Bewegt und beeindruckt

Die 1000-Jahr-Feier von Osann im Sommer 2008 ist bis nach Israel bekannt geworden. Reuven Arbel-Ermann aus Nahariya, einer Stadt am Mittelmeer, ist mit seinem Enkelsohn Guy Dar-Ermann in Osann-Monzel bei der Suche nach seinen Vorfahren fündig geworden.

 Bewegt und beeindruckt im Gespräch bei der Thora im Osanner Pfarrheim: Reuven Arbel aus Israel (rechts) und sein Enkel Guy Dar (links). TV-Foto: Erich Gerten

Bewegt und beeindruckt im Gespräch bei der Thora im Osanner Pfarrheim: Reuven Arbel aus Israel (rechts) und sein Enkel Guy Dar (links). TV-Foto: Erich Gerten

Osann-Monzel. Auf dem jüdischen Friedhof von Osann geht Reuven Arbel von Grabstein zu Grabstein, reinigt mit etwas Wasser die hebräischen Inschriften, damit diese besser lesbar werden. Nach einer guten halben Stunde strahlt der 73-Jährige. "Hier liegt mein Ur-Ur-Opa begraben, Salomon Ermann aus Osann, gestorben 1877."

Auf jüdischen Friedhöfen werden keine Grabstätten entfernt. Der Ruheplatz seines Urgroßvaters hat selbst die schweren Jahre der Nazizeit überstanden.

Erfreut erhebt sich Reuven Arbel, der als Martin Ermann 1936 in Frankfurt/Main geboren wurde: "Mein Opa Ludwig Ermann verzog von Osann nach Frankfurt. In Frankfurt wurde mein Vater Hans Ermann 1906 geboren. Er musste 1937 nach Israel emigrieren. Meine Mutter und ich folgten ihm im März 1938."

Reuven Arbel siedelte sich in Nahariya an, einer damals deutschsprachigen Siedlung, heute eine 55 000 Einwohner zählende Stadt am Mittelmeer nahe der libanesischen Grenze, in der durch den Zuzug vieler Juden aus aller Welt mittlerweile vorwiegend hebräisch gesprochen wird. "Warum ich nach Osann komme? Ich habe herausgefunden, dass mein Opa in Osann geboren wurde, aber keiner meiner Freunde in Deutschland wusste, wo Osann liegt. Dann habe ich im Internet recherchiert und bin auf die Ortschronik gestoßen, erstellt zur 1000-Jahr-Feier 2008." In der Chronik las er vieles über die jüdische Geschichte und die Osanner Familien Ermann. "Da habe ich mir vorgenommen, ich muss Osann sehen." Vergangene Woche war der Tag gekommen. Der lebensfrohe Mann aus Israel und sein 21-jähriger Enkel Guy Dar strahlen Optimismus aus und freuen sich, den Geburtsort ihrer Vorfahren gefunden zu haben. In Begleitung von Freunden aus Heidelberg wurden sie in Osann von Kennern der Osanner jüdischen Geschichte empfangen.

Der Rundgang durch den Ort ihrer Vorfahren, zur ehemaligen Synagoge und zum jüdischen Friedhof entwickelte sich zum Finden der eigenen Wurzeln. Bei einer Gesprächsrunde im katholischen Pfarrheim zeigten die Osanner dem sichtlich bewegten Reuven Arbel die Reste der Thora-Rolle aus der ehemaligen Synagoge. Es war spürbar: Gäste und Gastgeber waren hocherfreut beim gegenseitigen Kennen- und Verstehenlernen. Geschichte und Gegenwart gaben sich im Gespräch bei der Thora die Hand.

Das Treffen in Osann-Monzel stand von Anfang an unter einem positiven Stern und war so ganz nebenbei Völkerverständigung im besten Sinne. Das bestätigten die Worte des 21-jährigen Guy Dar-Ermann: "I love Germany, it is a nice country - Ich liebe Deutschland, es ist ein schönes Land."

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