Beschwerden über Fluglärm reißen nicht ab

Hetzerath/Föhren/Trier · Während ein Jahr nach dem Flugzeugabsturz mit vier Toten bei Sehlem immer noch in der Unfallursache ermittelt wird (der TV berichtete gestern), gibt es auch in puncto Fluglärm noch eine Hängepartie. Anwohner beklagen weiterhin, dass Piloten ihre Flugrouten nicht einhalten.

 Eine Maschine landet auf dem Flugplatz Föhren. Hinten Hetzerath (Mitte) und Klausen (rechts). TV-Foto: Portaflug

Eine Maschine landet auf dem Flugplatz Föhren. Hinten Hetzerath (Mitte) und Klausen (rechts). TV-Foto: Portaflug

Hetzerath/Föhren/Trier. In wenigen Tagen jährt sich eines der tragischsten Unglücke in der jüngeren deutschen Luftfahrtsgeschichte: Am 12. Januar 2014 zerschellte eine aus Südengland kommende Cessna Citation beim Landeanflug auf den Flugplatz Trier-Föhren. Auf einer Anhöhe unweit der Mülldeponie Rivenich ließen vier Menschen ihr Leben - die beiden Piloten und ein Unternehmer-Ehepaar aus Trier.Wieder dichter Nebel


Die Wetterverhältnisse waren damals so wie in den vergangenen Tagen: Dichter Nebel über dem Moseltal und dem Flugplatz Föhren, Sonne in Eifel und Hunsrück. 100 bis 150 Meter Sicht habe am Unglückstag geherrscht, heißt es im Zwischenbericht der Bundesstelle für Fluguntersuchung (BFU). Eigentlich müssen die Piloten anderthalb Kilometer weit schauen können, damit sie in Föhren sicher landen können.
"Ich warte mit meinen Schülern jetzt schon eine Woche darauf, dass wir starten können", sagt Fluglehrer Norbert Klippel. Er glaubt, dass der Crash vor einem Jahr die Piloten sensibilisiert hat. "Sie halten die Sichtregel ein."
Forderungen aus der Anrainergemeinde Hetzerath, den Flugplatz bei Nebel zu schließen, hat die Betreiberin, die Flugplatz Trier-Föhren GmbH, abgelehnt. Das sei unmöglich, sagt Geschäftsführer Volker Klassen. Alle Piloten wüssten, dass man bei Nebel auf andere Flughäfen ausweichen müsse. Landeten sie doch, sei das deren Entscheidung. Klassen ist davon überzeugt, dass der Cessna-Unfall auf menschliches Versagen zurückzuführen ist: "Bei dieser Suppe zu landen, das ist absolut blödsinnig."
Das Unglück führte auch dazu, dass der Fluglärm wieder verstärkt thematisiert wurde. Die Beschwerden, insbesondere von Bürgern aus Hetzerath und Bekond, dass Piloten ihre Flugrouten nicht einhalten und über die Orte fliegen, nahmen zu. Auch Ortsbürgermeister und Gemeinderäte machten Druck auf Flugplatzbetreiber und Flugaufsicht. Mit Erfolg. Nach Auskunft von Volker Klassen ("Wir nehmen die Beschwerden ernst") wird allen Piloten nun vor dem Abflug im Tower ein Flyer mit vorgeschriebenen Routen ausgehändigt. Neben der Platzrunde ist dort auch eine 90-Grad-Flugkurve eingezeichnet, die nach dem Start in Richtung Hetzerath genommen werden muss, damit der Ort vor Lärm geschützt wird (siehe Extra). Auch werden die startenden Piloten neuerdings auf Schildern am Rollfeld auf ihre Pflichten hingewiesen. Dennoch ebbt die Kritik rund um den Flugplatz nicht ab. "Es gibt zu viele schwarze Schafe unter den Piloten", sagt Klaus Niesel aus Hetzerath. Trotz vieler Hinweise aus der Bevölkerung wegen Missachtung der Flugrouten greife die Flugaufsicht auf dem Hahn nicht ein. Die Hetzerather Bürgerinitiative will sich nun "weitere Schritte" überlegen. Bekonds Ortsbürgermeister Paul Reh ("Es hat sich wenig geändert") hat Geschäftsführer Klassen zu einer der nächsten Gemeinderatssitzungen eingeladen. Dort soll er seine Maßnahmen zur Minderung des Fluglärms erläutern.Extra

Bei Starts in Richtung Hetzerath, was vorwiegend bei östlicher und nördlicher Windrichtung der Fall ist, sollen die Piloten vor dem Ort in einem 90-Grad-Winkel in Richtung Autobahn fliegen. Damit soll gewährleistet werden, dass Hetzerath und Bekond weniger Lärm abbekommen. Bei Landeanflügen soll Hetzerath aus Lärmschutzgründen möglichst hoch überflogen werden. Knapp 20 000 Starts und Landungen gibt es jährlich auf dem Flugplatz Trier-Föhren. alf

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