Birken sollen weichen

Anlieger regen sich massiv über die 18 Birken in der Hundheimer Rochusstraße auf. Die bis zu zwölf Meter hohen Bäume machen sich mit ihren umherfliegenden Samen und Blättern unbeliebt. Jetzt soll die Hälfte der Bäume gefällt werden. Keine gute Lösung - finden Anwohner und manche Mitglieder des Ortsbeirats.

Hundheim. "Das ganze Jahr leide ich unter diesen Birken", schimpft Harald Bolz. Je nach Jahreszeit fliegen Blätter, Samen oder Äste auf das Grundstück des 73-Jährigen, bei offenem Fenster sogar in die Wohnung. Er könne nicht mehr bei offenem Fenster schlafen, klagt Bolz, der gleich neben den Birken in der Hundheimer Rochusstraße wohnt.

Die Entscheidung des Ortsbeirats, nur die Hälfte der 18 Birken fällen zu lassen, kann der Rentner nicht verstehen: "Entweder müssen alle Bäume weg oder alle bleiben stehen."

Sabine Kunz hat besondere Probleme mit den Baumsamen: "Das Zeug verstopft die Regenablaufleiste in den Fenstern. Wenn es regnet, läuft das Wasser in die Wohnung." Bei Samenflug sei auch kein Wäschetrocknen im Garten mehr möglich. Die Blätter hätten auch schon einmal die Dachrinne verstopft.

Viele Gärten seien im Sommer schattig



Weitere Probleme sehen die Anlieger bei den Solaranlagen, die nur noch wenig Strom produzieren. Im Sommer gebe es wegen der Birken in vielen Gärten nur noch Schatten statt Sonne. Als Reaktion auf die Proteste hat sich Ortsvorsteher Joachim Gutweiler nach den Kosten für das Bäumefällen erkundigt: "Wenn wir auch die Wurzeln entfernen lassen, wären das 3000 Euro." Anschließend neue Bäume oder Büsche anzupflanzen, würde nochmals 2800 Euro kosten. Das sei zu viel für das Budget der 660-Seelen-Gemeinde. Eine günstigere Alternative müsste gefunden werden.

Doch nicht überall regt sich Widerstand gegen die Hundheimer Birken. Ratsmitglied Ulrich Wilbert spricht sich für den Erhalt und gegen Kahlschlag aus. Der sei nur nötig, wenn die Bäume kaputt wären und umzufallen drohten: "Wir leben hier schließlich auf dem Land", argumentiert Wilbert.

Für Theo Schommer mindern die zwölf Meter hohen Bäume jedoch "die Lebensqualität" der Anwohner. "In der Rochusstraße gibt es ihretwegen im Sommer keine Sonne." So stimmten in der jüngsten Sitzung des Ortsbeirats denn auch lediglich fünf der 14 Ratsmitglieder gegen die Fällung der Bäume, wie sie Klaus Bauer beantragt hatte. Allerdings sollen jetzt nur neun der 18 Bäume verschwinden. Statt der kompletten Entfernung der Bäume samt Wurzeln hat das Gremium zudem eine preiswertere Lösung gefunden: Das reine Fällen von neun Birken kostet den Ort 900 Euro.

Die Birken sollen weichen, die einzige Buche in der Rochusstraße ist den Hundheimern bislang kein Dorn im Auge - im Gegenteil: "Wenn die gefällt würde, bekäme ich richtig Ärger", sagt Ortsvorsteher Gutweiler. ExtraGesetzliche Vorschriften zum Fällen von Bäumen: Welche Auflagen auch auf privatem Grund zu beachten sind, darüber infomiert der Landkreis Bernkastel-Wittlich im Internet unter www.bernkastel-wittlich.de, Suchbegriff: Baumfällung. Demnach ist bei Eingriffen in die Natur immer das Artenschutzrecht zu beachten, denn Bäume sind auch Lebensräume für Vögel und Kleinlebewesen. Wer einen Baum schlagen möchte, sollte zunächst prüfen, ob dieser nicht geschützt ist durch eine sogenannte Baumschutzverordnung, wie sie immer mehr Kommunen besitzen. Wer eine Schutzbestimmungen verletzt, dem drohen ein Verfahren wegen Ordnungswidrigkeit und hohe Geldbußen. Fragen zu diesem Thema beantwortet Walter Schlösser von der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich unter Telefon 06571/14-2480. (doth)

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