Bewaffneter stürmt in Gottesdienst und fordert eine Million Euro – Mann in Psychiatrie eingewiesen

Wittlich · Ein offenbar geistig verwirrter Mann ist am Samstagabend mit einer Machete in einen Wittlicher Jugendgottesdienst gestürmt und hat vom Pfarrer eine Million Euro gefordert. Der 47-Jährige wurde später festgenommen und am Sonntag auf Anordnung des Haftrichters in eine Nervenklinik gebracht.

 In der St. Markus-Kirche in Wittlich ist ein mit einer Machete bewaffneter Mann in den Gottesdienst gestürmt und hat eine Million Euro verlangt. Der Mann ist offenbar geistig verwirrt. Er kam in eine psychiatrische Klinik. (Archivfoto)

In der St. Markus-Kirche in Wittlich ist ein mit einer Machete bewaffneter Mann in den Gottesdienst gestürmt und hat eine Million Euro verlangt. Der Mann ist offenbar geistig verwirrt. Er kam in eine psychiatrische Klinik. (Archivfoto)

Foto: Klaus Kimmling

Die St.-Markus-Kirche war mit 300 Besuchern voll besetzt, als der mit einer Machete bewaffnete Mann durch das Seitenschiff zum Altarraum ging, wo Jugendpfarrer Jan Lehmann gerade mit dem traditionellen Friedenslicht-Gottesdienst für die Georgspfadfinder beginnen wollte. "Jetzt ist Schluss, es reicht", soll der Mann nach Aussage von Ohrenzeugen gerufen haben - unter Verweis auf den Missbrauch in der katholischen Kirche. Dann habe er vom Pfarrer eine Million Euro gefordert und zur Bekräftigung seiner Forderung mehrmals mit der Machetenklinge auf den Altar geschlagen haben.

Der 33-jährige Priester, der sich auf TV-Anfrage zu dem ungewöhnlichen Vorfall am Sonntag nicht äußern wollte, reagierte offenbar geistesgegenwärtig. Er lotste den Mann in die Sakristei. "Vorher hat Herr Lehmann mich noch gebeten mitzukommen", sagt Thomas Pesch, der Stammesvorsitzende der Wittlicher Georgspfadfinder.

Nach seinen Angaben hat der ungebetene Gast in der Sakristei seine Million-Forderung wiederholt. Jugendpfarrer Lehmann vermittelte dem Mann offenbar das Gefühl, dass er das Geld bekommen werde. Jedenfalls zückte der Unbekannte nach Angaben des Pfadfinders seine EC-Karte, damit sich der Jugendpfarrer Name und Kontonummer notieren konnte. "Dann ist er wieder raus", sagt Thomas Pesch, der mit in der Sakristei war. Das Ganze dauerte nur wenige Minuten.

Viele Gottesdienst-Besucher hatten den Ernst der Lage offenbar gar nicht erfasst. "Einige haben es zwar gesehen, gingen aber zunächst davon aus, dass es womöglich Teil eines Rollenspiels ist", sagt eine Augenzeugin. Ein Jugendlicher allerdings hatte von Anfang an den Eindruck, dass da womöglich eine gefährliche Situation drohe. Er alarmierte über Handy die Wittlicher Polizei.

Die Beamten erschienen, als der Unbekannte gerade die Kirche wieder verlassen hatte und in einem unweit gelegenen Haus verschwunden war. Gottesdienstbesucher, die dem Mann gefolgt waren, informierten die Polizei. Wenig später wurde er festgenommen. Er sei polizeibekannt, hieß es am Sonntag. Wodurch, wurde nicht verraten. Auf Anordnung des Haftrichters wurde der 47-Jährige am Sonntag in eine psychiatrische Klinik gebracht.

Nach dem Zwischenfall am Samstagabend wurde der Friedenslicht-Gottesdienst ganz normal gefeiert. Im nachhinein waren alle voll des Lobes über das besonnene Verhalten von Jugendpfarrer Jan Lehmann. "Der Priester hat superklasse gehandelt", sagt Gemeindereferentin Heike Feltges, die in der ersten Reihe saß, als der Unbekannte in die Kirche stürmte. "Die haben alle sehr souverän und überlegt reagiert", lobte auch der Vorsitzende des Pfadfinderfördervereins, Lothar Scherl.

Jan Lehmann ist erst seit zwei Jahren als Jugendpfarrer zuständig für die Region Trier. Als der TV den gebürtigen Trier-Zewener seinerzeit portraitierte, wurde er als "ruhiger und besonnener Zeitgenosse" vorgestellt. Eigenschaften, die sich bei dem Zwischenfall in der Wittlicher Markuskirche am Samstagabend ausgezahlt haben.

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