Beste Gerste für ein frisches Bier: Heidenburger Landwirt Günter Diederich erzeugt ausgezeichnetes Getreide

Heidenburg · Ein gutes Bier braucht gute Braugerste. Um die Qualitätsanstrengungen der Landwirte zu belohnen, zeichnet das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Eifel in Bitburg jedes Jahr die besten Braugersten aus. Günter Diederich aus Heidenburg belegte diesmal den ersten Platz. Dennoch wird der 63-Jährige den Hof bald aufgeben.

 Landwirtschaftsmeister Günter Diederich aus Heidenburg ist bester Braugerstenerzeuger. TV-Foto: Klaus Kimmling

Landwirtschaftsmeister Günter Diederich aus Heidenburg ist bester Braugerstenerzeuger. TV-Foto: Klaus Kimmling

Heidenburg. Braugerste wird vom Landhandel besser bezahlt als Roggen oder Brotweizen. Doch die Erträge sind in der Regel geringer und es bedarf eines gehörigen Know-hows, um gute Braugerste zu erzeugen. Dieses Know-how hat Günter Diederich aus Heidenburg, der beim Bitburger Braugerstentag mit seinem Getreide den ersten Platz belegte. Braugerste muss bestimmte Qualitätskriterien erfüllen - ist dies nicht der Fall, ist es nur noch Futtergerste. So sollte der Eiweißgehalt zwischen 9,5 und 11,5 Prozent liegen, der Extraktgehalt muss hoch sein und der Vollgerstenanteil (=Körner von mindestens 2,5 Millimeter Größe) mindestens 85 Prozent betragen.
Zurzeit wird für Braugerste pro Doppelzentner 181 Euro gezahlt, für Futtergerste 147 Euro.
Günter Diederich ist noch einer der wenigen Vollerwerbslandwirte in dem einstigen Bauerndorf Heidenburg. Dort baut er auf rund 150 Hektar Getreide an, 20 Hektar sind Grünland. "Ich bin noch ein konservativer Landwirt und halte die Vierfelderwirtschaft ein", sagt Diederich. Das heißt, im jährlichen Wechsel sät er Braugerste, Raps, Wintergerste sowie Winterroggen oder Triticale aus. Triticale ist eine Kreuzung aus Weizen und Roggen.
Gerste ist aber sein wichtigstes Korn. Im vergangenen Jahr erntete er rund 150 Tonnen, davon waren 60 Tonnen als Braugerste geeignet.
Für die Erzeugung von Braugerste ist die richtige Standortwahl entscheidend. Zu kalte oder mit Dünger reichlich versorgte Standorte sind schlecht, da sie zu viel Stickstoff nachliefern und das Getreide zu viel Eiweiß einlagert. Das Eiweiß ist im Brauprozess einerseits ein wichtiger Nährstoff für die Hefe, andererseits ist es verantwortlich für den feinen, kompakten Bierschaum.
Mit 13, 14 Jahren musste Günter Diederich - er ist der Ältere von zwei Söhnen - bereits im elterlichen Betrieb kräftig mit anpacken. Der kriegsversehrte Vater brauchte Hilfe. Mit 16 fuhr er schon den Traktor, er absolvierte eine landwirtschaftliche Lehre und machte mit 24 Jahren den Landwirtschaftsmeister.
Seine Eltern hatten anfangs zehn Kühe, 15 Schweine und vier Hektar Ackerland. Der Betrieb wurde vergrößert, 1982 baute Günter Diederich einen modernen Stall für 60 Milchkühe. Doch als sein Vater Ende der 90er Jahre ein Pflegefall wurde, gab er den Milchviehbetrieb wieder auf. "Ich musste mich entscheiden: den Betrieb so weiterführen oder den Vater ins Altersheim bringen", sagt Diederich.
2004 kam Ursula, eine Frau aus Polen als Pflegehelferin ins Haus. Heute ist sie seine Ehefrau. "Was die Ehe angeht, bin ich ein Spätstarter", sagt Diederich. Als er zum ersten Mal in die Heimat seiner Frau reiste, nach Gdynia, 30 Kilometer von Danzig entfernt, machte der Heidenburger Landwirt erstmals richtig Urlaub.
Die Zukunft bereitet ihm etwas Sorgen. "Wenn ich gesund bleibe, mache ich noch ein, zwei Jahre weiter. Mein größtes Problem ist aber, wie danach alles geregelt wird." Ein Hofnachfolger ist nicht in Sicht. Diederich: "Die Bauernrente ist ja nicht so hoch. Ob alles verkauft oder verpachtet wird - ich weiß es nicht."

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