Bier beim Trachtenfest: Winzer laufen Sturm

KRÖV. Seit 52 Jahren wird in Kröv das Internationale Trachtenfest gefeiert. Es ist das größte und werbewirksamste Ereignis der Weinbaugemeinde. In den 52 Jahren wurde noch nie Bier ausgeschenkt. Die Gemeinde als Ausrichter des Festes wird dies in diesem Jahr erstmals ändern. Doch die Winzer laufen Sturm und wollen das Fest boykottieren.

Am 3. November 2005 fasste der Gemeinderat Kröv einen denkwürdigen Beschluss: "Zur Erschließung weiterer Einnahmequellen beim Trachtentreffen 2006 soll ein Bierstand aufgestellt werden." Die Abstimmung erfolgte mit elf Jastimmen, vier Neinstimmen und einer Enthaltung. Der Beschluss wurde erst im Februar, nach Kappensitzung und Fastnachtsumzug, im Mitteilungsblatt veröffentlicht. Seitdem ist große Unruhe im Dorf. Der Ortswinzerverband, in dem rund 200 Winzer zusammengeschlossen sind, läuft nun Sturm gegen den Gemeinderatsbeschluss. Vorsitzender Otto Schnitzius: "Besser kein Trachtenfest als ein Trachtenfest mit Bier." Kröver Weinfeste bislang immer ohne Bier

Noch nie in der über 50-jährigen Geschichte des Trachtentreffens, das Jahr für Jahr viele Tausend Besucher nach Kröv lockt, wurde Bier ausgeschenkt - weder frisch gezapft, noch in Flaschen. Der Vorstand des Winzerverbandes will, dass dies so bleibt. Bernd Hermes: "Für mich ist es unvorstellbar, dass in der Weinbrunnenhalle ,Kröver Nacktarsch' Bier ausgeschenkt wird." Kröv sei an der Mosel eine der letzten Bastionen, wo man bei Weinfesten ganz auf Bier verzichte. Sogar beim Mitternachtslauf an Pfingsten, organisiert vom Turnverein Kröv, und bei der Remigiuskirmes im Oktober, die der Musikverein ausrichtet, sei Bier tabu. Auch Winzer Georg Hermes ist wie viele seiner Berufskollegen erbost: "Gerade jetzt, wo der Wein wieder im Kommen ist, und der Moselwein an Image gewonnen hat, soll das Niveau wieder zurückgeführt werden." Gerd Klein meint: "Es gibt genügend Gasthäuser im Ort, wo man auch während des Festes Bier trinken kann." Gerd Klein, Bernd und Georg Hermes, Bruno Römer und andere Winzer wollen das Trachtenfest weder finanziell noch durch ihre Mithilfe unterstützen, falls es bei dem Beschluss bleibt. Sie wollen aus Protest auch keinen Wein zum Fest liefern. Bernd Hermes: "Ich hoffe, dass sich noch viele Winzer mit uns solidarisch erklären." Das Fest braucht rund 400 freiwillige Helfer, damit es auf die Beine gestellt werden kann. Bruno Römer rechnet damit, dass nun 100 Helfer aus Protest nicht mitmachen werden. Die Gemeinde, die beim Internationalen Trachtentreffen jedes Jahr rund 30 000 Euro Defizit einfährt, erhofft sich mit dem Bierverkauf Mehreinnahmen. Ortsbürgermeister Elmar Trossen, der seinerzeit gegen den Bierausschank gestimmt hat, sieht nun keine Möglichkeit mehr, zurückzurudern. Trossen: "Die Verträge mit dem Bierlieferanten sind unterschrieben." Trossen bedauert es, dass der Ortswinzerverband erst so spät gegen den Beschluss protestiert. Trossen: "Ich verstehe nicht, warum die Winzer erst jetzt damit kommen." Trossen hält es für möglich, dass es beim Trachtenfest 2007 wieder nur Wein geben wird. Für dieses Jahr seien aber die Weichen gestellt, der Beschluss sei nicht mehr rückgängig zu machen. Liebe Leser, Ihre Meinung in Kürze: Soll beim Trachtentreffen Bier ausgeschenkt werden? Was halten Sie davon? Schreiben Sie uns Ihre Meinung in Kürze (maximal 30 Zeilen à 30 Anschläge) an mosel-echo@volksfreund.de oder Fax 06541/839229. Name und Anschrift bitte nicht vergessen!

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