Beschluss zu Neuerburger Feuerwache vertagt

Wittlich-Neuerburg · Kommando zurück: Die Kritik des Stadtrats an einer 50-prozentigen Kostensteigerung für eine neue Feuerwache in Neuerburg nimmt Bürgermeister Joachim Rodenkirch ernst. Er lässt den Beschluss zum Bau vertagen und kündigt eine Prüfung an.

Beschluss zu Neuerburger Feuerwache vertagt
Foto: Cheryl Cadamuro

"Die Verantwortung trage ich." So setzte Bürgermeister Joachim Rodenkirch einer Stadtratsdebatte ein Ende: "Die Kritik nehme ich auf mich und beantrage, den Beschluss zu vertagen." Abstimmen sollten die Fraktionen über die Planung des Neubaus eines Feuerwehrgerätehauses in Wittlich-Neuerburg. Bevor es dazu kommt, will der Bürgermeister die Pläne unter die Lupe nehmen, denn es gab dazu Kritik.

Knackpunkt: 200 000 Euro Mehrkosten

Der Knackpunkt für die Räte: Erst hieß es, das koste 400 000 Euro, nun sollen es 600 000 Euro sein. Dazu sagte Michael Praeder, CDU, das Vorhaben an sich sei unumstritten, aber man wolle als Stadtrat auf der Basis fundierter Zahlen diskutieren. Zu der Kostensteigerung habe die Verwaltung auf Nachfrage gesagt: "Wir haben uns hier verschätzt." Michael Praeder schloss: "Das kann nicht sein. 50 Prozent mehr sind nicht akzeptabel."

Ralf Dörrenbächer, SPD, sagte: "Wir planen mit dem Geld der Bürger. Ich unterstelle keine Absicht, aber mangelnde Sorgfalt." Dabei sei auch diese Rechnung "geschönt", weil etwa null Euro fürs Grundstück berechnet seien und: "Es könnte der Eindruck entstehen, dass die Planung vielleicht an der ein oder anderen Stelle überdimensioniert ist." Karl-Heinz Grünfelder, FDP, bemerkte: "Zur Kostenveränderung muss ich sagen, dass ich eine hohe Betroffenheit habe."
Was tatsächlich hinter der Steigerung um 200 000 Euro steckt, kam nicht zur Sprache. Denn Bürgermeister Joachim Rodenkirch kündigte sofort an die Kritik anschließend an: "Wir werden noch mal intensiv auf die Pläne gucken." Er wolle das Projekt "auf saubere Füße stellen".
Erhebliche Mängel festgestellt


Über die Notwendigkeit eines Neubaus besteht fraktionsübergreifend Einigkeit: Der alte Standort in Neuerburg entspricht nicht den gesetzlichen Vorschriften (der TV berichtete). Das machte nochmals Wehrleiter Christian Vollmer deutlich. Schon 2007 habe der Prüfdienst der Landesfeuerwehrschule "erhebliche Mängel" festgestellt: Zu wenig Platz, Zufahrt über eine kleine Dorfstraße, zu wenig Parkplätze, kein Abfang der Dieselabgase: "So ist alles heute nicht mehr zulässig." Ein Umbau am alten Standort sei unwirtschaftlich und würde die Verkehrs- und Parkplatzsituation nicht ändern.

Neue Feuerwache beim Vereinshaus

Vollmers Beispiel: "Wenn der Bäcker dort steht, kommen wir nicht mehr rein oder raus." Die künftige Feuerwache soll neben dem Neuerburger Vereinshaus in der Tannenstraße Platz finden. Wittlichs Feuerwehrchef erklärte dem Stadtrat auch nochmals die Struktur der vier Standorte der insgesamt 140 Einsatzkräfte.

Neben Wittlich gibt es noch die Einsatzzentralen in Lüxem und Wengerohr sowie die in Neuerburg, die mit Dorf im Jahr 2005 als Einheit zusammengelegt wurde. Mit diesen "Säulen des Brand- und Katastrophenschutzes" der Stadt könne die Einsatzgrundzeit aufrechterhalten werden. Sie besagt, dass in acht Minuten nach der Alarmierung wirksame Hilfe zu leisten ist. Zum Neuerburger Standort drei gehören 35 aktive Feuerwehrangehörige und 15 Mitglieder der Jugendgruppe.
Meinung

Souverän reagiert
Sicherheit geht vor: Deshalb stehen die Stadträte hinter dem Neubau der Feuerwache. Die Notwendigkeit ist unumstritten. Deshalb hätte der Bürgermeister den Beschluss durchpauken können. Das hat er nicht getan. Es gibt Verwaltungschefs, die fühlen sich bei Kritik an der Arbeit ihrer Mitarbeiter persönlich auf den Schlips getreten und reagieren empört. Und es gibt Verwaltungschefs, die sich wortreich entschuldigen, um dann doch auf einen Beschluss zu drängen. Nichts von dem gab es im Stadtrat, sondern die klare Entscheidung: Das muss geprüft werden. Das ist souverän reagiert, schafft Vertrauen und gehört sich auch so. s.suennen@volksfreund.de

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