Bienen, Blütenstaub und Bohrkerne

WEDERATH. (iro) Der Laie verbindet mit dem Archäologie vor allem das Ausgraben von Tempeln und Amphittheatern. Doch dank der Unterstützung von Naturwissenschaften können Wissenschaftler heute auch einiges über die Umwelt und die Krankheiten unserer Vorfahren sagen. Darüber informiert die neue Sonderausstellung im Archäologiepark.

Gegen Schnupfen ist kein Kraut gewachsen, heißt es im Volksmund so schön. Und das, obwohl Menschen schon seit vielen Jahrhunderten unter ihm leiden. Woher man das weiß? Eine spezielle Wissenschaft mit dieser und anderen ähnlich gelagerten Fragen: die Paläopathologie. Sie beschäftigt sich mit Verletzungen und Krankheiten der prähistorischen und historischen Menschen und Tieren. Nasennebenhöhlen- oder Kiefernhöhlen-Entzündungen lassen sich am Knochen durch Ablagerungen nachweisen, die entstehen, wenn Zellreste verkalken. Die historischen "Schniefnasen" und ihren Ursachen stehen im Mittelpunkt der neuen Sonderausstellung "Hatschi...! Pollen! Blütenstaub in Medizin und Archäologie" im Archäologiepark Belginum, die am kommenden Freitag, 27. Juni, vor geladenen Gästen offiziell eröffnet wird. Belegbar sind solche Entzündungen durch Funde beispielsweise in Trier am Domfreihof und St. Matthias. Ein derartiges Glück war den Archäologen bei den Ausgrabungen in Wederath nicht beschieden, die bereits seit knapp 50 Jahren andauern. "Der Boden hier ist leider viel zu aggressiv", bedauert die Museumsleiterin Rosemarie Cordie. Organisches Material - auch Knochen - haben die Jahrhunderte im Gräberfeld neben dem Archäologiepark nicht überdauert. Doch deshalb muss sich die langjährige Grabungsleiterin nicht grämen. Denn auch im Hunsrück gab es interessante Funde, die möglicherweise die Ursache für die keltischen und römischen Schniefnasen waren: Pollen. Knochen verschwanden, Pollen sind erhalten - der Widerspruch ist nur scheinbar. In der aggressiven Erde, die beim Gräberfeld vorherrscht, konnten Knochen nicht überleben. Die Konservierung der Pollen dagegen verdanken die Menschen des 21. Jahrhunderts einem besonderen geologischen Phänomen: den Brüchern, Moorlandschaften, wie sie für den Hunsrück typisch sind. Denn die Moore konservieren. Am 28./29. Juni ist die Ausstellung erstmals für die Öffentlichkeit zugänglich. Rosemarie Cordie erwartet ein volles Haus: "Da tobt der Bär." Denn parallel werden im Rahmen des Tages der Architektur Führungen angeboten.

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