Dreis. (ger) In den meisten Häusern gab es mehrere Kinder. Drei Kinder in einem Bett waren keine Seltenheit. Die Jungen trugen meistens bis vier Jahre Röcke, Kittel genannt. Damals gab es keine Kleidersammlung. Die Kleider wurden von den jüngeren Kindern restlos aufgetragen. Die Eltern hatten meistens kein Geld zum Holzsteigern. So mussten die Kinder eben mithelfen. Wenn das Obst reif war, haben wir das Fallobst gesammelt. Daraus wurde Viez gekeltert. 1893 gab es so viel Viez, dass manche Leute dem Rindvieh den Most als Tränke gaben. Es geht die Sage, dass die Ochsen betrunken waren. Nach der Schule mussten wir, ein Stück Brot in der Faust, hinauf auf Burgberg zum Holzsammeln. Jeder so viel er tragen oder schleppen konnte. Für einen schönen dürren Ast war kein Baum zu hoch. Es gab damals auch keine Kreissäge, weil kein elektrischer Strom da war. So mussten die Kinder das Holz, das wir von der Gemeinde als Freiholz bekamen, dafür aber Frondienste leisten mussten, mit einer Handsäge schneiden - die selten scharf war. Ich kann mich noch gut erinnern, als das erste Auto kam. Es war eine Pferdekutsche ohne Gestell, mit Holzrädern mit Eisenreifen. Zwischen den Hinterrädern war ein Kasten mit einem Motor. Ein Arzt aus Hetzerath war der Besitzer. Mit einem Schwungrad setzte er den Motor in Gang, sprang auf das Auto, hantierte an den Hebeln, die dort nach oben standen, und die Karre lief. Das zweite Auto sah schon ganz anders aus. Es hatte Holzräder mit Gummibereifung, war niedrig gebaut und war etwa vier Meter lang, an den Seiten keine Türen, Sitze für vier Personen. Auch in der Landwirtschaft mussten wir Kinder mithelfen. Als mein Vater starb, war ich vier Jahre alt. Mit zehn Jahren habe ich alle landwirtschaftlichen Arbeiten gemacht. Gepflügt, gesät, gemäht, Sensen gedängelt, Binsen und Flachs gesät - und bin noch zur Schule gegangen.