Heimat Jedes Kreuz steht für ein Schicksal

Morbach · Der Morbacher Berthold Staudt hat eine Aufstellung aller Wegekreuze, Kapellen und Heiligenbilder in der Gemeinde Morbach erarbeitet. Das Buch erscheint im Sommer 2021.

  Der Morbacher Heimatforscher Berthold Staudt hat sie auf Spurensuche begeben und eher unscheinbare Kulturdenkmäler zusammengetragen. Hier steht er vor einem Steinkreuz am Ortseingang von Bischofsdhron.

Der Morbacher Heimatforscher Berthold Staudt hat sie auf Spurensuche begeben und eher unscheinbare Kulturdenkmäler zusammengetragen. Hier steht er vor einem Steinkreuz am Ortseingang von Bischofsdhron.

Foto: Christoph Strouvelle

An vielen Orten der Region stehen Kreuze und Heiligenhäuschen. Oft weisen sie auf persönliche Schicksale hin. Der Morbacher Heimatforscher Berthold Staudt hat sich jetzt mit diesen Kulturdenkmälern näher befasst. 173 dieser bildhaften Zeugnisse hat er in der Einheitsgemeinde gefunden und versucht, die Ursprungsgeschichte dahinter zu recherchieren. „Bildstöcke, Wegekreuze und Kapellen sind Zeugnisse, die uns das Leben und die kulturellen Zusammenhänge der Menschen aufzeigen“, sagt er. Zudem gäben diese Denkmäler Einblick in die Schicksale, Nöte, Wünsche und Glaubensbekenntnisse der gesellschaftlichen und sozialen Strukturen früherer Zeiten. Die noch vorhandenen Originale und renovierten Darstellungen dieser religiösen Symbole seien sehr wichtige Elemente, die geschützt und gepflegt werden müssten, sagt er. In einigen Orten gelinge dies vorbildlich, in anderen scheinen die Kreuze an Bedeutung zu verlieren.

Jetzt ist Staudt dabei, seine durch viele persönlichen Kontakte gewonnenen Erkenntnisse in einem Buch zu veröffentlichen. Die vorhandenen Kreuze und Kapellen sind komplett abgebildet, die Schicksale hinter den Denkmälern, soweit möglich erklärt. „Ich habe versucht, die Denkmäler zu personifizieren“, sagt Staudt.

Zum Beispiel das Mayisch-Kreuz in Morscheid im Walddistrikt „Geißrech“. 1895 ist dort ein Waldarbeiter aus Gutenthal namens Matthias Mayer vom Blitz erschlagen worden. Tragisch sei gewesen, dass Mayer 1870 nach Brasilien ausgewandert war, 1876 aber wieder zurückkam, um nach zwei überstandenen Atlantiküberquerungen dann hier dieses Unglück zu erleiden. Das Kreuz existiert nicht mehr, doch hätten sich Nachfahren der Familie bereit erklärt, ein neues Kreuz aufzustellen.

„Es geht mir darum, eine so weit wie möglich vollzählige Aufstellung zu bringen“, sagt er über das Ziel des Gesamtwerks. Dabei hat er festgestellt, dass schon viel Wissen verloren gegangen ist. „Erinnerungen und Überlieferungen gehen verloren“, sagt er.

Im Sommer 2021 soll das 130 Seiten starke Werk herauskommen. Die noch vorhandenen Kreuze, Bild­stöcke und Kapellen sind komplett abgebildet, ihre genauen Standorte wie die der bereits verschwundenen Denkmäler auf Karten eingezeichnet. Derzeit wird das Werk Korrektur gelesen. Die Auflage wird zwischen 100 und 200 Exemplaren betragen, abhängig vom Interesse, sagt Staudt. Danach richte sich auch der Preis für das Buch mit Klebebindung, der noch nicht feststeht.  

Interessenten werden gebeten, ihre Vorbestellung über die E-Mail-Adresse: bstaudt-morbach@t-online.de, beim Kulturzentrum Archäologiepark Belginum: belginum@morbach.de oder bei Berthold Staudt, Morbach, Telefon 06533/ 4451, aufzugeben.

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