Beste Aussichten auf einen guten Weinjahrgang

Bernkastel-Kues/Trier · An der Mosel haben die Winzer mit der Lese der frühen Rebsorten begonnen. Die ersten Ernteergebnisse sind vielversprechend und lassen sie schon jetzt auf einen qualitativ sehr guten Weinjahrgang 2012 hoffen.

Bernkastel-Kues/Trier. Wer hätte das gedacht. Nach einer vergleichsweise späten Blüte Mitte bis Ende Juni und einem kühlen und nassen Juli waren die Aussichten auf einen guten Weinjahrgang 2012 schlecht. Doch jetzt, zu Beginn der vierten Septemberwoche, sieht die Welt schon anders aus. "Ein guter Jahrgang ist kaum noch aufzuhalten", meint voller Optimismus Weinbauberater Wolfram Börker vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Mosel in Bernkastel-Kues. Der heiße August, vor allem aber die sonnige und trockene Periode der vergangenen drei Wochen, hat die Trauben schnell reifen lassen. Ebenso wichtig: Pilzkrankheiten, die den Winzern im Juli und August sehr große Probleme bereiteten, können sich wegen der Trockenheit und der kühlen Nächte zurzeit kaum ausbreiten.
Einige Winzer haben bereits in der vergangenen Woche mit der Lese der sehr frühreifen Rebsorten wie Bacchus, Optima oder Regent begonnen. In dieser und im Laufe der folgenden Wochen wird die zweitwichtigste Rebsorte der Mosel, der Müller-Thurgau (auch Rivaner genannt), geerntet. Die frühreifen Sorten wachsen zumeist in den flachen Lagen und werden größtenteils maschinell gelesen. Ein Trauben-Vollernter braucht für einen Hektar rund zwei bis vier Stunden und kann somit eine Erntemannschaft von 30 bis 40 Personen ersetzen.
Am Wochenende fuhr eine solche Maschine auch durch die Rebzeilen eines Weinbergs von Winzer Erwin Marmann in Burg und erntete Trauben der roten Rebsorte Regent. Marmann freut sich über eine sehr hohe Qualität. Dafür fällt allerdings die Menge deutlich geringer aus als im vergangenen Jahr.
Eine geringere Menge als im Vorjahr zeichnet sich auch bei der Rebsorte Müller-Thurgau ab. Die Mostgewichte, sprich der Zuckergehalt der Trauben, sind hingegen sehr erfreulich. Die offiziellen Reifemessungen des DLR am Montag vergangener Woche ergaben beim Müller-Thurgau ein Durchschnittsmostgewicht von 75, beim Riesling 67 und beim Elbling, der fast ausschließlich an der Obermosel angebaut wird, 57 Grad Oechsle. Diese Werte wurden zum gleichen Termin auch in dem sehr guten Jahrgang 2009 gemessen.
Die wichtigste und edelste Rebsorte der Mosel, der Riesling, muss noch einige Wochen reifen. Vor Mitte Oktober wird die Lese kaum beginnen. Winzer Niko Schmitt aus Trittenheim will wegen der guten Witterung auch seine Müller-Thurgau-Trauben noch mindestens acht Tage reifen lassen. Auch Markus Junglen aus Kröv wird voraussichtlich noch bis Ende dieser Woche warten. Die Rieslinglese werde, so Junglen, kaum vor dem 15. Oktober beginnen. Junglen: "Es sieht sehr vielversprechend aus. Wir können uns sicher auf einen guten Jahrgang freuen."Extra

Folgende Rebsorten gibt es im Weinbaugebiet Mosel: Gesamtrebfläche: 8880 Hektar, davon weiße Rebsorten: Riesling: 60,2 Prozent; Müller-Thurgau: 13,7 Prozent; Elbling: 6,4 Prozent; Kerner: 3,7 Prozent; Weißburgunder: 3,0 Prozent; Grauer Burgunder: 1,0 Prozent; Bacchus: 0,9 Prozent; Chardonnay: 0,4 Prozent; Optima: 0,2 Prozent Rote Rebsorten: Spätburgunder: 4,1 Prozent; Dornfelder: 3,6 Prozent; Regent: 0,7 ProzentExtra

Europaweit gibt es eine kleine Weinernte. Nach Angaben des Deutschen Weininstituts (DWI) zeichnen sich für den Großteil der europäischen Weinbaunationen zum Teil sehr deutliche Ernterückgänge ab. So rechnet man in Frankreich aufgrund von ungünstigen Witterungsverhältnissen mit einer um 16 Prozent verringerten Weinmosternte als 2011. Ebenso geht man in den großen Weinbauländern Italien und Spanien im Vergleich zum Vorjahr von einem zwölf- beziehungsweise fünfprozentigen Mengenrückgang aus. Darüber hinaus wird auch in Österreich, Ungarn, Bulgarien und Luxemburg jeweils ein Minus von über 20 Prozent gegenüber 2011 prognostiziert. Ein leichtes Mengenplus von fünf Prozent erwarten lediglich die portugiesischen Weinerzeuger. Somit ist davon auszugehen, dass die EU-Weinmosternte 2012 weder das Fünfjahresmittel von 173 Millionen Hektolitern noch die Vorjahreserntemenge von 164 Millionen Hektolitern erreichen wird.

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