Bernoulli und die Wustianer

Wittlich. (red) Lebendige Physik: Bei den Projekttagen des Wittlicher Peter-Wust-Gymnasiums lernten die Schüler die Strömungslehre nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch kennen. Sie durften mit einem Segelflugzeug in die Luft steigen.

 Begeisterte Flugschüler: Den Physiksaal tauschen die Schüler des Peter-Wust-Gymnasiums an den Projekttagen gegen das Cockpit eines Segelfliegers.Foto: red

Begeisterte Flugschüler: Den Physiksaal tauschen die Schüler des Peter-Wust-Gymnasiums an den Projekttagen gegen das Cockpit eines Segelfliegers.Foto: red

Im 18. Jahrhundert erforschte der Schweizer Daniel Bernoulli das Verhalten der Strömung von Luft und Wasser an verengten Stellen, sowie an gewölbten Flächen. Er etablierte die heute gültige Strömungslehre mit Bedeutung für die Auftriebs- und Widerstandsberechnung von Flügelprofilen oder auch die Messung von Fluggeschwindigkeiten mittels der Venturidüse. Bernoulli wäre hocherfreut gewesen, hätte er nun Oberstudienrat Walter Heinisch beim Experimentieren im Physiksaal des Wittlicher Peter-Wust-Gymnasiums zusehen dürfen. Dort wurde 16 Schülern des Leistungskurses "Fliegen" alles zur Strömungslehre vorgeführt, was ein Schulphysiksaal ermöglicht.Auftrieb, Widerstand und Luftkraft

Da dem Physiksaal aber bei der Beweisführung in Sachen Strömungslehre Grenzen gesetzt sind, wurde anschließend auf dem Flugplatz Mont-Royal realistisch bewiesen, was vorher im Parallelogramm der Kräfte errechnet wurde: Ein Flugzeug fliegt, bis die Strömung abreißt. Fluglehrer des Deutsch-Amerikanischen-Segelflug-Clubs (DASC) hatten die Tragfläche eines Segelflugzeugs mit Wollfäden beklebt und eine Videokamera installiert. Die dokumentierte das Verhalten der Fäden im Normalflug (anliegend), im überzogenen Flugzustand (wirbelnd) und bei Strömungsabriss (entgegen der Flugrichtung umschlagend). Den mitfliegenden Schülern wurde alles zum Thema Auftrieb, Widerstand und Luftkraft nahe gebracht. Beeindruckt hat jeden der "Bernoulli-Jünger" das Abfangen nach dem Abkippen des Flugzeugs. Es waren G-Kräfte zu spüren, die kurzzeitig den Körper belasteten. Überwiegender Kommentar: "Bo, geil äh!" Nach dem ersten Flug - für manchen Schüler der erste Flug seines Lebens - fieberten alle erwartungsvoll den weiteren Flügen entgegen. Die Flugschüler durften sogar selbst mal den Steuerknüppel und die Seitenruderpedale bedienen. Für alle war es schwierig, in der ruppigen Luft am Westhang des Mont-Royal das Flugzeug geradeaus zu fliegen und in den Kurven den "roten Faden" auf der Cockpithaube gerade zu halten. Zwei Flüge machen zwar noch aus keinem Schüler einen Piloten, dennoch entdeckten die Lehrer des DASC drei Talente unter den "Wustianern", die das Zeug für einen lebenslangen Leistungskurs in Sachen Flugphysik hätten. Der DASC wird auch in Zukunft solche Schulprojekte mit Fluggerät und Personal kostengünstig unterstützen. Kontakt: 06541/1005 (Wochenende)

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