Beschäftigungstherapie für Brüsseler Bürokraten

Rot + Weiß = Rosé. Das könnte von der Farbe her hinhauen, wenn die Weine richtig gemixt werden. Ein klassischer Roséwein, der aus speziellen Trauben hergestellt wird, ist dies aber nicht. So sehen es zumindest die Leute, denen der Rebensaft als Kulturgetränk etwas bedeutet.

Aber das sind ja nicht die Entscheidungsträger. Der EU-Ministerrat hat da eine andere Ansicht. Er hat das Verbot, Rosé durch einen Verschnitt von roten und weißen Weinen zu erzeugen, kurzerhand aufgehoben. Er begründet dies mit der Wettbewerbs-Situation. In Übersee sei ein solcher Verschnitt erlaubt. Die EU begründet dies zwar auch damit, dass die einzelnen Mitgliedsländer wieder mehr Entscheidungsmacht haben sollen und auch in diesem Falle für ihren eigenen Bereich eine Entscheidung treffen können. Doch ändert auch das nichts daran, dass Bürokraten, die am Schreibtisch über Kulturlandschaften und deren Erzeugnisse entscheiden, ohne sie jemals gesehen zu haben, sich wieder einmal an Einfallslosigkeit übertreffen. Ihnen sind Tradition und Kultur völlig egal. Nur der Zeitgeist scheint wichtig. Der Eindruck, dass in Brüssel mit Beschäftigungstherapie Positionen gesichert werden, verfestigt sich durch solche undurchdachte Aktionen immer mehr. Vieles von dem, worauf Winzer mit Recht stolz sind, wird mit einem Federstrich zunichte gemacht. Es kann nur Bürokraten einfallen, aus Rot und Weiß einen Roséwein zu kreieren. Kein Wunder, dass die Winzer kritisch beäugen, was aus Brüssel kommt. Schwer fällt das nicht. Denn es kommen eigentlich nur Vorgaben, die den Anstrengungen der Winzer zuwiderlaufen und sie brüskieren. Wenn die Bürokraten in Brüssel so viel arbeiten müssten wie die Winzer, kämen solche Beschlüsse nicht zustande.

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