsitzende des Bernkasteler Rings, Martin Kerpen, mit der ehemaligen Geschäftsführerin Katja Fehres (links) und Geschäftsführerin Julia Weckbecker (rechts).

Foto: TV/Pascal Krämer

Welche Anziehungskraft der Bernkasteler Ring hat, zeigt auch die Tatsache, dass sich viele aufstrebende Weingüter anschließen wollen. Martin Kerpen: „Zurzeit gibt es rund 20 Anfragen.“ Tradition heißt aber auch, dass man sich Zeit lässt. Wer in den Club der Spitzenwinzer eintreten will, muss über viele Jahre Top-Rieslinqualitäten erzeugen und schon von Haus aus ein gutes Renommee besitzen. Bei einer Blindverkostung werden dann die Weine genauestens unter die Lupe genommen. Das zuletzt vom Bernkasteler Ring aufgenommene Weingut ist das Weingut Wwe. Dr. H. Thanisch Erben Müller-Burggraef aus Bernkastel. Das war vor zwei Jahren.

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