"Mir säin rät." Wissen Sie was das heißt? "Wir sind fertig." Die Kröver und ihre Sprache. Zum Glück gibt es noch viele Ureinwohner, die diesen unverwechselbaren Dialekt beherrschen. Auf der Kappensitzung wird "platt geschwätzt". Manchmal musste ich meinen Nachbarn, er hieß wohl Schnitzius, Müllers oder Römer, auf jeden Fall ein "Krewer", um Übersetzungshilfe bitten. Jetzt weiß ich auch, dass "kouke" schauen heißt.Echte Verbundenheit mit den Kinheimern

Natürlich hab' ich die Berichterstattung im TV über die Nacktarschhalle (die feinen Kröver sagen Weinbrunnenhalle) verfolgt. Noch immer sorgt der Bau für Diskussionen, denn Kunst am Bau ist ja ganz schön, aber trocken bleibt unter dem stählernen Brunnendach keine Sau. Und ein öffentliches Pissoir haben die Kröver auch. Mitten auf dem Bürgersteig. Oder ist das womöglich nur für einen gedacht, der sein Bedürfnis mit Vorliebe an der frischen Luft verrichtet? Und dann sind da noch die Kinheimer oder "Kunnemer", wie die Kröver sagen. Die Kröver haben ihre Nachbarn moselaufwärts ganz fest in ihr Herz geschlossen, denn immer wieder ist von ihnen die Rede. Die Kinheimer müssen richtig freundliche Leute sein. Denn jedesmal, wenn ein Kröver Kinheimer sagt, wird schon gelacht. Ich hab' mir sagen lassen, dass es auf der Kinheimer Kappensitzung ganz genau umgekehrt ist. Das nenn' ich "echte Verbundenheit". Die Kröver sind besonders fähige Winzer. Dachte ich. Was den Wein angeht, den Wilma und ich am Samstagabend verkostet haben, stimmt das auf alle Fälle. Anscheinend können die Kröver Winzer nicht so recht mit ihren Wingertsgeräten umgehen. Der eine kippt seine Trauben auf die Straße, der andere läuft seinem Bulldog im Wingert hinterher. Aber politisch sind die Kröver voll auf der Höhe. Gerade erst wird übers Antidiskriminierungsgesetz debattiert, da haben die Kröver schon reagiert. Im nächsten Jahr bekommen auch die Kinheimer und die Traben-Trarbacher Karten für die Kappensitzung. Das nenn' ich gnädig. Mit ihrer Obrigkeit gehen die Kröver nicht zimperlich um. VG-Chef Bastgen ist der "Big mac", Ortsbürgermeister Trossen der "Bürger King" und der Beigeordnete der Doppelwhopper. Gut genährt sind sie allemal. Da wundert es nicht, dass vermeintlich dürre Skelette, die im Dunklen auf der Bühne Angst und Schrecken verbreiten, bei Licht betrachtet doch noch einiges auf den Rippen haben. Und erst die Funkengarde. Meine Wilma schaute wehmütig auf die schlanken und gelenkigen Beine. Ich übrigens auch. Mitwirkende Bei der Sitzung wirkten unter anderem mit: das Prinzenpaar Karl-Heinz II. und Silvia I.; Hans-Josef Weber, Gerd Weber und Ewald Kneib als "Heilige Drei Könige", die Sitzungspräsidenten Rüdiger Löwen und Günter Müllers, "Reichsnarr" Gerd Klein, Prinzenlaudator Gerhard I., Heinz Stadtfeld, Präsident der Reichsnarren, und Marcel Müllers, Vizepräsident der Reichsnarren, Katrin Schühlein als "Chrestbaam", die "Schildbürger" Dieter Kuschina und Ellen Kuschina, die "Fabeltiere" Gerhard Trossen und Gerhard Skodowski, der "Hausmeister" Günter Schnitzius, die Kröver Reichssänger, der "Skifahrer" Bertram Molitor, Hermann Krämer als "Heinz Becker", die "Demonstranten" Corina Röhl und Roman Weißkopf, die "niemals Nüchternen" Rüdiger und Kai Löwen und die Prinzengarde unter Leitung von Erica Junglen und Nicole Herges.
Ein Wort zum Autor: Wilbert ist ständiger Kolumnist der TV-Moselausgabe und tritt stets zum Wochenende in Erscheinung. Zu der Kröver Kappensitzung war er - zusammen mit seiner Wilma - persönlich eingeladen worden.