Bibliothek statt Bolzplatz

Ein gutes Buch statt rundem Leder, nach der Schule in die Bücherei statt auf den Fußballplatz: Die vom rheinland-pfälzischen Bildungsministerium initiierte Aktion "Lesesommer Rheinland-Pfalz" soll bei Kindern und Jugendlichen Lust aufs Lesen machen. Die Saarburger Stadtbücherei ist eine von rund 80 teilnehmenden Bibliotheken.

 Freuen sich schon auf die Aktion „Lesesommer Rheinland-Pfalz“: Marcel (6) und Michelle (7) aus Freudenburg leihen sich regelmäßig Bücher in der Saarburger Stadtbücherei aus. TV-Foto: Kim-Björn Becker

Freuen sich schon auf die Aktion „Lesesommer Rheinland-Pfalz“: Marcel (6) und Michelle (7) aus Freudenburg leihen sich regelmäßig Bücher in der Saarburger Stadtbücherei aus. TV-Foto: Kim-Björn Becker

Saarburg. "Heute wollte ich ein Pferdebuch", sagt die siebenjährige Michelle aus Freudenburg und zeigt auf das bunte Buch in ihrer Hand. Alle drei Wochen etwa kommt sie mit ihrem Bruder Marcel (6) und ihrer Mutter in die Saarburger Stadtbücherei - undbeide haben sich schon für den "Junior-Club" für junge Leser bis zwölf Jahre angemeldet. Für 13- bis 16-Jährige indes gibt es den "Teens-Club". Beide zusammen bilden das Rückgrat des "Lesesommers", der unter Regie von Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD) ins Leben gerufen wurde.

Wer sich vom 9. Juni bis zum 8. August mindestens drei Bücher ausleiht und liest, erhält ein Zertifikat - und, geht es nach der Ministerin, einen positiven Vermerk auf dem Halbjahreszeugnis des kommenden Schuljahrs. Dazu jedenfalls hat Ahnen die Schulleiter ausdrücklich ermutigt - erzwingen freilich kann sie die Honorierung nicht.

"Aber ich denke, dass die Saarburger Schulen mitziehen werden", sagt Gudrun Lüdecke, Leiterin der Saarburger Stadtbücherei, optimistisch. Mehr als 30 ausgefüllte Anmeldekarten stapeln sich schon in einem kleinen Karton. Bald sollen in der Stadt und in Schulen Plakate auf den Beginn des "Lesesommers" hinweisen. Die Bücherei hat ihren Bestand dafür eigens ausgeweitet: Rund 200 neue Kinder- und Jugendbücher reichern den bisherigen Bestand von rund 3500 Büchern an. Das Landesbibliothekszentrum, das die Aktion im Auftrag der Landesregierung koordiniert, steuerte dabei 400 Euro bei, ebenso tat es die Volksbank Saarburg. "Die Neuanschaffungen sollen auch erst mal nur den Club-Mitgliedern zur Verfügung stehen, aber dann natürlich im Bestand verbleiben", erklärt Lüdecke. Dafür wird die Ausleihfrist während der "Lesesommer"-Aktion auf zwei Wochen verkürzt. Außerdem will sie eine eigene Lese-Ecke mit separatem Regal, einem Tisch und ein paar Stühlen einrichten und pünktlich zu Schulschluss auch mal ein paar Knabbereien bereitstellen. "Das Wichtigste ist, dass man den Kindern und Jugendlichen auch das anbietet, was sie gerne lesen möchten", sagt die Bibliothekarin. Bei Kindern und Jugendlichen sei Fantasy-Literatur gerade ungemein gefragt, weiß sie aus zahlreichen Gesprächen mit jungen Lesern. Bei Älteren kommt noch Literatur zu Themen wie Drogensucht oder Schwangerschaft hinzu.

Doch wie sollen Kinder und Jugendliche im Hochsommer - dazu noch zur Zeit der Fußball-Europameisterschaft - ausgerechnet den Weg in die Bibliothek finden und nicht ins Freibad oder auf den Bolzplatz? "Mir ist aufgefallen, dass gerade die sehr aktiven Kinder nach dem Sport oder nach der Schule auch gerne in die Bücherei kommen und in Ruhe lesen wollen", entgegnet Lüdecke. Nach Ende der zweimonatigen Aktion sollen der fleißigste Leser, das am häufigsten ausgeliehene Buch und das am besten bewertete Buch mit einer kleinen Feier in der Bücherei prämiert werden.

Zur Eröffnung des "Lesesommers" hat die Saarburger Stadtbücherei (Graf-Siegfried-Str. 32) am Montag, 9. Juni, 15 Uhr, zur Vorstellung der Aktion und der neu beschafften Kinder- und Jugendliteratur geöffnet.

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